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Nachhaltiges Gesamtkonzept gefordert:
Plötzensee-Initiative kritisiert drastische Bußgelder

27. August 2025
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Meinung: Die Initiative Free.Swimming.Ploetzensee kritisiert die drastische Erhöhung der Bußgelder für das Baden im Plötzensee scharf. Statt bislang 83,50 Euro sollen künftig 228,50 Euro fällig werden, wenn Bürger:innen das bestehende Badeverbot an bestimmten Uferbereichen missachten. Hier erklärt der Gründer der Initiative seine Position.

"Diese Maßnahme ist unverhältnismäßig und zeigt einmal mehr, dass das Grünflächenamt des Bezirks Mitte mit ideologisch geprägten Versuchsanordnungen an den Interessen der Bevölkerung vorbeipolitisiert. Es fehlt ein ganzheitlicher Ansatz und eine klare Strategie, um die unterschiedlichen Nutzungsinteressen am Plötzensee in Einklang zu bringen. Statt einzelne Uferabschnitte mit EU-Mitteln für 350.000 Euro zu sanieren, wäre ein umfassendes, nachhaltiges Gesamtkonzept notwendig, das Natur- und Umweltschutz mit den Bedürfnissen der Bürger:innen verbindet. Auch die Betreiber des Schwimmbads sprechen sich für eine solche Lösung aus.

Am Steingarten

Neben der Problematik der erodierenden Ufer ist besonders gravierend, dass am Steingarten – wo das Schwimmen bislang geduldet wird – grundlegende Sicherheitsaspekte weiterhin völlig ignoriert werden. Gefahren wie riskante Kopfsprünge ins Wasser oder das Fehlen von Rettungsringen werden nicht adressiert.

Im Juni kam es im See zu einer Tragödie: Ein 13-jähriger Junge musste nach dem Ertrinken reanimiert werden. Während vom Steingarten aus sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet wurden, bemerkten die Rettungsschwimmer des Strandbads den Vorfall offenbar nicht – obwohl er sich in ihrer unmittelbaren Nähe ereignete.

Blick vom Strandbad auf den Steingarten

Anstatt gut sichtbare Hinweisschilder aufzustellen, die über Gefahren, Umweltproblematiken und bestehende Schwimmverbote informieren, setzt das Bezirksamt auf unverhältnismäßig hohe Bußgelder. Die Bußgelder treffen vor allem Menschen mit geringem Einkommen und sind angesichts der hohen Nachfrage nach öffentlichen Schwimmmöglichkeiten praktisch wirkungslos. Hinzu kommt, dass bislang nicht einmal Schilder auf die Strafen hinweisen – die Maßnahme verfehlt damit ihr Ziel völlig.

Mit dieser Politik werden die Gräben zwischen den Interessengruppen weiter vertieft – anstatt nach tragfähigen Lösungen zu suchen, die Sicherheit, Umweltschutz und soziale Teilhabe am Plötzensee miteinander verbinden.

Gleichzeitig fehlt jede zielführende Alternative: Warum werden Bürger:innen nicht gezielt zum Steingarten geleitet oder andere Uferbereiche zum Schwimmen freigegeben? Unser Gesamtkonzept, das seit drei Jahren vorliegt, liefert praktikable Lösungen. Einzelne, sensible Uferbereiche sollten durch Zäune geschützt werden, während andere Uferabschnitte befestigt und gezielt zum Schwimmen freigegeben werden – wie beispielsweise an der FKK-Badestelle oder am Steingarten. Diese Maßnahmen würden langfristig einen geordneten und sicheren Zugang ermöglichen, die Interessen aller Nutzer:innen berücksichtigen und zugleich die übrigen Uferbereiche schützen. Die Bürger:innen wünschen sich keinen abgeriegelten See, sondern eine Lösung, die Naturschutz, Sicherheit und öffentliche Nutzung in Einklang bringt.

Steingarten

Das Bezirksamt Mitte duldet zwar das Schwimmen am Steingarten, setzt diese Duldung jedoch nicht konsequent um. Gleichzeitig droht es, sollte die Duldung nicht ausreichen, mit einem generellen Badeverbot. Dieses widersprüchliche Vorgehen verdeutlicht die Planlosigkeit des Grünflächenamtes: Zwar sollen einzelne Uferbereiche entlastet werden, doch es fehlt an einer nachhaltigen Umsetzung und konsequenten Durchsetzung der Duldung.

Das Ordnungsamt verteilt weiterhin wahllos Bußgeldbescheide am Steingarten, obwohl die von der ehemaligen Stadträtin Dr. Neumann 2023 erteilte Duldung zum Schwimmen einen verbindlichen Verwaltungsakt darstellt. Dieses widersprüchliche Vorgehen ist ein Paradebeispiel für Verwaltungsschizophrenie: Der Bezirk dreht sich im Kreis, verschwendet öffentliche Mittel und ignoriert grundlegende Lösungen für Sicherheit, Umweltschutz und Bürgerinteressen. Es entsteht der Eindruck, dass die Belange der Gesellschaft für den zuständigen Stadtrat Christopher Schriner (Grüne) keine Priorität haben.

Die Initiative Free.Swimming.Ploetzensee fordert daher einen verantwortungsvollen Umgang mit den Uferbereichen: öffentlichen Zugang zum See, gezielten Schutz ausgewählter Uferbereiche zur Bekämpfung der Ursachen von Umweltproblemen wie der Reduzierung des Phosphatgehalts, umfassende Sicherheitsmaßnahmen an allen Badebereichen, verhältnismäßige Strafen, transparente Informationen sowie eine echte Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk, dem Betreiber des Schwimmbads, sowie den Bürger:innen und Initiativen.

Alles andere ist realitätsferne, ideologiegetriebene Politik auf Kosten der Gesellschaft. Wir fordern das Bezirksamt auf, die Bußgelderhöhung zurückzunehmen und endlich ein Gesamtkonzept umzusetzen, das Sicherheit, Naturschutz und freien Zugang zum Plötzensee in Einklang bringt."

Autor: Dennis Godbersen, Gründer der Initiative Free.Swimming.Ploetzensee

https://www.instagram.com/free.swimming.ploetzensee

Gastautor

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7 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. Ich bin – auch vor dem Hintergrund der Notwendigkeit ökologisch hochwertiger Grünanlagen (hitzeresistente Stadt!) – irritiert davon, wie intensiv über diese (leider völlig notwendigen) Bußgelder debattiert wird. Auch während der Bauphasen hat man gesehen, wie dringend notwendig es ist, die sensiblen Uferbereiche zu schützen.
    Ich bin irritiert und erschrocken über den Egoismus und das Unverständnis darüber, nicht mehr die Uferbereiche zerstören zu „dürfen“.
    Ja, ich finde den Eintritt ins Strandbad auch sehr teuer! Aber im Zuge immer heißer werdender Sommer, ist mir persönlich eine intakte, gepflegte und hitzeresistente Grünanlage deutlich wichtiger, als mein individueller (und egoistischer sowie rücksichtsloser) Drang vom geschützten Uferbereich aus ins kühle Nass zu springen und ökologisch großen, nachhaltigen Schaden anzurichten.

  2. Ich bin Naturschützer UND ein ehemaliger regelmäßiger Schwimmer des Plötzensees. Was sich das Bezirksamt hier seit Jahren leistet, hat mich verbittert.
    Das wunderschöne einstige Strandbad wurde privatisiert: In das heute überteuerte Party-Bad kommen Betuchte von außerhalb, und die Weddinger dürfen nix mehr. Unzählige Weddinger Jugendliche haben die vergangenen 150 Jahre im Plötzensee gebadet, ohne dass die Ufer zerstört wurden.
    Ein Naturschutzkonzept habe ich noch nicht gesehen. Der Vorwand mit den Schwänen und die Hai-Attrappe – das waren üble Tricks des Bezirksamts, um drastische Einschränkungen zu begründen, die sich sachlich nicht begründen lassen!
    Das Uferproblem entstand nach der Privatisierung des Strandbads. Die Rekommunalisierung und Rückgabe an die Weddinger (und Moabiter und Reinickendorfer) wäre die beste Lösung!

  3. Morjen in die Runde
    habe mein halbes Leben auf dem Bau gearbeitet, da war immer ein Zaun drumherum und auf Schildern stand : BETRETEN VERBOTEN … Jeder mit einem Funken Verstand hat das verstanden :Wer trotzdem nachts auf die Baustelle ging und in den Kabelschacht gefallen ist hatte das selber zuverantworten .
    Wenn also die wild Badenden im Naturschutzgebiet einen Funken Verstand hätten und sich nicht wie kleine Kinder benehmen würden, dann müßten die Bußgelder auch nicht angehoben werden , wer es dennoch tut und erwischt wird muss eben abdrücken. So simpel wie einfach
    Wer sich jetzt über die Unverhältnissmäßigkeit aufregt und auch noch meint das sich Einkommensschwache das Bußgeld nicht leisten können, der hat wohl nicht mehr alle Latten am Zaun.
    Wer schon kein Geld hat, der sollte erst recht nicht wild Baden, wer keinen 5er hat für den Eintritt, kann weder 85 und erst recht nicht 230 bezahlen – aber möglicherweise baden jetzt nur noch die im Naturschutzgebiet die sich die neuen Bußgelder leisten können… genau mein Humor
    Also an Alle die das nicht verstehen das ein Naturschutzgebiet geschützt werden muss , schaut in den Spiegel und geht in Euch… überprüft mal euer Inneres, möglich das der eine oder andere sowas wie eine Erleuchtung hat
    Werdet Erwachsen
    in diesem Sinne

  4. @blog der erste gute Artikel zu dem Thema. Bisher wurden nur die Strandbadbetreiber gefragt, was davon halten

  5. Wenn Grüne, wie in Berlin Mitte, keine Kompromisse aushandeln müssen agieren sie mit ihrer latenten oberlehrerhaften belehrenden arroganten Haltung auf ihre „Untertanen“. Ich denke, die wollen den ganzen Plötzensee als Erholungsgebiet ausschalten. Als nächstes ist vermutlich die Schließung des Bootsverleihs auf der Agenda. Im Strandbad haben sie ja schon den Wohnmobilstellplatz vor längerer Zeit verboten (In Potsdam gibt es so einen Platz auch direkt am Wasser). Auch die Sauna musste dringend weg. So zermürbt man vermutlich gezielt die Betreiber des Strandbades. Immer wieder absurd: Im Dohnagestell liegen weiter die Müllhaufen und die Autowracks. Das ist wohl zu mühsam, da lassen sich ja nicht direkt Menschen belehren und schickanieren. Da bräuchte es Ermittlungsarbeit und andere Ideen.

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