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Climate Cultures Festival:
Utopie eines perfekten Kapitalismus

Bericht von der Auftaktveranstaltung des Climate Culture Festivals im Ballhaus Prinzenallee
28. Mai 2022
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UTOPOS / PANTOPIA – so hieß der Lite­ra­tur­abend am 15. Mai im Ball­haus Prin­zen­al­lee mit der Autorin The­re­sa Han­nig, die 2022 bei S. Fischer den Roman „Pan­to­pia“ ver­öf­fent­lich­te und damit am Ende einer lan­gen Rei­he von Uto­pie-Lite­ra­tur steht.

Wie die Uto­pie­li­te­ra­tur aus­sieht, prä­sen­tier­te der Lite­ra­tur­kri­ti­ker Mar­tin Zäh­rin­ger an die­sem Abend in zwei Tei­len. In Teil 1 wur­den Klas­si­ker der Uto­pie­li­te­ra­tur vor­ge­stellt. Das begann mit dem Huma­nis­ten Tho­mas Morus, der 1516 das Werk „Uto­pia“ ver­öf­fent­lich­te, auf das sich vie­le der nach­fol­gen­den uto­pi­schen Roma­ne bezie­hen. Zum Bei­spiel der Ame­ri­ka­ner Ernest Cal­len­bach, der 1975 in „Öko­to­pia“ beschrieb, wie sich Kali­for­ni­en von den USA abtrennt, um eine radi­ka­le Öko-Repu­blik zu grün­den. Cal­len­bach wie­der­um war ein Vor­bild für Dirk C. Fleck, der 1994 mit dem Roman „Go! Die Öko­di­ka­tur“ den deut­schen Öko-Staat als Dys­to­pie also Schre­ckens­ort ent­warf. Der „Spie­gel“ schrieb, das Buch gehö­re in die Gel­be Ton­ne, die deut­sche Sci­ence Fic­tion-Gesell­schaft gab dem Autor dafür den Sci-Fi-Preis des Jah­res 1994.

Por­trait The­re­sa Han­nig. Foto Jan Michalko

Freya Kreutz­kam und Jonas Brox­ter­mann, die auch im Thea­ter­stück „Migraaa­an­ten“ die Haupt­rol­len spie­len, lasen aus die­sen Roma­nen vor. (Das sehens­wer­te Stück Migraaa­an­ten wird übri­gens vom 25. Mai bis 28. Mai wie­der im Ball­haus Prin­zen­al­lee auf­ge­führt.) The­re­sa Han­nig erklär­te dem Publi­kum nach sze­ni­schen Lesun­gen aus ihrem Roman in Teil 2 aus­führ­lich, was die von ihr erfun­de­ne Künst­li­che Intel­li­genz „Ein­bug“ bewir­ken könn­te, wenn das Cha­os der Mensch­heit und also auch der Kli­ma­wan­del zu weit gehen. „Die KI kommt zu dem Ent­schluss, dass der Über­ver­brauch und damit die wach­sen­de Umwelt­zer­stö­rung auf­hö­ren, wenn die glo­ba­le Wirt­schaft auf gerech­te Prei­se setzt. Und wenn jeder Welt­bür­ger ein bedin­gungs­lo­ses Grund­ein­kom­men von der Orga­ni­sa­ti­on „Pan­to­pia“ bekommt, dann braucht man auch kei­ne Staa­ten mehr, die letzt­lich nur dazu da sind, die Ungleich­heit zu orga­ni­sie­ren.“ Ein­bug berech­net die Uto­pie des per­fek­ten Kapi­ta­lis­mus, aber in der leb­haf­ten Dis­kus­si­on nach der Lesung wur­de deut­lich, dass man die­ser jüngs­ten Figur der uto­pi­schen Lite­ra­tur nicht so ohne wei­te­res fol­gen könn­te. Man hät­te eher Angst vor einer KI, die die Macht über die Men­schen übernimmt.

Foto Jan Michalko

Mar­tin Zäh­rin­ger sagt: „Natür­lich gibt es einen Wider­spruch zwi­schen Ein­bugs berech­ne­ter Uto­pie und den meis­ten ande­ren Wer­ken der uto­pi­schen Lite­ra­tur, die den bere­chend­nen Kapi­ta­lis­mus selbst als Ursa­che des Pro­blems erken­nen. Aber ich fin­de sol­che Wider­sprü­che im Bereich des Lite­ra­ri­schen pro­duk­tiv.“ Der Regis­seur Oli­ver Tok­tasch sagt: „Ich kann mir vor­stel­len, dass wir die­se Lesun­gen ästhe­tisch wei­ter aus­bau­en. Das Thea­ter kann ja mit rela­tiv ein­fa­chen Mit­teln gro­ße Wir­kung erzeu­gen. Der gan­ze Raum kann ein­ge­setzt wer­den, die Tech­nik, das Publi­kum.“ Und sol­che Mög­lich­kei­ten des Thea­ters wür­de Mar­tin Zäh­rin­ger ger­ne für die Lite­ra­tur in Anspruch neh­men. Er plant für das Jahr 2023 eine klei­ne Rei­he für das Ball­haus Prin­zen­al­lee: LITERATUR AKTION WEDDING / Lek­tü­ren im Kon­text. „Die­se Kon­tex­te sol­len mög­lichst viel mit der Lebens­welt hier im Kiez zu tun haben, aber nicht nur.“

Das von ihm mit­ge­grün­de­te Wed­din­ger CLIMATE CULTURES net­work e.V. (gemein­nüt­zig) wür­de im Ball­haus Prin­zen­al­lee ger­ne auch eine Lite­ra­tur­werk­statt für jün­ge­re Men­schen durch­füh­ren, die Lust haben, kur­ze lite­ra­ri­sche Tex­te zum The­ma Kli­ma­wan­del zu schrei­ben. Spen­den kön­nen (steu­er­ab­zugs­fä­hig) auf das Ver­eins­kon­to ein­ge­hen. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen auf der Web­site des Vereins:

https://www.climate-cultures-network.com/about.html

Fotos CC Network

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

1 Comment

  1. KEIN PRIMA KLIMA 

    Mut­ter Erde in Not,
    Die Mensch­heit bedroht.

    Die Kli­ma­kon­fe­ren­zen vergeigt,
    Wär­mer wird’s, der Mee­res­spie­gel steigt.
    Für den Ener­gie­hun­ger der Welt
    Wer­den heut’ gan­ze Wäl­der gefällt.

    Raub­bau, Weg­werf­trend und Plastikflut,
    Dem Hei­mat-Pla­ne­ten geht’s nicht gut.
    Was ist unser Wohl­stand, alles Geld,
    Wenn am Ende kol­la­biert die Welt.

    Der Schutz von Umwelt und Klima
    Muss vorn steh’n auf der Agenda.
    Gegen der Welt Not und Elend
    Gilt es anzugeh’n konsequent.

    WACHSTUMSWAHN

    Man pro­du­ziert und produziert,
    Plün­dert Res­sour­cen ungeniert.
    Gewinn­ma­xi­mie­rung ist Pflicht,
    Die intak­te Natur zählt nicht.
    Bör­sen­kur­se steh’n im Fokus,
    Umwelt­schutz in den Lokus.

    Plas­tik­flut und Wegwerftrend,
    Man kon­su­miert permanent.
    Nur unser stän­di­ges Kaufen
    Hält das Sys­tem am Laufen.
    Unser west­li­cher Lebensstil
    Taugt nicht als Menschheitsziel.

    Die Jagd nach ewi­gem Wachstum
    Bringt letzt­lich den Pla­ne­ten um.
    Das obers­te Gebot der Zeit
    Muss hei­ßen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Pro­fit zu streben,
    Im Ein­klang mit der Natur leben.

    FÜR EINE BESSERE WELT

    Der Mensch, die­ses klu­ge Wesen
    Kann im Gesicht der Erde lesen.
    Er sieht die dro­hen­de Gefahr,
    Spürt die Erwär­mung Jahr für Jahr.

    Zu vie­le Buchen und Eichen
    Muss­ten schon der Koh­le weichen.
    Homo sapi­ens muss aufwachen,
    Sei­ne Haus­auf­ga­ben machen.

    Ret­ten wir den herr­li­chen Wald,
    Bewah­ren die Artenvielfalt.
    Kämp­fen wir für Mut­ter Erde,
    Dass sie nicht zur Wüs­te werde.

    Spie­let lie­ber die Gitarre,
    Als zu tra­gen eine Knarre.
    Lasst die wei­ßen Tau­ben fliegen,
    Aggres­si­on und Hass besiegen.

    Für die Zukunft des Planeten,
    Weg mit den Atomraketen.
    Ende der Waffenexporte,
    Abrüs­tung an jedem Orte.

    Gegen wil­des Spekulieren
    Muss man Ban­ken regulieren.
    Für die Pfle­ge braucht es Gelder,
    Nicht für Managergehälter.

    Lasst Obdach­lo­se nicht allein,
    Mie­ten müs­sen bezahl­bar sein.
    Wir brau­chen die Mindestrente
    Und der Hun­ger­löh­ne Ende.

    Die Leu­te legen ab den Neid,
    Die Reli­gio­nen ihren Streit.
    From­me und Hei­den sind vereint,
    Uns’­re Son­ne für alle scheint.

    Kei­ner ist des Ande­ren Knecht,
    Für alle gilt das Menschenrecht.
    Jeder kann glau­ben, was er will,
    Frie­den und Frei­heit unser Ziel.

    POEM FOR MOTHER EARTH

    The earth is our mother,
    We will not have another.
    There’s no bet­ter place to find
    For ani­mals, plants, mankind.

    Green woods, beau­tiful lakes,
    Natu­re has got, what it takes.
    We have to keep clean the air,
    As envi­ron­ment everywere.

    Put an end to coal mining,
    Nuclear power and fracking.
    Cli­ma­te con­cerns all nations,
    Just as pla­s­tic in the oceans.

    For good living day and night
    Must chan­ge dark­ness and light.
    Our pla­net, so won­derful blue,
    We will always pro­tect, we do!

    Rai­ner Kirm­se , Altenburg

    Herz­li­che Grü­ße aus Thüringen

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