Wenn ihr noch nicht so lange im Wedding wohnt, stolpert ihr vielleicht manchmal über Ortsnamen, die auf keiner aktuellen Karte (mehr) zu finden sind. Ihr merkt schnell: Die Weddinger scheren sich nicht um offizielle Namen, sondern geben Plätzen gerne neue, aus ihrer Sicht viel besser passende Namen. Meist sind es ziemlich respektlose Bezeichnungen. Manchmal kann man ahnen, warum. Oft aber auch nicht. Und hier kommt sie, die Liste für Wedding-Experten:
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Wedding selbst schon einen Artikel braucht, noch dazu einen männlichen, was ziemlich einmalig ist in Berlin. Das weibliche Gegenstück ist ganz sicher die Plumpe. Das klingt nicht so fein wie Gesundbrunnen, ein etwas beschönigender Name für die versiegte Heilquelle an der Panke, trifft’s aber besser. Plumpe hieß vor allem, und das Wort plump bezog sich hoffentlich nicht auf den Fußball, das abgerissene Stammstadion von Hertha BSC an der Behmstraße. Das etwas eigenartige Denkmal auf der Aussichtsplattform des Flakturms im Humboldthain trägt auch den inoffiziellen, wenig schmeichelhaften Namen Plumpenpickel.
Das im Krieg teilzerstörte Obdachlosenasyl an der Wiesenstraße erinnert optisch in vielerlei Hinsicht an eine Fabrik, aber bestimmt nicht an eine mittelalterliche Burg. Trotzdem nennt es jeder die “Wiesenburg”. Egal warum das so ist: Dieser Name ist wirklich vielen Menschen im Wedding ein Begriff, unter anderem auch deshalb, weil das Gelände voller Ateliers und spannender Freiräume ein Kulturort erster Klasse ist – und zugleich etwas von einem Lost Place hat.
Der dreieckige Platz zwischen Müller- und Gerichtstraße hinter dem Arbeitsamt hieß eigentlich offiziell Courbièreplatz. Später wurde er zwar in Max-Josef-Metzger-Platz umgetauft, aber was interessiert das die Weddinger? Für sie ist und bleibt die verschnittene Grünanlage einfach der Lausepark. So hieß nämlich der Schwarzmarkt, der nach dem Krieg dort entstanden ist.
Weddinger vermeiden es, lange Namen auszusprechen. So heißt der Leopoldplatz der Leo, der Plötzensee die Plötze und der Zeppelinplatz der Zeppl (oder Zeppi). Aus dem im benachbarten Reinickendorf liegenden Kurt-Schumacher-Platz wurde gar der Kutschi.
Manchmal schmeißen die Weddinger auch die Artikel ganz um. Die Rehberge, eigentlich ein Plural, werden zum Singular, sodass es heißt: “Ich war in der Rehberge.” Klingt komisch, wird aber genau so gesagt. Der Rathenaubrunnen im Park heißt übrigens auch “die (Steuer)Schraube”.
Alte Namen vergessen die Weddinger ebenfalls nicht so schnell. So wird die BAYER AG bei uns für immer Schering heißen. Die Osramhöfe wurden zwischenzeitlich in Carrée Seestraße umgetauft, doch der Besitzer hat die Umerziehung aufgegeben: jetzt firmieren sie wieder unter “(Ehem.) Osramhöfe”. Und das Virchow wird wohl nie “Charité Campus Virchow” heißen.
Noch mehr Beispiele gefällig? Das Franzosenbecken, ein Regenrückhaltebecken an der Panke, wird aus unerfindlichen Gründen “der Olymp” genannt. Ist es denn eine nennenswerte Erhebung? Nie und nimmer! Die Swinemünder Brücke wiederum heißt im Volksmund Millionenbrücke - Grund könnten die Baukosten gewesen sein. Die ähnlich aussehende Bösebrücke hingegen wird nach der darauf liegenden Bornholmer Straße konsequent Bornholmer Brücke genannt, dabei hieß sie auch früher nie so, sondern vielmehr Hindenburgbrücke. Eine Missionseinrichtung in der Ackerstraße, bei der Kahlschlagsanierung des Brunnenviertels abgerissen, war unter dem Namen “Schrippenkirche” bekannt – vor dem Gottesdienst bekam jeder Bedürftige einen Kaffee und eine Schrippe. Und die Liesenbrücken hießen im Volksmund Schwindsuchtbrücke - benannt nach vielen Obdachlosen, die früher unter der Brücke ihr Lager aufschlugen.
Es gibt bestimmt noch viel mehr Namen – wem einer einfällt: Mail an uns!
Ich kenne weder den Courbièreplatz noch den Max-Josef-Metzger-Platz. Auch keinen Lausepark. Das war immer eine Grünfläche neben dem Arbeitsamt. Das Park zu nennen, finde ich übertrieben. 😉
Der Olymp heißt so, weil er an ein Stadion erinnert, an das Olympiastadion wegen dem Oval und als es damals neugebaut wurde gab es 4 Fußballplötze dort, ein Abenteuerspielplatz, mit Häusern auf Stelzen, ein lange Rutsche aus Edelstahl runter ins oval und eine Seilbahn zum dranhängen. Leider wurden die Häuser auf Stelzen abgefackelt, sowie viele andere Sachen dort, die dem Vandalismus zum Opfer vielen.
Habt ihr euch verschrieben? Ich kenne nur Zeppi, nicht Zeppl.
Beide Formen sind uns untergekommen.
es gibt „gewachsende namen wie plumpe,millionenbrücke oder leo,und dann gibts namen die nur in den medien existieren wie plumpenpickel oder steuerschraube.
ich wohne mein ganzes leben im wedding und kann mit künstlichem weddingsprech nichts anfangen.ist das selbe mit leuten die ständig in kommentaren vom brunnenviertel faseln oder von kiezen sprechen.die selben leute erfineden „höfe“als irgendwelche marketing namen deshalb heissen nun in immoanzeigen weddingeradressen jetzt wohnen in mitte.
Der Begriff Plumpe bezieht sich auf die Wasserpumpen die es dort in der Vielzahl gab, auch an der Heilquelle selbst. Pumpe = Plumpe (Spitzname) .. und ist nicht bezogen auf den Begriff plump!!!