Der Wedding ist übersichtlich in ein paar Kieze eingeteilt, dazu ein paar Parks und Plätze. Fertig ist das Bild vom grauen Ghetto am Rand der Berliner Innenstadt. So scheint es zumindest. In Wirklichkeit ist der Wedding ein großer, grüner Dschungel voller großer und kleiner Besonderheiten. Die Kleinode und höchst bemerkenswerten Schätze erschließen sich aber nicht jedem oberflächlichen Betrachter. Deshalb helfen wir mit unserer Serie ein bisschen dabei, sie aufzuspüren.
Gebäude
Gar nicht so unbekannt, aber überhaupt nicht von der Straße aus als solche zu erkennen ist die U‑Bahn-Hauptwerkstatt Seestraße. Sie nimmt einen ganzen Häuserblock zwischen Müller‑, Türken- und Edinburger Straße ein, ist aber auf allen vier Seiten von Wohnhäusern und auch dem Schillerpark-Center umbaut. Nur das kleine Pförtnerhäuschen an der Müllerstraße 49 gibt einen Hinweis auf die BVG. Wer mit der U 6 in Richtung Tegel fährt, erkennt die Abzweigung allerdings sehr genau an der unterirdischen “Berg- und Talfahrt”: Die beiden abzweigenden Gleise zur Werkstatt werden zwischen den U‑Bahnhöfen Seestraße und Rehberge unterfahren. Vom Parkdeck des Centers kann man ebenfalls auf die vielen Gleise schauen. 30 Jahre lang lag die Hauptwerkstatt am Ende der U‑Bahn-Strecke. Erst seit 1953 geht die Linie weiter unter der Müllerstraße Richtung Reinickendorf.
Skulptur
Als der Courbièreplatz (heute Max-Josef-Metzger-Platz) nach dem Krieg neugestaltet wurde, entstand die zwölf Meter hohe Trümmersäule des Künstlers Gerhard Schultze-Seehof. 40.000 Mosaiksteine aus abgeklopften Ziegelsteinen stellen auf jeder Seite Sklaverei, Zerstörung, Aufbau bzw. Wiederaufbau Berlins und Demokratie dar. Die 1954 enthüllte Stele erinnert ebenfalls an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953.
Garten
Der mit einem roten Tor gestaltete Eingang an der Osloer Straße 107⁄108 führt zu einem Kunstprojekt namens “Jenseits der Natur”. Auf Schautafeln wird erklärt, was es mit der Idee “Volksherrschaft im Garten” und dem Parlament der Pflanzen auf sich hat. Falls euch die Kunst nicht interessiert: Der Durchgang von der Osloer Straße durch die verwilderte Fläche zur Travemünder Straße ist ein kleines Naturparadies und unerwartet schön.