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Tauschen: Dinge loswerden macht Spaß!

4. September 2013
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Tauschregal im Eiscafé Kibo
Tausch­re­gal im Eis­ca­fé Kibo

Eine zufäl­li­ge Begeg­nung vor dem Eis­ca­fé Kibo in der Trans­vaal­stra­ße, und schon sind wir mit­ten im Gespräch. Nicht nur das Eis ist ein guter Grund, hier­her­zu­kom­men, son­dern auch das Tausch­re­gal im Café: “Bücher tau­schen ist eine klas­se Idee, das hät­te schon viel frü­her eta­bliert wer­den müs­sen”, erzählt Anke Rom­mel, die Inha­be­rin des Wed­din­ger Tex­til-Labels “aro­shi”. Sie sieht das Gan­ze auch prak­tisch: “Ich lese so vie­le Bücher, die kann ich gar nicht alle zu Hau­se behal­ten, habe schon etli­che Kis­ten ver­schenkt und bin oft in Biblio­the­ken. Tau­schen ist da schon deut­lich ökonomischer!”

Tauschmobil in Aktion Foto: B. Lüdecke
Tausch­mo­bil in Akti­on Foto: B. Lüdecke

“Tei­len ist das neue Haben”, pla­ka­tiert eine Par­tei im Wahl­kampf und trifft genau den Nerv kon­sum­ge­stress­ter Zeit­ge­nos­sen. Alt­klei­der im Second Hand-Laden kau­fen, Lebens­mit­tel bei den “Tafeln” ver­wer­ten las­sen und Autos beim Car­sha­ring gemein­schaft­lich nut­zen: so kri­tisch man das auch sehen mag, hat sich dies alles längst im groß­städ­ti­schen All­tag eta­bliert. Der “Weg­werf­ge­sell­schaft” hat dies bis jetzt noch kei­nen Abbruch getan. Fest steht: tau­schen ist ein Trend, der allent­hal­ben, auch im Wed­ding, immer mehr um sich greift. So soll ab 5. Sep­tem­ber das Tausch­mo­bil, ein Lie­fer­wa­gen mit Objek­ten, die auf einen neu­en Besit­zer war­ten,  jeden Don­ners­tag von 8 – 15 Uhr auf dem Leo-Wochen­markt ste­hen. Auch die Tran­si­ti­on-Town-Grup­pe “Wed­ding­wand­ler” beschäf­tigt sich in ihrem Kiez mit “Tau­schen und Tei­len”. In einem “Din­ge-Schrank” sol­len bald im Café Tas­sen­Ku­chen in der Mal­plaquet­stra­ße 33 Gebrauchs­ge­gen­stän­de aller Art abge­legt werden.

Gera­de bei Büchern haben vie­le Men­schen Hem­mun­gen, sie ein­fach im Müll zu ent­sor­gen. In immer mehr Begeg­nungs­stät­ten und Cafés tau­chen pas­sen­der­wei­se die zum unge­zwun­ge­nen Mit­neh­men ein­la­den­den Bücher­schrän­ke auf. “Die Rega­le sind auch ein pri­ma Kon­takt­punkt, ich tref­fe viel­leicht jeman­den und kann einen Schwatz hal­ten, wenn ich gera­de Lust drauf habe”, berich­tet Anke Rom­mel. Sie lässt sich von der unsor­tier­ten Aus­wahl im Regal inspi­rie­ren: “Ich habe zuletzt im Kibo die ‘Die Tudors’ und ‘Wo sams­tags immer Sonn­tag ist’ mit­ge­nom­men … wer die wohl ein­ge­stellt hat?”

Bücherbox vor dem Centre Francais in einer französischen TelefonzelleWenn Bücher reisen

Als wäre die Tau­sche­rei nicht an sich schon ein Aben­teu­er, gibt es mit der meh­re­re Mil­lio­nen Nut­zer welt­weit umfas­sen­den Gemein­schaft “Book Crossing” sogar noch eine Stei­ge­rung des guten Gefühls beim Tau­schen: “Es ist ganz ein­fach, Dei­ne Bücher mit einem Auf­kle­ber zu ver­se­hen und sie dann in die Wild­nis frei­zu­las­sen”, schrei­ben die über das Inter­net orga­ni­sier­ten Bücher­freun­de. Es macht ihnen Spaß, nach­zu­ver­fol­gen, wo die Rei­se des Buches hin­geht, wer die Bücher fin­det und die­se spä­ter viel­leicht wie­der auf Rei­sen schickt. Mit­hil­fe eines Auf­kle­bers haben die Bücher eine Iden­ti­täts­num­mer (ID), über die der Fin­der angibt, wo sich das Buch jetzt befin­det. Sogar eine Nach­richt für den Bücher-Spen­der kann der Fin­der hin­ter­las­sen. Man kann sich sogar alle im Wed­ding mit der ID regis­trier­ten Bücher anzei­gen lassen.

Book Crossing betreibt auch die “Bücher­boxx”, die ihren “Hei­mat­stand­ort” vor dem Cent­re Fran­çais in einer aus­ge­dien­ten fran­zö­si­schen Tele­fon­zel­le besitzt. Die Sky­line der wich­tigs­ten Pari­ser und Ber­li­ner Sehens­wür­dig­kei­ten zie­ren die­se wan­dern­de Biblio­thek, die mit deutsch-und fran­zö­sisch­spra­chi­gen Büchern ver­sorgt ist. Ist die Tele­fon­zel­le ein­mal nicht im Wed­ding, ist sie gera­de unter­wegs in Schu­len oder sogar vor dem Kanzleramt.

Das Geben und Neh­men folgt jedoch auch unge­schrie­be­nen Geset­zen. Schließ­lich sol­len die Rega­le immer gut gefüllt sein. “Die Tausch­re­gel 1:1 ist für man­che Nut­zer viel­leicht eine inne­re Her­aus­for­de­rung ist”, sagt Anke Rom­mel. Ihr gefällt aller­dings der Gedan­ke, dass ein Stück Kunst­band genau soviel wert ist wie ein Stück Trivialroman…

Beet in der Gartenarbeitsschule

Pflanzen und Saatgut wechseln den Besitzer

Nicht nur Bücher bie­ten sich für den Aus­tausch an. „Im Wed­ding gibt es zahl­rei­che Gär­ten: Klein­gär­ten, pri­va­te Hin­ter­hof­gär­ten, Gemein­schafts­gär­ten, Ver­eins- und Schul­gär­ten. Durch unse­ren Tausch­markt bie­ten wir ein Forum, dass die Betrei­ber die­ser Gär­ten ihre Pflan­zen und natür­lich auch Saat­gut tau­schen kön­nen”, sagt Thors­ten Haas, einer der Orga­ni­sa­to­ren des ers­ten Pflan­zen­tausch­markts, der am 15. Sep­tem­ber ab 16:00 Uhr auf dem Bau­wa­gen­spiel­platz Ecke Goten­bur­ger Str. / Prin­zen­al­lee im Sol­di­ner Kiez statt­fin­den soll.

Vie­le Tausch­mög­lich­kei­ten, immer mehr Ver­an­stal­tun­gen rund um das The­ma “Tausch”. Da bleibt uns nur zu hof­fen, dass die Wed­din­ger mit den vie­len neu­en Wech­sel­spie­len all­zeit einen guten Tausch machen…

Tausch­mo­bil jeden Don­ners­tag auf dem Wochen­markt auf dem Leopoldplatz

Book Crossing

Share & Care Wed­ding (Face­book-Grup­pe)

Tausch­re­gal im Eis­ca­fé Kibo, Trans­vaal­str. 13

Bücher­boxx, Cent­re Fran­cais, Mül­lerstr. 74

Pflan­zen­tausch­markt, 15.9., 16.00 Uhr, Goten­bur­ger Str./Prinzenallee

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

5 Comments

  1. Eine wei­te­re Büche­boxx steht vor dem Laby­rinth Kin­der­mu­se­um in der Oslo­er Stra­ße 12 und ein Bücher­baum am Café Tor­tu­ga in der Kolo­nie­stra­ße 24. Dort kann man eben­falls Bücher tauschen.

  2. Dan­ke für den Hin­weis, was das Tausch­re­gal betrifft. Viel­leicht kann ich ja noch eher was tau­schen, als mei­ne Bücher für nen Appel und nen Ei zu “ver­kau­fen” und weni­ger im Regal ste­hen zu haben… 🙂

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