Mastodon

Noch mehr Promis aus dem Wedding

19. Juni 2018
8

Es wird Zeit für  den zwei­ten Teil von Die­se Pro­mis kom­men aus dem Wed­ding. Dies­mal hul­di­gen wir einen der welt­bes­ten Break­dan­cer, einen hoch­ka­rä­ti­gen Schla­ger­sän­ger, zwei Fuß­ball­spie­ler aus der Her­tha-Jugend sowie einer umstrit­te­nen Per­sön­lich­keit aus der Zeit des Drit­ten Rei­ches. Was sie ver­bin­det: Alle haben ihre Wur­zeln im Arbei­ter­be­zirk, bevor sie mehr oder weni­ger erfolg­reich die Welt eroberten.

George Boateng

… der ver­lo­re­ne Bruder

Das Wand­bild mit den Boat­eng-Brü­dern in der Pank­stra­ße Ecke Bad­stra­ße. Geor­ge in der Mit­te. Foto: Hensel

Auf den Bolz­plät­zen Wed­dings galt er als der talen­tier­tes­te Boat­eng-Bru­der: Geor­ge. Doch wäh­rend sich sei­ne Geschwis­ter Kevin-Prin­ce und Jérô­me zu gut bezahl­ten Fuß­ball­pro­fis mau­ser­ten, lan­de­te Geor­ge im Knast. Was war pas­siert? Wäh­rend Jérô­me wohl­be­hü­tet bei dem gemein­sa­men Vater in Wil­mers­dorf auf­wuchs, leb­ten Kevin-Prin­ce und Geor­ge Boat­eng bei der ihrer Mut­ter in der Mal­plaquet­stra­ße. An den Wochen­en­den tra­fen sich die Brü­der auf den beto­nier­ten Bolz­kä­fi­gen Wed­dings. In einem ZEIT-Inter­view betont Kevin-Prin­ce, dass er die­ser Peri­ode alles zu ver­dan­ken habe. „Die Pan­ke ist mein Zuhau­se!“, hul­digt er den Wed­din­ger Stadt­teil. Er und Jérô­me schaff­ten den Sprung zu den Jung-Pro­fis bei Her­tha BSC, Geor­ge lan­de­te wegen ver­schie­de­ner Delik­te im Gefäng­nis. Es folg­ten wei­te­re Sta­tio­nen als Hun­de­züch­ter und Rap­per BTNG. Sei­ne ers­te Sin­gle trägt den Namen „Gewach­sen auf Beton“ – zu sehen auch auf der Wand­ma­le­rei an der Ecke Badstraße/Prinzenallee. Hier ist der ältes­te Boat­eng-Bru­der zusam­men mit sei­nen Geschwis­tern zu sehen. Was vie­le nicht wis­sen: Das Kunst­werk ist eine Mar­ke­ting-Akti­on des Sport­ar­ti­kel­her­stel­lers Nike. 

Vartan Bassil

… von einem Stück Wed­din­ger Pap­pe auf die Büh­nen die­ser Welt

Sei­ne Fly­ing Steps führ­ten in bis nach Las Vegas, doch alles begann im Haus der Jugend am Naue­ner Platz. Hier sah der mit sei­nen Eltern aus Bei­rut geflüch­te­te Var­tan Bas­sil zum ers­ten Mal die wohl bekann­tes­te Ber­li­ner Break­dance-Crew, die City Rockers und war über­wäl­tigt. Von nun an nut­ze der jede freie Minu­te, um die Moves, die Bewe­gun­gen, zu ler­nen, die in den frü­hen 1970ern in der Bronx ent­stan­den und zusam­men mit dem Rap und dem Spray­en nach Euro­pa schwapp­ten. Auf einem Stück Pap­pe wur­den Hip-Hop-Bewe­gun­gen wie „Wind­mills“, „Head­spins“ oder „Jack­ham­mers“ bis zur Per­fek­ti­on geübt. Im kal­ten Wed­din­ger Win­ter beschlu­gen schon mal die Fens­ter, wenn die Tän­zer in Wal­lung gerieten.

1993 grün­de­te Var­tan dann die Fly­ing Steps, die mit Shows wie „Fly­ing Bach“ oder „Fly­ing Illu­si­on“ zu einer der erfolg­reichs­ten Urban-Dance-Crews der Welt wur­den. Nach jah­re­lan­gen Tour­neen rund um die Welt kehr­ten die Break­dan­cer 2018 mit der Haupt­stadt­hom­mage „Fly­ing Illu­si­on“ nach Ber­lin zurück. Das Haus der Jugend am Naue­ner Platz war dafür aller­dings mitt­ler­wei­le zu klein gewor­den. Für vier Wochen gas­tier­ten die Fly­ing Steps im Thea­ter am Pots­da­mer Platz. Ihre Wur­zeln sind aller­dings wei­ter­hin prä­sent. Der Geist der Wed­din­ger Anfän­ge ist immer noch in der Cho­reo­gra­fie zu spü­ren. 

Roland Kaiser

… Pfle­ge­mut­ter putz­te die SPD-Zentrale

Roland Kaiser. Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons
Roland Kai­ser. Foto: San­dro Halank, Wiki­me­dia Commons

Sei­ne leib­li­chen Eltern lern­te er nie ken­nen, die Pfle­ge­mut­ter putz­te die SPD-Zen­tra­le in der Mül­lerst­a­ße. Roland Kai­ser, Jahr­gang 1952, wuchs im Wed­ding auf und lei­te­te nach sei­ner kauf­män­ni­schen Aus­bil­dung die Wer­be­ab­tei­lung eines Auto­hau­ses. Mit sei­nem Hit „Sie­ben Fäs­ser Wein“ mach­te der gebo­re­ne Roland Kei­ler 1977 sein Hob­by zum Beruf und sei­ne 67 Auf­trit­te in der ZDF-Hit­para­ra­de ver­hal­fen ihm zum Kult­sta­tus. Doch der beken­nen­de Sozi­al­de­mo­krat kann mehr als nur ein­gän­gi­ge Schla­ger­hym­nen schrei­ben und sin­gen. Als Karl Dall ihn 1986 in einer Talk­show pro­vo­zier­te, zeig­te er Rück­grat und ver­ließ unter Pfif­fen und Buh­ru­fen die Sen­dung. 2015 äußer­te er bei einer Kund­ge­bung Kri­tik an der Pegi­da-Bewe­gung und nahm auch hier nega­ti­ve Fan-Reak­tio­nen in Kauf. Dass sich Roland Kai­ser für sozi­al benach­tei­lig­te Kin­der und Jugend­li­che und im Bereich Organ­trans­plan­ta­ti­on ein­setzt, ist eher unbe­kannt. Unab­hän­gig, ob man sei­ne Musik mag oder nicht, macht ihn das zu einer Wed­din­ger Per­sön­lich­keit, auf die man stolz sein darf. So sei es ihm auch ver­zie­hen, dass er die letz­ten Jah­re, abge­se­hen von einem Zwi­schen­stopp in Ber­lin-Zehlen­dorf, in Müns­ter ver­bracht hat.

Nico Kovac

… von der Schil­ler­wie­se zum FC Bayern

Niko Kovač. Foto: Steindy (talk), Wikimedia Commons
Niko Kovač. Foto: Stein­dy (talk), Wiki­me­dia Commons

Wie auch Geor­ge Boat­eng hat Nico Kovac sei­ne Wur­zeln im Arbei­ter­be­zirk Wed­ding. Bei­de wuch­sen nur weni­ge Stra­ßen von­ein­an­der auf und bei­de kön­nen auf eine gemein­sa­me Zeit bei Her­tha BSC zurück­bli­cken. Als Teil einer kroa­ti­schen Ein­wan­der­fa­mi­lie wuchst Kovac in der Turi­ner Stra­ße auf und spiel­te in sei­ner Jugend bei Rapi­de Wed­ding. Gekickt wur­de auf der Schil­ler­wie­se, wo der Kroa­te bis zum Abend­grau­en Ecken und Frei­stö­ße übte. Mitt­ler­wei­le ist Nico Kovac ein gefrag­ter Fuß­ball­trai­ner, der in der Sai­son 2017/2018 mit der Ein­tracht aus Frankfurt/Main den DFB-Pokal gewann. Sym­pa­thie­punk­te ver­lor Kovac durch die früh­zei­ti­ge Ver­trags­auf­lö­sung bei den Hes­sen. Doch wel­ches Arbei­ter­kind wür­de ein Ange­bot des erfolg­reichs­ten deut­schen Bun­des­li­ga­ver­eins, den FC Bay­ern Mün­chen, leicht­fer­tig abschla­gen? Eines ist gewiss: In der baye­ri­schen Metro­po­le wird Kovac erneut auf einen wei­te­ren Füh­rungs­spie­ler aus der Boat­eng-Fami­lie tref­fen. Konn­te er sich in sei­ner Frank­furt-Zeit auf die Offen­siv-Qua­li­tä­ten von Kevin Prin­ce ver­las­sen, steht ihm bei FC Bay­ern mit Jero­mé einer der bes­ten Abwehr­spie­ler der Welt zur Verfügung.

Leni Riefenstahl

… der Leo­pold­platz am Anfang des 20. Jahrhunderts

Leni Riefenstahl. Foto: By Невідомо, Wikimedia Commons
Leni Rie­fen­stahl. Foto: By Невідомо, Wiki­me­dia Commons

Ihre Rol­le im Drit­ten Reich ist umstrit­ten, ihr Sta­tus als Kunst­i­ko­ne ist es nicht. Hele­ne „Leni“ Rie­fen­stahl kommt am 22. August 1902 in der Prinz-Eugen-Stra­ße im 3. Stock zur Welt. Hier in der Nähe des Leo­pold­plat­zes besuch­te sie eine Bal­lett­schu­le und leb­te den Traum, Tän­ze­rin zu wer­den. In der Fol­ge zog ihre Fami­lie nach Neu­kölln, Schö­ne­berg und Wil­mers­dorf. Der Vater, ein Hand­werks­meis­ter, bau­te sich ein Instal­la­teur-Betrieb auf der Kur­fürs­ten­stra­ße auf und als Stu­den­tin bewohn­te Rie­fen­stahl eine Woh­nung in der Fasa­nen­stra­ße. Eine Knie­ver­let­zung bescher­te Rie­fen­stahls Tanz­kar­rie­re ein jähes Ende, doch konn­te sich „Hele­ne Ber­tha Ama­lie“ spä­ter als Schau­spie­le­rin im Berg­film-Gen­re eta­blie­ren. Vie­le brin­gen Rie­fen­stahl mit ihrer Hul­di­gung des ari­schen Kör­pers wäh­rend der Olym­pi­schen Spie­le 1936 im Ber­li­ner Nazi-Deutsch­land in Ver­bin­dung. Auf ihre umstrit­te­ne Rol­le wäh­rend des Nazi-Regimes soll hier nicht wei­ter ein­ge­gan­gen wer­den. Unbe­strit­ten ist aller­dings der künst­le­ri­sche Ein­fluss der Film­re­gis­seu­rin, Dreh­buch­au­to­rin und Foto­gra­fin bis in die Gegen­wart hat. Sowohl Geor­ge Lucas („Krieg der Ster­ne“), Quen­tin Taran­ti­no („Ing­lo­rious Bas­ter­ds“) und Ramm­stein („Strip­ped“) lie­ßen sich von ihr inspirieren.

Alles Prominente aus dem Wedding

Dies ist  nicht unser ers­ter Bei­trag über Pro­mis, die auch dem Wed­ding kom­men. Bis­her haben wir damit fol­gen­de Per­sön­lich­kei­ten vor­ge­stellt (A‑Z, sor­tiert nach Nach­na­men): Var­tan Bas­sil, Geor­ge Boat­eng, Kevin-Prin­ce Boat­eng, Eber­hard Diep­gen, Cor­ne­lia Fro­boess, Maren Gil­zer, Tho­mas Häß­ler, Mar­ti­na Hill, Harald Juhn­ke, Roland Kai­ser, Nico Kovac, Manue­la, Erich Miel­ke, Otto Nagel, Oskar, Adel Tawil und Leni Riefenstahl.

Wer noch?

Auch wenn uns noch lan­ge nicht die Pus­te aus­geht was den Pro­mi-Fak­tor des Wed­ding angeht, freu­en wir uns über zahl­rei­che Tipps und Kom­men­ta­re aus der Wed­ding­wei­ser-Com­mu­ni­ty: Wel­che Berühmt­hei­ten kennt ihr, die nach­weis­lich aus dem (ehe­mals) roten Bezirk stammen?

Hier fin­det ihr Teil 1 Hier fin­det ihr Teil 3

Autorenbild Andreas Oertel

Andre­as Oer­tel war über­rascht, wie vie­le Pro­mi­nen­te ihre Wur­zeln im Wed­ding haben – so wie er selbst.

8 Comments

  1. Wer immer noch fehlt: Har­dy Krü­ger. Er hat 2008 den Bam­bi ent­ge­gen­ge­nom­men mit der kur­zen Rede: “Der Eber­hard Krü­ger aussem Wed­ding kriegt den Bam­bi für sein Lebenswerk!”

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?