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Ehrung vom Bezirk:
Ebru Schaefer für Engagement ausgezeichnet

Brunnenviertlerin setzt sich seit 2015 für Kinder in Not ein
13. Oktober 2021
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Abso­lut ver­dient! Das ist der häu­figs­te Kom­men­tar in der Nach­bar­schaft und in den sozia­len Medi­en auf die Nach­richt, dass Ebru Schae­fer aus dem Brun­nen­vier­tel die Bezirks­ver­dienst­me­dail­le ver­lie­hen bekom­men hat. Mit der Aus­zeich­nung ehrt der Bezirk beson­ders ver­dien­te Bürger:innen, die sich für den Bezirk ein­set­zen. So wie die enga­gier­te Frau, die Spen­den­ak­tio­nen für Kin­der aus geflüch­te­ten Fami­li­en in Ber­lin orga­ni­siert – zu Weih­nach­ten, zum Schul­an­fang, zwi­schen­durch. Am Don­ners­tag, den 23. Sep­tem­ber fand die Preis­ver­lei­hung im Tee­haus im Eng­li­schen Garten/Tiergarten statt. Wir waren dabei.

Die Bezirks­ver­dienst­me­dail­le wird auf Vor­schlag vom Bezirk ver­ge­ben, bewer­ben kön­nen sich die Preis­trä­ger nicht. Im Fall von Ebru Schae­fer hat unse­re Autorin Domi­ni­que Hen­sel den Vor­schlag ein­ge­reicht – und bei der Preis­ver­lei­hung auch die Lau­da­tio gehalten. 

Ebru Schaefer (mitte) mit Sonja Kreitmair und Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel
Ebru Schae­fer (mit­te) mit Son­ja Kreit­mair und Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan von Das­sel bei der Preis­ver­lei­hung. Foto: Hensel

Die Lobrede im Wortlaut

Lie­be Nach­ba­rin­nen und lie­be Nach­barn,
sehr geehr­ter Herr Bezirksbürgermeister,

ich bin heu­te hier, um auf das her­aus­ra­gen­de Enga­ge­ment einer Frau aus dem Wed­din­ger Brun­nen­vier­tel hinzuweisen.

Ich habe Ebru Schae­fer vor fast drei Jah­ren zum ers­ten Mal getrof­fen. Das war bei einer Recher­che, bei mei­ner Arbeit. Ich bin Jour­na­lis­tin und schrei­be unter ande­rem für die Wed­din­ger All­ge­mei­ne Zei­tung und das Online­por­tal Weddingweiser.de. Jemand hat­te mir den Tipp gege­ben, eine wohl­tä­ti­ge Akti­on für Kin­der zu besu­chen und dar­über zu schrei­ben. Ich such­te gera­de eine Geschich­te für die Weih­nachts­aus­ga­be der Zei­tung und ging zu der Aktion.

Ich kam zu einem Raum in der Kita am Hum­boldt­hain vol­ler Scho­ko-Weih­nachts­män­ner, vol­ler Kin­der­bü­cher, vol­ler hoch­mo­ti­vier­ter Men­schen, vol­ler Wert­schät­zung und Freund­lich­keit. Und mit­ten­drin war Ebru Schae­fer, das Zen­trum der Aktion.

Ich weiß durch mei­ne Arbeit, dass es vie­le Men­schen in Mit­te gibt, die sich für ande­re ein­set­zen. Die dazu bei­tra­gen, das Mit­ein­an­der bes­ser zu machen, das Schick­sal ande­rer leich­ter, den All­tag fro­her und bes­ser. Ich habe oft über sol­che Men­schen berich­tet, sie hal­ten unse­re Gemein­schaft etwas mehr zusammen.

Unter allen, die ich bis­her inter­view­te, sticht der uner­müd­li­che Ein­satz von Ebru Schae­fer für mich beson­ders hervor.

Kurz nach­dem in der Flücht­lings­kri­se 2015 vie­le Men­schen auch bei uns im Bezirk Schutz such­ten, begann Ebru Schae­fer ihr Enga­ge­ment. Als ihr Geburts­tag bevor­stand wünsch­te sie sich statt Geschen­ken Süßig­kei­ten. Nicht für sich, son­dern für die Kin­der, die in Turn­hal­len und ande­ren Unter­künf­ten gestran­det waren. Eine klei­ne Weih­nachts­über­ra­schung, etwas Süßes in einer schwe­ren Zeit woll­te sie ihnen geben. Bei ihrer Sam­mel­ak­ti­on kamen zu ihrer eige­nen Über­ra­schung so vie­le Süßig­kei­ten- und Sach­spen­den zusam­men, dass sie 1500 Weih­nachts­tü­ten packen konn­te. Ebru Schae­fer ver­teil­te sie mit Hil­fe ihres Man­nes, mit Freun­den und Hel­fen­den aus ihrem per­sön­li­chen Netz­werk im Wed­ding und dar­über hinaus.

Aus einer Statt-Blu­men-Idee wur­de eine jähr­li­che Akti­on zu Weih­nach­ten. Immer wenn die ers­ten Weih­nachts­män­ner in der Super­markt-Rega­len auf­tau­chen, beginnt Ebru Schae­fer erneut eine Spen­den­samm­lung. 2016, 2017, 2018, 2019, 2020 – 1500 Weih­nachts-Über­ra­schungs­tü­ten für Kin­der kamen eigent­lich immer zusam­men. „Weih­nachts­en­gel aus dem Wed­ding“ titel­te mei­ne Zeitung.

Doch das Enga­ge­ment für die Schwächs­ten endet nicht mit denn Weih­nachts­ak­tio­nen. In den sozia­len Medi­en nutzt Ebru Schae­fer bis heu­te ihre vie­len Kon­tak­te, um unkom­pli­ziert und schnell alles zu besor­gen, was Fami­li­en und Kin­der in Not benö­ti­gen – sei es Klei­dung, sei es ein Kin­der­wa­gen oder sei­en es Hygie­ne­ar­ti­kel. In die­sem Jahr hat die enga­gier­te Frau aus dem Wed­ding trotz erschwer­ter Coro­nabe­din­gun­gen erst­mals eine zusätz­li­che Spen­den­ak­ti­on zum Schul­an­fang orga­ni­siert. Sie sam­mel­te Schul­tü­ten und Schul­ma­te­ri­al für die Kin­der in den Unter­künf­ten. Sie macht das ein­fach so, ohne Trä­ger, ohne Auf­trag, ohne För­der­be­scheid – weil es ihr ein Bedürf­nis ist. Man sagt heu­te manch­mal: Weil sie es kann.

Ebru Schae­fers Herz ist groß, ihr Wil­le, zu hel­fen, noch grö­ßer. Wo es ihr nötig erscheint, packt sie an. Sie fährt schon mal ganz früh an einem Sams­tag­mor­gen Hilfs­gü­ter quer durch die Stadt, sam­mel­te in ihrer Woh­nung lan­ge Zeit aus Man­gel an einem Lager­raum Sach­spen­den für ihre wohl­tä­ti­gen Aktio­nen. Beim Floh­markt im Kiez ver­kauf­te sie tür­ki­sche Spe­zia­li­tä­ten – um den Erlös kom­plett für Men­schen in Not zu spenden.

Sel­ten ist mir ein so selbst­lo­ser, freund­li­cher und offe­ner Mensch begeg­net wie Ebru Schae­fer. Und wie viel Ener­gie sie hat! Weder ihre eige­ne Krebs­er­kran­kung noch die schwe­re Coro­na­er­kran­kung ihres Man­nes konn­te sie für län­ge­re Zeit von ihrem Enga­ge­ment abhal­ten. Wochen­lang muss­te sie Anfang des Jah­res ernst­haft um das Leben ihres Man­nes ban­gen, ihre drei Kin­der allein betreu­en – um ande­re, um Schwä­che­re sorg­te und küm­mer­te sie sich trotz allem.

Wenn man sie fragt, war­um sie das macht, sagt sie, dass es uns allen doch so gut gehe, so viel bes­ser als jenen, denen sie Hil­fe anbie­tet. „Jedes Kind soll­te mit einem Lächeln durch die Welt gehen“ steht auf ihrem Face­book-Pro­fil. Für die­ses Ziel setzt sie sich uner­müd­lich ein. Pro­ble­me sind dazu da, aus dem Weg geräumt zu wer­den: Ärmel hoch und los. Das ist die Maxi­me von Ebru Schaefer.

Mit ihrem Enthu­si­as­mus reißt sie vie­le Men­schen mit. Bei der Weih­nachts-Pack­ak­ti­on im Dezem­ber 2019 konn­te ich das per­sön­lich erle­ben. Wenn Ebru Schae­fer die Ärmel hoch­krem­pelt und mit guten Bei­spiel vor­an geht, krem­peln vie­le Men­schen eben­falls die Ärmel hoch und unter­stüt­zen sie. Ihr Bei­spiel ist ein Vor­bild für vie­le. Mich hat das Enga­ge­ment von Ebru Schae­fer immer wie­der sehr beeindruckt.

Ich bin sicher, ich wer­de noch oft einen Anlass haben, über sie in der Zei­tung zu berich­ten. Doch mehr Wert­schät­zung als ein Arti­kel in einer Zei­tung oder im Inter­net habe ich lei­der nicht zu ver­ge­ben. Des­halb bin ich froh, dass der Bezirk mei­nem Vor­schlag gefolgt ist, Ebru Schae­fer mit der Bezirks­ver­dienst­me­dail­le aus­zu­zeich­nen. Ich fin­de, sie hat jede Aus­zeich­nung verdient.

Dan­ke, Ebru für die Inspi­ra­ti­on, Dein Hin­schau­en, Dein Dran­blei­ben, für Dei­ne Offen­heit. Dan­ke für Dein gro­ßes Herz und Dei­ne uner­müd­li­che Power!

Anmerkung

Neben Ebru Schae­fer wur­den wei­te­re Men­schen aus dem Bezirk aus­ge­zeich­net. Geehrt wur­den Akteur:innen der zen­tra­len bezirk­li­chen Gedenk­ver­an­stal­tung zum 9. Novem­ber 1938 – Lehrer:innen ver­schie­de­ner Schu­len (bei­spiels­wei­se des Les­sing-Gym­na­si­ums) und eine Ver­tre­te­rin des Grips Thea­ters. Mehr dazu steht in der Pres­se­mit­tei­lung des Bezirks.

Der Wed­ding­wei­ser hat bereits mehr­fach über Ebru Schae­fers Aktio­nen berich­tet: Berich­te über Ebru Schaefer

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

3 Comments

  1. Hal­lo, Domi­ni­que Hensel,
    ich bin sehr von dem Enga­ge­ment von Frau Ebru Schä­fer beein­druckt und wür­de ger­ne bei dem Pro­jekt mit­hel­fen. Woh­ne selbst im Wedding.
    Wäre es mög­lich, dass über Sie eine Ver­bind­gung her­ge­stellt wer­den kann? Ich bin nicht bei facebook.
    Vie­le Grü­ße und bereits heu­te dan­ke für Ihre Mühe, Caro­la Dötschel

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