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Bezirk investitiert:
Fünf Millionen für das Erika-Heß-Eisstadion

2. Mai 2023

Das ging schnell. Am 21. Febru­ar beschlos­sen die sechs Stadt­rä­te die Inves­ti­ti­ons­pla­nung für die Jah­re 2023 bis 2027 und hoben an die­sem Tag die Sanie­rung des Eri­ka-Heß-Eis­sta­di­ons auf die Lis­te der Sanie­run­gen. Unge­wöhn­lich: Bau­start soll prompt sein, schon bis Janu­ar 2024 sol­len die Papier­ar­bei­ten erle­digt sein und die Bag­ger anrol­len. Ande­re Bau­vor­ha­ben des Bezirks muss­ten deut­lich län­ger war­ten. Und auch die bewil­lig­te Sum­me von fünf Mil­lio­nen Euro ist kein Pap­pen­stiel. War­um das Tempo?

Eishalle im Erika-Hess-Eisstadion
Außen- und Innen­be­reich des Eri­ka-Hess-Eis­sta­di­on wer­den ab 2024 saniert. – Foto: Hensel

Im Janu­ar teil­te die Vor­gän­ge­rin des aktu­el­len Stadt­rats für Sport mit, dass ein defek­tes Ven­til am Kühl­sys­tem das Eri­ka-Heß-Eis­sta­di­on lahm­legt. Zumin­dest die Außen­flä­che muss­te der Bezirk sper­ren. Doch bei einem ein­fa­chen Aus­tausch und damit einer flin­ken Repa­ra­tur wird es nicht blei­ben; der Bezirk saniert das Eis­sport-Zen­trum. Den Anfang macht ab 2024 das Dach. Der Inves­ti­ti­ons­plan nennt dar­über hin­aus eine “Gesamt­sa­nie­rung”. Die ers­te Rate mit 2,6 Mil­lio­nen Euro ist in der Spal­te des kom­men­den Kalen­der­jah­res eingetragen.

Sanierung zur Gefahrenabwehr

Grund eins ist die Gefah­ren­la­ge. “Der Bereich Kata­stro­phen-/ Arbeits- und Brand­schutz (KAB) des Bezirks­am­tes Mit­te von Ber­lin weist dar­auf hin, dass das Ammo­ni­ak noch aus dem Eröff­nungs­jahr stammt und somit drin­gend aus­ge­tauscht wer­den muss.” So steht es in den Erläu­te­run­gen zu den Inves­ti­ti­ons­vor­ha­ben des Bezirks. Zum Ein­satz kommt Ammo­ni­ak im Eri­ka-Heß-Eis­sta­di­on in der Kühlanlage. 

Doch bevor auf­grund des Wor­tes Kata­stro­phen­schutz Panik aus­bricht: Es ist nicht unge­wöhn­lich, dass Ammo­ni­ak als Kühl­mit­tel ver­wen­det wird. Das Gas hat in der Käl­te­er­zeu­gung mehr als 100 Jah­re Tra­di­ti­on und wird sehr wahr­schein­lich auch in Zukunft gern ver­wen­det wer­den. Das Umwelt­bun­des­amt nennt Ammo­ni­ak wirt­schaft­lich und umwelt­freund­lich. “Zusätz­lich gel­ten für Käl­te­an­la­gen, in denen Ammo­ni­ak ein­ge­setzt wird, hohe Sicher­heits­an­for­de­run­gen. Dadurch ist die Wahr­schein­lich­keit eines Hava­rie-Fal­les äußerst gering, Ver­gif­tungs­fäl­le sind äußerst sel­ten.” Das heißt, Ammo­ni­ak-Anla­gen ver­lan­gen Pfle­ge, selbst dann, wenn die Poli­tik Spar­jah­re ausruft.

Sanieren, um Energie zu sparen

Grund zwei ist der immense Ener­gie­durst. “Pro Jahr ver­braucht die Anla­ge etwa 1,4 GWh Strom, 1,4 GWh Heiz­öl und 8.500 Kubik­me­ter Lei­tungs­was­ser”, lis­tet die Erläu­te­rung des Inves­ti­ti­ons­plans auf. Nimmt man einen Haus­halt an, der 2.000 Kilo­watt­stun­den Strom pro Jahr ver­braucht, dann ent­spricht das Eri­ka-Heß-Sta­di­on 700 sol­cher Haus­hal­te. Hin­zu kommt der Ölver­brauch. Wenn ein Haus­be­sit­zer 2000 Liter Heiz­öl pro Jahr ver­braucht, dann ent­spricht die Ölmen­ge des Eis­sta­di­ons 80 sol­cher Hausbesitzer. 

Hin­zu kommt ein zwei­ter Effekt. Wo gekühlt wird, ent­steht Wär­me. Das Sta­di­on ist bei Licht betrach­tet eine Wär­me­schleu­der. Mit 2 GWh heizt das Eri­ka-Heß die Luft. Das wür­de rech­ne­risch für 500 bis 1000 Haus­hal­ten rei­chen. Kurz gefasst, der Ener­gie­ver­brauch der 1967 in Betrieb genom­me­nen Kühl­an­la­ge ist enorm.

Sportausschuss fragt nach Nebenfolgen

Am 25. April befass­te sich der Sport­aus­schuss mit der Inves­ti­ti­ons­pla­nung. Vor allem zu Dach­sa­nie­rung des Eri­ka-Heß gab es bei den Anwe­sen­den Rede­be­darf. Fällt der Start der Bau­ar­bei­ten mit­ten in die Spiel­sai­son? Im Liga­be­trieb wäre das für die Frau­en und Män­ner des Eis­ho­ckey-Ver­eins FASS eine Erschwer­nis. Die Damen spie­len in der Liga Nord­ost, das ist die drit­te Liga­stu­fe. Die Her­ren des Ver­eins nut­zen eben­falls das über­dach­te Sta­di­on für Heim­spie­le. Sie mischen in der Regio­nal­li­ga Ost mit, das ist die vier­te Liga-Stu­fe. Ben­ja­min Fritz (CDU), seit kur­zem Stadt­rat für Schu­le und Sport, bestä­tig­te, dass das Amt mit Janu­ar 2024 plant. 

Wer­den Außen- und Innen­flä­chen gleich­zei­tig gesperrt sein? Meli­ta Ersek, Ver­wal­tungs­lei­te­rin des Fach­be­reichs Sport im Bezirk, sag­te, dass es Hoff­nung gäbe, dass Innen- und Außen­flä­chen jeweils offen blei­ben könn­ten und nicht gleich­zei­tig geschlos­sen werden.

Wie lan­ge wer­den Frei­zeit- und Ver­eins­sport­ler auf ihre Eis­flä­chen ver­zich­ten müs­sen? Meli­ta Ersek ver­wies auf die Bau­zeit beim Horst-Dohm-Eis­sta­di­on im Char­lot­ten­bur­ger Orts­teil Schmar­gen­dorf. Dort dau­er­te die Sanie­rung ein­ein­halb Jah­re. Sie sei “zuver­sicht­lich”, dass auch das Eri­ka-Heß-Eis­sta­di­on “in ein bis zwei Jah­ren” geschafft sei.

Saisonstart am 1. Oktober?

Bis die Arbei­ten am Dach begin­nen, kann ab Herbst noch ein­mal Schlitt­schuh gefah­ren wer­den. Es könn­te am 1. Okto­ber noch einen Start für eine ver­kürz­te Sai­son geben. Oder will der Bezirk den Start auf Dezem­ber ver­schie­ben so wie 2022, als der Bezirk Ener­gie spa­ren woll­te? Und ist es grund­sätz­lich sinn­voll in einem war­men Herbst eine Eis­flä­che anzu­bie­ten? Stadt­rat Ben­ja­min Fritz geht von Okto­ber aus und fügt an, er woll­te die “Ent­wick­lun­gen abwar­ten” und Ent­schei­dun­gen “anpas­sen”.

Außen­flä­che am 1. Okto­ber wie­der offen? Foto: Weddingweiser

Aktu­ell gesperrt sind die Außen­flä­chen, die vor allem von Frei­zeit­glei­tern genutzt wer­den. Der Bezirk schloss die Eis­bahn unter frei­em Him­mel am 11. Janu­ar. “Grund für die Schlie­ßung ist ein defek­tes Ven­til im Kühl­sys­tem”, teilt der Bezirk mit. Schul- und Ver­eins­sport, die die Hal­le nut­zen, sei­en nicht betrof­fen. Ein klei­nes Zeit­fens­ter für den Frei­zeit­sport war bis März ein­ge­rich­tet worden. 

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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