Die Anforderungen an Gemüse steigen. Regional muss es sein, möglichst ohne oder mit ganz wenig Einsatz von Chemie angebaut, der Saison entsprechend, unverpackt und nicht um die halbe Welt geflogen. Am besten, um sicher zu gehen, man kennt den Bauern persönlich und das schon lange. Ganz schön viele Anforderungen an die gesündesten und wichtigsten Lebensmittel! Im Wedding sind alle Punkte zu einhundert Prozent erfüllbar, denn der Gemeinschaftsgarten ElisaBeet im Soldiner Kiez bietet neuerdings wöchentliche Gemüsekisten an. Mangold, Salat, Rauke, Kohlrabi und Co. sind so frisch und regional wie es nur geht – gewachsen auf Weddinger Acker.
Gemüse selbst ernten kann man im ElisaBeet schon lange. Auf der Fläche am Rand des Friedhofs St. Elisabeth II an der Wollankstraße bewirtschaftet der Gemeinschaftsgarten 20 Beete im Freiland und vier unter dem Folientunnel. Mit Hilfe einer Förderung der Suchmaschine Ecosia, die ihren Sitz übrigens auch im Wedding hat, hat sich das Team mit dem Konzept des Market Gardening vertraut gemacht und die Arbeitsabläufe so umgestellt, dass auf der gleichen Fläche mehr geerntet werden kann. So soll sichergestellt werden, dass es immer genug und sehr vielfältiges Gemüse für die Kisten gibt. „Im Winter haben wir dann eine Anbauplanung gemacht und jetzt befinden wir uns im Testjahr“, sagt Meike Stark vom ElisaBeet.
Im Folientunnel und auf dem Acker wächst im ElisaBeet das Gemüse für die Solawi. Fotos: Hensel
Solidarische Preise fürs Gemüse
Wer jede Woche eine Gemüsekiste haben möchte, schließt eine Art Gemüseabo ab, wobei Abo nicht der korrekte Begriff ist. Denn organisiert ist das neue Projekt des Gemeinschaftsgartens als solidarische Landwirtschaft (Solawi). Bei diesem Konzept verbinden sich Verbraucher für eine Saison fest mit einem Landwirtschaftsbetrieb. Eine Saison lang gibt es dann wöchentlich einen Ernteanteil; im ElisaBeet kann zwischen zwei Größen gewählt werden. Was kostet das? „Wir vergeben die Ernteanteile nach einem Bieterverfahren“, erklärt Meike Stark. Das ElisaBeet ermittelt dabei die Gesamtkosten für die Produktion, die Solawi-Teilnehmer:innen begleichen diese gemeinsam, wobei der Anteil der einzelnen Personen je nach finanziellen Möglichkeiten variieren kann.
Vorbereitungen für die Gemüseabholung. Fotos: Hensel
Ernte- und Abholtag: Dienstag
Für die Solawi-Kisten geerntet wird im ElisaBeet am Dienstag, etwa drei Stunden dauert das. Gleich im Anschluss beginnt die Abholung der Ernteanteile durch die Mitglieder. Bei der Abholung am vergangenen Dienstag (8.8.) war die Gemüsekiste prall gefüllt mit Gurke, Zucchini, Rote Bete, Kohlrabi, Stangenbohnen, Kopfsalat, Sauerklee, Mangold, Salbei, Minze, Melde und Ruccola. Ein paar Tage vor der Abholung haben die Mitglieder über eine Signal-Gruppe schon erfahren, welche Gemüsesorten sie bekommen, dazu gab es auch Rezeptvorschläge.
Das Gemüse wurde in der vergangenen Woche am Friedhofsausgang aufgestellt, weil der Friedhof wegen Sturmschäden noch geschlossen ist. Auf dem Bild untern links ist eine Fallobst-/Verschenkekiste zu sehen. Fotos: Hensel
Noch ein Wort zum Mitmachen. Während es bei vielen Solawis eine Verpflichtung zum Mithelfen auf dem Acker gibt, gibt es das bei dem Weddinger Projekt nicht. Wer das aber möchte, der kann es aber tun, am besten freitags bei den Mitmachtagen.
Noch sind Ernteanteile zu haben
Die Solawi des ElisaBeets ist die erste hyperlokale Erntegemeinschaft im Wedding. Darüber hinaus gibt es aber viele Solawis aus dem Berliner Umland, die Abholstationen im Wedding haben. Mehr zu diesen Angeboten steht im Beitrag SoLaWi: Anders einkaufen im Wedding. Die Weddinger Solawi kann in dieser ersten Testsaison bis zu 20 Ernteanteile vergeben. Noch sind einige Ernteanteile verfügbar. Wer sich dafür interessiert, jede Woche Gemüse vom Weddinger Acker zu bekommen, der kann sich per E‑Mail an [email protected] wenden.