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M13 und 50 fahren als Busse:
Schienenersatzverkehr: Wie ist es - unterwegs auf Gummireifen?

15. Mai 2025
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Straßenbahnen im Wedding – das klingt nach brummendem Alltag, nach offenen Türen an zugigen Haltestellen, nach dem vertrauten „Pieppieppiep“, bevor’s weitergeht. 1995 rollt sie wieder über die Osloer Straße, zwei Jahre später dann auch über die Seestraße bis zum Virchow-Klinikum. Eigentlich eine schöne Sache – wenn sie denn fahren würde. Doch gefühlt ist die gute alte Elektrische inzwischen öfter außer Betrieb als unterwegs.

Mal sind es Gleisarbeiten, mal ein Rohrbruch wie an Silvester, der das gesamte Straßensystem aus dem Takt bringt. Der aktuelle Grund? Die neue Weiche an der Schönhauser Ecke Bornholmer Straße und die Bauarbeiten an der Kreuzung Koloniestraße. Und so heißt es wieder: Tram ade, Bus olé! Schienenersatzverkehr ist angesagt. Aber wie fühlt sich das eigentlich an, wenn der Wedding auf Rädern statt auf Schienen unterwegs ist?

Einsteigen, bitte!

S-Bahnhof Bornholmer Straße, früher Nachmittag. Der Busfahrer sieht mich im letzten Moment heranrennen – Daumen hoch für die gelebte Menschlichkeit im Großstadtverkehr: Die Tür geht noch mal auf. Im Gelenkbus ist es lebendig – eine Stehlampe wird mittransportiert (warum auch nicht), aber ein paar Sitzplätze sind noch frei. Die ersten Meter laufen rund. Dank Busspur geht es zügig von Ampel zu Ampel, von Haltestelle zu Haltestelle.

Doch wie so oft im Leben lauern die Herausforderungen hinter der nächsten Kurve: Zwischen Wriezener Straße und Prinzenallee zwängt sich der Bus durch eine Baustelle ohne eigenen Fahrstreifen. Und in der Gegenrichtung wird’s richtig kompliziert – die Osloer Straße ist zwischen Prinzenallee und Grüntaler Straße komplett dicht. Wieder mal ein Wasserrohrbruch, das Murmeltier lässt grüßen.

Eine Umleitung mit Stadtführungspotenzial

Darum müssen die Busfahrgäste in der Gegenrichtung umdenken: Am U-Bahnhof Osloer Straße geht es in die Schwedenstraße, über die Badstraße weiter bis zum Bahnhof Gesundbrunnen, dann in die Behmstraße und schließlich über die in eine Einbahnstraße umfunktionierte Jülicher Straße. Erst an der Osloer/ Bornholmer kehrt der Bus auf seinen gewohnten Pfad zurück. Wer diese Tour macht, bekommt quasi eine kleine Stadtrundfahrt durch den Gesundbrunnen – ungefragt, aber immerhin.

Und wie fährt es sich? Insgesamt flott – wenn man bedenkt, dass ein Bus eben keine Tram ist. Das ständige Einscheren in die Busspur, das Stop-and-Go an den Ampeln: Das summiert sich. Aber immerhin: Der Wille, dem ÖPNV eine gewisse Priorität zu geben, ist spürbar. Kein Vergleich zu früheren Zeiten, als Schienenersatzverkehr gleichbedeutend war mit dem Wort „Abenteuer“.

Der Stau lässt grüßen

Doch dann, fast schon am Ziel: der Showdown an der Seestraße. Hinter dem U-Bahnhof geht’s nicht mehr weiter – zumindest nicht flüssig. Zwischen Togostraße und Guineastraße ist nur noch eine Spur frei. Die Nacharbeiten am Silvester-Rohrbruch sind noch im Gange und verlangen dem Verkehr Geduld ab. Und uns auch.

Fazit auf Rädern

Klar, man gibt sich Mühe. Die BVG hat ihre Ersatzrouten im Griff, und die Fahrt ist alles in allem erträglich – manchmal sogar überraschend schnell. Aber ich möchte nicht mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator unterwegs sein auf dieser Strecke - sicher wird man nicht in jeden Bus hineinpassen.

Machen wir uns nichts vor: Die Tram ist und bleibt die eleganteste Art, durch den Wedding zu rollen. Ohne Stau, mit Schiene, und gerne auch mit ein bisschen Nostalgie. Und wenn wir schon beim Thema Nostalgie sind: Am 14. Oktober steht das 30-jährige Jubiläum der Rückkehr der Straßenbahn in den Wedding an. 1995 fuhr sie wieder – ein Meilenstein, der hoffentlich mit historischen Straßenbahnfahrzeugen gefeiert wird. Ein kleines Fest auf Gleisen – das wär doch was!

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

3 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. Dieser Schienenersatzverkehr klappt so gar nicht. Die Busse müssten öfters fahren. Man steht eingequetscht wie eine Sardine und gerade an der Oudenarder Str., wo viele einsteigen möchten, müssen manche draussen stehen bleiben.
    Mit dem Schienenersatzverkehr für die U6 klappt es super. Wieso geht es hier nicht?

  2. Ich finde eins der großen Probleme ist dass den Bussen keine eigene Fahrspur an den Kreuzungen eingeräumt wird. Die Kreuzungen sind dauerhaft durch Autos verstopft und hier wird dem Individualverkehr mal wieder auf Kosten Aller Priorität eingeräumt. Was bringt eine eigene Bus Spur auf einem Großteil der Strecke wenn diese an den Kreuzungen nicht mehr da ist?

    Besonders schlimm finde ich wenn dann auch Krankenwagen mit Blaulicht nicht weiter können, weil Autos alles verstopfen. Hier ist ein Umdenken in der veraltet denkenden Verkehrsverwaltung dringend nötig.

  3. Ich habe bisher nur schlechte Erfahrung mit dem angeblichen Ersatzverkehr gemacht.
    Busse Fahren Unpünktlich oder gar nicht, Takte gibt es nicht.
    Und dazu sind es zu wenig Busse, es gibt nur Ersatzverkehr überwiegend M13, die Busse der Linien 50
    Exsistieren bei der BVG bloß im Geist….., mein Eindruck.
    Wenn dann dadurch mal einer kommt ist er voll.
    Fahrer wirken Lustlos, Gelangweilt und Fahren nur mir einer Hand am Steuer ( öfters gesehen ) oder Spielen am Handy während des Fahrens ( gestern erst wieder gesehen ) !
    BVG hat dazu nichts zu sagen, außer man hat es dem Betriebshof weitergeleitet.
    Die Busfahrer senken die Busse auch nicht ab ( Kneeling ), weder für Kinderwagen noch für Personen mit Gehhilfen o.ä.
    Auch das gestern wieder erlebt .
    Die BVG muss ein Angebot Fahren und tut es nicht bzw. hat kein Interesse daran und Kassiert lieber Gelder vom Senat für Leistung die Sie erbringen soll, aber nicht erbringt !
    Mit und im Wedding kann man sich das Erlauben, wäre das im anderen Bezirk wäre das Geschrei groß !

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