Die denkmalgeschützte Friedrich-Ebert-Siedlung zwischen Müllerstraße und Rehbergepark könnte ein Schmuckstück des Afrikanischen Viertels sein. Einige Häuserzeilen sind renoviert. Doch an den meisten der mehr als 90 Jahre alten Häuser wird nur das Nötigste gemacht. Beliebt sind die Wohnungen trotzdem.
Die stille Usambarastraße träumt an diesem warmen Herbsttag von besseren Tagen. Wer die schattige Straße durch den großen Toreingang von der Petersallee betritt, merkt, dass hier die Zeit langsamer vergeht als auf der Müllerstraße oder der Afrikanischen Straße, die den östlichen Teil der Friedrich-Ebert-Siedlung umschließen. Kaum Verkehr, kein Lärm von den tosenden Magistralen des Wedding, viele alte Bäume und ein leerer Kinderspielplatz. Alle Häuser sehen hier gleich aus: Grau, vier- oder fünfgeschossig und sehr in die Jahre gekommen. Manche schon von Efeu überwuchert, mehr geflickt als renoviert. Am undichten Fallrohr einer Regenrinne wächst ein stattlicher grüner Busch.
Wie die Siedlung entstand
Dabei war die Siedlung einmal der Stolz sozialer Wohnungspolitik in der Weimarer Republik, schreibt die Friedrich-Ebert-Stiftung. Das rund 100.000 Quadratmeter große Gelände wurde im Jahr 1928 von dem Bau- und Sparverein „Eintracht“ erworben. Vorher standen hier Hüttensiedlungen, die wegen der großen Wohnungsnot von den Bewohnern illegal errichtet wurden. Gustav Bauer, der ehemalige sozialdemokratische Reichskanzler, war einer der beiden Vorsitzenden der Eintracht und legte mit Louise Ebert, der Witwe von Friedrich Ebert, 1929 den Grundstein.
Mit Glas-Loggia und Wintergarten
Mit dem architektonischen und städtebaulichen Konzept für die 1.400 Wohnungen wurden die beiden Architekten Paul Mebes und Paul Emmerich sowie der Stadtplaner Bruno Taut beauftragt. Taut hatte vorher unter anderem die Schillerparksiedlung im Wedding entworfen, die heute UNESCO-Weltkulturerbe ist. Auf die Liste der fünf Berliner Weltkulturerbe-Siedlungen hat es die Friedrich-Ebert-Siedlung nicht geschafft, was vielleicht an ihrem bedauernswerten Zustand liegt. Dabei hat sie Einmaliges zu bieten. Die Wohnhäuser wurden erstmals in der Zeilenbauweise errichtet, das heißt, dass die kurzen und fensterlosen Seiten der langgestreckten Gebäude zur Straße gerichtet und die Hauseingänge durch kleine Fußwege zu erreichen sind.
Stilbildend für die Gebäude und die vorgeschlagenen Inneneinrichtungen war die Neue Sachlichkeit, die auch als Bauhausstil bekannt ist. Die Hausformen sind kubisch, die Dächer flach und die Fassaden glatt und ohne schmückende Ornamente. Als durchgehendes Gestaltungselement haben viele Häuser eine Glas-Loggia, ein kleiner Wintergarten der Licht in die Wohnung lässt und den Gebäuden von außen ihre Leichtigkeit verleiht. „Gleichheit und Gerechtigkeit“ sollte durch diese Bauweise symbolisiert werden, schreibt die Wohnungsgesellschaft Vonovia, der 365 Wohnungen im Viertel gehören, in einem Pressetext. Sie schreibt auch etwas von „fast bürgerlich vorstädtischem Flair“. Meint sie das ernst?
Früher Goldstandard, heute Wasserschaden
Eine niedrige dunkelbraune Tür mit abgeplatztem Lack steht offen. Durch sie betrete ich ein Treppenhaus, das im Parterre mit edlen Solnhofener Muschelkalkplatten ausgelegt ist, dem Goldstandard der Vorkriegszeit. An der Kellertür wird das „Betreten mit offenem Licht“ verboten, in einem Alukasten hängt eine Mitteilung der Deutsche Wohnen AG. Ein Stockwerk höher liegt auf der Treppe ausgetrocknetes, schartiges Linoleum. Die Decke zum Speicher hat einen Wasserschaden, der auch auf den türkisen Wänden des Treppenhauses goldbraune Schlieren hinterlassen hat. An einer reparierten Wohnungstür hängt ein Strohkranz mit den Worten „Home“. Keine Frage: Der westliche Teil der Friedrich-Ebert-Siedlung zwischen Afrikanischer- und Müllerstraße ist auf den ersten Blick mehr ein „Lost Place“ als ein Bürgertraum, ein von seinen Eigentümern vergessener Ort. Aber wer ist eigentlich der Eigentümer?
Viele verschiedene Eigentümer, kaum Instandhaltung
„Wir wissen schon gar nicht mehr, wer alles Eigentümer war: Gagfah, Fortress, ZVBB, GSW. Und jetzt Deutsche Wohnen”, klagte ein Mitglied einer Mietergruppe, die sich vor Jahren gegen den Verfall engagiert hatte, dem Weddingweiser. Den Eigentümern gemeinsam sei, dass kaum einer von ihnen etwas zur Instandhaltung beigetragen habe. In vielen Hauseingängen hängt die Hausordnung der Deutschen Wohnen AG (deren Aktien zu mehr als 86 Prozent der Vonovia gehören). Die Warnschilder auf dem wieder eröffneten Kinderspielplatz tragen das Logo der Vonovia. Es ist etwas verwirrend. Am Zustand der Häuser östlich der Afrikanischen Straße lässt sich der Eigentümer auf jeden Fall nicht ablesen. „Da laufen keine größeren Arbeiten“, bestätigt ein Sprecher der Vonovia. „Und es sind weder von der Deutschen Wohnen noch von der Vonovia größere Sanierungsarbeiten geplant.“
Westlich der Afrikanischen Straße kommt ein weiterer Eigentümer ins Spiel: Die ambelin GmbH aus Berlin wird mir von einem Anwohner genannt. Ob sie es war, die die wenigen Häuserzeilen um das Friedrich-Ebert-Denkmal vor Jahren wieder in ihren strahlend weißen Originalzustand versetzt hat, hätte ich gerne gewusst, aber die Firma antwortet nicht auf unsere Anfrage.
Treue Mieter: Gekommen, um zu bleiben
Am besten, man blendet das ganze Hin- und Her einfach aus, so wie Herr Seefeld, ein älterer Herr, den ich an einem der wenigen Autos treffe, die hier stehen. Seit 1940 lebt er „bei der Eintracht“, obwohl sich der Verein schon Ende der 1990er Jahre auflösen musste. Im Alter von zwei Jahren ist der heute 85-Jährige mit seinen Eltern in die Siedlung gezogen und hier geblieben. 620 Euro warm zahlt er für 70 Quadratmeter und ist zufrieden. Er gehört zu der schnell wachsenden Gruppe der über 80-Jährigen, die im Afrikanischen Viertel und rund um die Rehberge nach Zählung des Bezirkes wohnen. „Voll in Ordnung“, sei es hier, bestätigt auch Tam, ein quirliger Endzwanziger mit Nickelbrille und dezenten Tatoos am Hals. Sein zierlicher Hund zieht an seiner Leine, während er mir erzählt, dass er vor einem Jahr hier eingezogen ist und 635 Euro warm für eine renovierte Wohnung mit 58 Quadratmetern zahlt. Er ist gekommen, um zu bleiben – wie viele hier. Die Fluktuation liege bei etwa drei Prozent im Jahr, gibt die Vonovia an.
Eine große Treue zum Quartier rund um die Rehberge bestätigen auch die Zahlen des Bezirks aus dem Jahr 2021. Aber so langsam verändert sich die Bewohnerschaft auch hier. „Ich merke das an der Zahl der Zeitungen, die wir verkaufen und an den Lottoscheinen“, erzählt mir Chan, der seit etwa zehn Jahren den markanten halbrunden Rozi-Kiosk neben dem Ebert-Denkmal betreibt. „Das werden immer weniger. Durch Corona sind viele liebe Kunden gestorben. Es kommen mehr junge, Studenten und so.“
Bleibt zu hoffen, dass der Dornröschenschlaf, in dem große Teile der Siedlung liegen, nicht zum schleichenden Verfall wird. „An den Häusern selber ist lange nichts gemacht worden“, klagt Herr J. Der 50-Jährige stammt aus Slowenien und ich treffe ihn, als er auf einer der halbrunden Metallflächen sitzt, die hier jeden Eingang zieren. Sieben Jahre wohnte er hier. „Schauen sie sich die Metallfenster an! Das sind immer noch die alten.“ Und der Garten sei verwahrlost, beschwert er sich. „Aber wenn was kaputt ist, braucht man nur anzurufen, dann kommen sie schnell“, räumt er ein, ohne sich zu erinnern, wer eigentlich sein Vermieter war. Weggezogen – ins Märkische – ist er dann auch nicht wegen der Baumängel, sondern weil es mit der Liebe aus war. Heute ist er wieder da, um seine Ex-Freundin zu besuchen, die in der alten Wohnung geblieben ist. Liebe vergeht, Miete besteht.
Alles stimmt genau …
Ich entschuldige mich für die vielen Rechtschreibfehler aber bei meinen Beitrag ist mir echt die Wut in die Tastatur gefahren so dass ich nicht korrektur gelesen habe .
Liebe Grüße nochmal an alle Bewohner der Friedrich ‑Ebert . Siedlung .
Z.A
Ich finde, unser Autor hatte es ja auch gesagt: Eine grundsätzlich schöne Architektur, die Häuser werden aber weitgehend vernachlässigt. Ich finde, das trifft es. Verständlich, dass einem als Anwohner die Architektur nicht ganz so wichtig ist, wenn die Fenster undicht sind oder es keine Dämmung gibt. Alles Gute!
Ich finde das nicht so .
Es gibt hier viele Mängel die längst nicht so gezeigt werden, wie die schönen Fotos die man uns hier präsentieren möchte.
Viele Mieter kämpfen schon seit Jahren gegen die Machenschaften der Deutschen Wohnen und sind nicht alleine damit .
Was ist hier noch schönz reden angesichts des Verfalls der Häuser !!
Ich wohne hier schon wie so viele über 40 Jahre in dieser Siedlung und habe mit entsetzen zur Kenntnis nehmen müssen wie einEberhard Diebken diese Siedlung für eine Appel und ein Ei verkauft hat . Damals Eintracht .
Hier herschte noch zur damaligen Zeit Ordnung und nicht wie jetzt unter der Führung von der Deutschen Wohnen .
Wenn hier Starkregen herscht dann kommen im Erdgeschoss bei einigen Wohnungen die Fäkalien aus den Ablfüssen hoch weil wir immer noch eine Mischwasserentsorgung in ein 100 er Rohr haben . Völlig veraltet und angesichts von Starkeregen nicht mehr zeitgemäß . Mängel werden erst durch Androhung von Mietminderung beseitigt . Die Betriebskosten steigen ins uferlose besonder bei der Gartenpflege . Innerhalb von 3 Jahren von 30 000 € auf 90 000 € .
Völlig überteuert wenn man bedenkt das die Firma eher die Vegetation eher kaputt macht als sie zu Pflegen .
Die Gebäude verfallen und die Elektrik ist trotz moderner Steigeleitung in den Wohnungen noch die alte , es sei den man diese aufwendig restauriert .
Und das ist schon der nächste Punkt
Bodenabschleifen bei der Sanierung gut und schön, aber der Mieter. darunter ist dann der Leidtragende .
Weil die Fußböden und die Decken weder eine ausreichende Dämmung ode sonst noch etwas besitzen, ist der Krach mit den neuen Mietern vorprogammiert – Anstatt Laminat zu verlegen mit Trittschalldämmung, wird es dem neuen Miter selbst überlassen wie er seinen Fußboden gestaltet – Wer unter dieser Wohnung wohnt und das schon seit vielen jahren hat halt Pech gehabt und muss mit den Stampfenden Füßen seiner neuen Mitmieter leben oder ausziehen !!
Die neueen Wohnungen sind aber auch sowas von schlecht saniert das einem das kalte Grausen kommt.
Abflüsse von Badewanne und Waschbecken werden so installiert das schon die kleinste Überschwemmung beim Nachbar darunter zu einem Wasserschaden führt ( selbst erlebt ).
Die Abflussrohre sind aus den 50 er Jahren und volkommen marode aber sie werden im Zuge der Sanierung selbstverständlich nicht mit saniert oder ausgewechselt .
Hauptsache Denkmalschutz !!
Ja das ist auch so eine Sache in unserer schönen Siedlung .
2017 wurde damit begonen . Alles sollte so original wie möglich sein !!
Das hatte zur Folge das die Arbeiten alleine für ein Treppenhaus 2 Jahre gedauert hat inklusive der Pfuscharbeit der Fa. die von der Deutschen Wohnen angeheuert wurde .
Die Treppenhäuser sehen schlimm aus , nicht weil die Mieter keine Wertschätzung dafür haben sonder weil die Mateiallien die verbaut wurden absolut schlecht sind .
Zu meinem Einzug 1983 hatten wir an den Wänden im Treppenhaus eine wiederstandsfähige Farbe die man zu dieser Zeit als Eierschalenlack bezeichnet hat , Nach der Sanierung wurde eine Art Kreidelack gesrtrichen mit dem Erfolg wenn mal ein Gegenstand gegen die Wand gekommen ist sofort eine Riefe oder Abrieb sich abzeichnete der nicht mehr zu beseitigen ist . Unser Treppenhaus sieht furchtbar aus und eigentlich müßte alles wiede neu.
Hauptsache Denkmalschutz !!! Ganz zu schweigen von Wärmedämmung .! Geht gar nicht !! Also keine Wärmedämmunng – keine Heizkostenreduzierung so einfach ist das für unsere Herren des Denkmalschutzes !!
Das die Gebäude weder Außenstuck noch Ornamente sonder nur glatte Wände haben interesiert keinem . Auch nicht das man lediglich die Fassade um 10 cm größer hat .
Hier stinkt das vorn und hinten, aber es interessiert keinem von der Regierung .
Ich habe nur einen kkleinen Streifzug der Misäre angezeigt . Ich denke es wird noch schlimmer – Also anschnallen liebe Leute in der Friedrich – Ebert ‑Siedlung.
Gruß
U.Z
guter Artikel…die Häuser der Deutschen Wohnen verfallen immer mehr, leider waren Beschwerden bei der Behörde für Denkmalschutz bisher vergeblich, auf meine Mail wurde nicht einmal geantwortet.
Das ist ein schöner und wertschätzender Artikel mit einem feinfühligem Blick fürs Detail und die Menschen.
Danke fürs mitnehmen.
Dieser Bericht entspricht leider den Tatsachen.
Ich wohne seit 1982 in der Siedlung.
Applaus dafür, dass du viele Menschen angesprochen hast.