Die Stadtteilvertretung ‚mensch.müller‘ hat nach der letzten Sitzung des Runden Tischs Leopoldplatz am 2. Februar Fragen an Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel und Stadträtin Sabine Weißler. Das geplante, regelmäßig durchzuführende Interessenbekundungsverfahren birgt aus Sicht der Stadtteilvertretung nämlich Risiken. Wird das Café Leo in der heutigen Form bleiben?
Ermessen oder gesetzliche Verpflichtung?
“Soziale Prozesse brauchen Kontinuität vor Ort – einen Bruch können wir uns nicht leisten. Nach Beschlüssen vom Januar 2014, vom Oktober 2015, der Online-Petition zum Erhalt des Cafés mit mehr als 16.000 Unterschriften 2016 und unserer Forderung nach einer Genehmigung des Kälteschutzes vom Januar 2020 ist das Café Leo erneut in Gefahr”, fürchtet Christoph Keller, Co-Sprecher des Bürgergremiums. Daher fordert die Stadtteilvertretung das Bezirksamt auf, die Ausschreibung für ein neues Café auf der Fläche vom Café Leo fallen zu lassen und auf das geplante Interessenbekundungsverfahren zu verzichten. Sollte es jedoch, wie Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel im Interview mit dem Weddingweiser erklärt hat, einen gesetzmäßigen Zwang geben, alle vier Jahre ein solches Verfahren durchzuführen, soll dieser dargelegt werden. Der eindeutige Wunsch nach einem Fortbestand des Cafés Leo in der heutigen Form sei, so Keller, auch bei der Sitzung des Runden Tischs Leopoldplatz deutlich geworden.
Zivilgesellschaftliche und Bürger:innenbeteiligung sollen aus Sicht des Bewohnergremiums ernst genommen werden. Vielleicht könne im Rahmen des Ermessens auf ein Interessenbekundungsverfahren verzichtet werden, so die Hoffnung von Keller. Stattdessen solle ein dauerhafter Betrieb des Café Leo durch seinen aktuellen Betreiber sichergestellt und auch der Bau eines Kälteschutzes am Café Leo endlich genehmigt werden. Denn beim Café Leo handele es sich um ein seit zehn Jahren etabliertes, preisgünstiges Angebot mit bewährter soziokultureller Funktion, an einem Ort, der gegenwärtig vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt ist. Gerade in dieser Situation benötige der Leopoldplatz Stabilität und sei auf den Weiterbetrieb des Café Leo und das Engagement seines Betreibers angewiesen, so die Stadtteilvertretung.
Die Stadtteilvertretung mensch.müller
Aufgabe der ehrenamtlich tätigen Stadtteilvertreter:innen ist es, die im Rahmen des Aktiven Zentrums und im Sanierungsgebiet Müllerstraße vorgesehenen Sanierungs- und Fördermaßnahmen im Interesse aller Bewohner:innen, Initiativen und Geschäftstreibenden aktiv mitzugestalten. Dabei ist mensch.müller überzeugt, dass der besondere Charme des Wedding zu erhalten ist: Eine in Bezug auf Einkommen, Bildungshintergrund und ethnischer Herkunft sehr bunt gemischte Bevölkerung hat in der Regel einen von Toleranz und gegenseitiger Anteilnahme bestimmten Umgang miteinander gefunden. Die Stadtteilvertretung möchte diese Mischung erhalten und die Kieze entsprechend weiterentwickeln. Wichtige Themen sind eine angemessene Bürger:innenbeteiligung, eine hohe Aufenthalts- und Lebensqualität in den Kiezen, Verkehrssicherheit und der Erhalt kultureller und sozialer Vielfalt. Voraussichtlich im Mai 2021 können neue Mitglieder in die Stadtteilvertretung gewählt werden. Weitere Infos gibt es online, auf Facebook oder Instagram.