So, nun ist er eröffnet. Etappenweise wurde der Platz zwischen Schillerbibliothek, Jobcenter und Rathaus umgebaut und freigegeben. Wir haben uns an dem etwas unterkühlten, steinernen Ort, nennen wir ihn der Einfachheit halber mal Rathausplatz, einmal umgesehen.
Er kommt wie der Wedding nur langsam
Nach sechs Jahren Planung und einer ständig verzögerten Bauzeit von drei Jahren wurde der Platz zwischen Bezirksamt, Jobcenter und Schillerbibliothek am 12. November mit zwei Jahren Verspätung eröffnet. Und das, obwohl er an der Genter Straße jetzt immer noch nicht ganz fertig ist. Aus 2,8 Millionen, die das Ganze anfangs kosten sollte, wurden derweil 4,5 Millionen Euro, die aus einem Sanierungstopf finanziert wurden.
Er ist ein ziemlich hartes Pflaster
Die Grünanlage, die seit den 1960ern die Fläche des ehemaligen Rummels und eines Marktplatzes einnahm, war zuletzt ziemlich heruntergekommen. Jetzt präsentiert sich der Platz aufgeräumt, ohne Stufen und struppiges Gebüsch. Nur die drei Pappeln, 1924 von einem gewissen „Onkel Pelle“ gestiftet und 1991 nachgepflanzt, durften stehenbleiben und sind jetzt von einer runden Betonbank eingefasst. Rückzugsorte und Nischen für Trinker und Obdachlose sind auf dieser öden Steinfläche verschwunden, der Platz wirkt dadurch ziemlich clean. Vielleicht ist das ein Vorbote für den Wedding der Zukunft.
Er schafft neue Wege
Der neue Platz hat stärker als bisher eine verbindende Funktion. Es soll die ein wenig im Abseits liegende Beuth-Hochschule oder den Genter Wochenmarkt mit dem Leopoldplatz zusammenbringen. Was ganz Neues: Vor der Bibliothek kann im steinernen Lesegarten mit acht Bänken unter acht wuchtigen Beton-Leselampen geschmökert und im WLAN gesurft werden. Die beiden Durchgangswege sind nachts beleuchtet und sollen keine Angsträume mehr sein.
Er ist ziemlich städtisch
Zwischen all den eckigen und rechtwinklig zueinander ausgerichteten Gebäude wie aus dem Spiel “Minecraft” ist die neue Gestaltung konsequent. Der gepflasterte Platz betont den Dreiklang aus historischem Rathaus, stadtbildprägendem Jobcenterturm und hochmoderner Bibliothek. Ein quadratisches Raster gliedert die Pflasterflächen, auch gibt es Bereiche mit hellem Kies. In Verbindung mit dem nahen Leopoldplatz mit Kaufhaus, Wochenmarkt und U‑Bahnhof hat der Wedding ein ziemlich großstädtisches Zentrum bekommen. Umso erstaunlicher, dass wegen Zuständigkeitsgerangels kein Name für ihn gefunden wurde. Immerhin wird in einer Ecke des Platzes, wo einer der neuen Durchgangswege den Namen Elise-und-Otto-Hampel-Weg bekam, mit einer Gedenkstele an das Weddinger Widerstandspaar erinnert.
Er ist nur ein wenig grün
Kaum Pflanzen in Richtung Müllerstraße, dafür ein spartanisch gehaltener Park in Richtung Genter Straße: Pflegeintensive Blumenbeete oder einen Springbrunnen wird man auf dieser kahlen Fläche vergeblich suchen. Der Platz soll fürs Grünflächenamt vor allem praktisch sein und das auch auf Dauer bleiben. Ausreichend Sitzbänke, zwei Tischtennisplatten und besagter Lesegarten bringen dem öffentlichen Raum aber vor allem in der warmen Jahreszeit hoffentlich einen echten Mehrwert. Und wer es grün haben will, muss eben ein paar Meter weiter Richtung Zeppelinplatz laufen.
Fazit
Der Platz umrahmt die nüchternen, rechteckigen öffentliche Gebäude, die selbst schon wie Bauklötze wirken. Dass er namenlos geblieben ist und nur “Rathausumfeld” genannt wird, passt zu der etwas unwirtlichen unterkühlten Atmosphäre. Eine menschliche Note bringt aber zumindest der Lesegarten, der nachts in verschiedenen Farben leuchtet, in die steinerne Fläche.
Unser Artikel aus dem Jahr 2013
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