Schon oft war der Wedding in Filmen zu sehen. Meist ist er eine vager Hintergrund für einen Film, in dem die ganz harten Jungs irgendwo an der Panke zuhause sein sollen oder für ein Doku über den Mauerfall. Beim neuen Film „Ein nasser Hund“ ist die Kulisse so sehr im Zentrum des Geschehens, dass man fast von einer Liebeserklärung an den Stadtteil sprechen kann: Mehr Wedding im Kino geht nicht!
Darum geht es: Der 16-jährige Iraner Soheil zieht mit seinen Eltern in den Wedding. Schnell freundet er sich mit einigen türkischen und arabischen Jugendlichen aus der Gang von Husseyn an und verliebt sich in das türkische Mädchen Selma aus der Parallelklasse. Was Soheil seinen Freunden allerdings verschweigt: er ist kein Muslim, sondern Jude. Als er sich schließlich outet, stößt er auf Ablehnung, die Situation droht zu eskalieren.
Dieser Film zeigt ganz viel Wedding: entlang der Bahnstrecke um den Gesundbrunnen wurde gedreht, die ganze Ecke Badstraße und Prinzenallee kommt ausführlich vor. Mit viel Hip Hop-Musik untermalt, werden die Jugendlichen in ihrem Gang-Alltag begleitet. Viele der Hauptfiguren sind durch Laiendarsteller besetzt worden, was dem Film zusätzlich Authentizität verleiht.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ von Arye Sharuz Shalicar. Der Deutsch-Iraner, der heute in der israelischen Regierung arbeitet, beschreibt darin seine Jugend zwischen muslimischen Gangs, Hip-Hop- und Graffiti-Kultur und jüdischer Identität. Aufgegriffen wurde die Geschichte von Damir Lukacevic, der mit dem Film sein Regiedebut auf die Leinwand bringt.
Für Damir Lukaevic ist „Ein nasser Hund“ nicht die erste Auseinandersetzung mit dem Wedding. 2011 hat er bereits mit Jugendlichen aus dem Stadtteil gearbeitet und die Dokumentation „Willst du Stress oder was?“ realisiert. Vor fünf Jahren hatte dann das Theaterstück „Liebe, Gangs & Graffiti“ Premiere, das mit Schüler des Oberstufenzentrums KIM in der Osloer Straße inszeniert wurde. Nun ist der Stoff unter dem Titel „Ein nasser Hund“ verfilmt worden.
„Ein nasser Hund“ sollte ursprünglich am 26. November 2020 in die Kinos kommen. Wegen der Corona-Pandemie musste der Start merhfach verschoben werden. Nun finden die ersten offiziellen Vorstellungen ab Donnerstag (7.9.) statt. Im Wedding gibt es dazu ein besonderes Higjlight. Am Mittwoch (6.9.) um 20 Uhr findet die Premiere des Films im Cineplex Alhambra in der Seestraße statt – mit den Darstellern, Regisseur und Produzenten. Tickets für das Event gibt es online. Allerdings sollten Interessenten schnell sein, viele Karten sind schon verkauft. Der Film wartete schon fast zu lange, gehört aber auch noch jetzt auf die Wunschliste aller Weddinger ab zwölf Jahren.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag.