“Zwei neue Parkzonen gehen in Moabit in Betrieb”, “Parkzonen im Rathausviertel und im Westfälischen Viertel”, “Neue Parkraumbewirtschaftungszone Stephankiez / Lehrter Straße”, Parkzone 73 (Huttenkiez) und Parkzone 76 (Europa-City) voraussichtlich zum 1. August 2021 in Betrieb”: Monatlich hagelt es seit Anfang des Jahres Pressemeldungen des Bezirksamtes Mitte zur Ausweisung neuer Zonen der Parkraumbewirtschaftung. Gebiete im Wedding finden sich nicht darunter. Noch nicht.
Denn zunächst ist Moabit an der Reihe. Bis zum September wird unser benachbarter Ortsteil voraussichtlich vollständig parkraumbewirtschaftet sein – vom Wedding dagegen nur ein winziger nahezu unbewohnter Zipfel rund um Bayer Pharma. “Weitere Zonen der Parkraumbewirtschaftung in Berlin-Mitte (Wedding) sind für Ende 2021/Anfang 2022 angedacht”, heißt es in der neuesten Erklärung vom 12. April. Und nach dem Komma: “vorbehaltlich bisher nicht kalkulierbarer Entwicklungen”. Nicht kalkulierbarer Entwicklungen? Soll das etwa eine Umschreibung für den ungewissen weiteren Verlauf der Corona-Pandemie sein? Die Kontrolle von Falschparkern findet doch an der frischen Luft statt, wo die Ansteckungsgefahr nur sehr gering ist! Oder ist das ein versteckter Hinweis auf die Wahl am 26. September, bei der ja auch die politische Zusammensetzung des Bezirksamts neu ausgerichtet wird? Gegen die Parkraumbewirtschaftung polemisiert inzwischen jedoch noch nicht einmal mehr die CDU, nach der Wahl wird sich in diesem Punkt deshalb vermutlich auch nichts großartig ändern. Einen Hinweis zum Verständnis dieser drei Worte liefert der unmittelbar folgende Satz: “Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Parkraumüberwachung werden ab dem Zeitpunkt der jeweiligen Aktivierung in den neuen Parkraumzonen kontrollieren und freuen sich stets über personelle Verstärkung.”
Die Worte “personelle Verstärkung” sind dabei als Link formatiert, klickt man ihn an, so landet man bei den aktuellen Stellenangeboten des Bezirks, einer ziemlich langen Liste. Wahrscheinlich ist damit der Bereich der “nicht kalkulierbaren Entwicklungen” umschrieben. Denn der Ausbau der Parkraumbewirtschaftung im Bezirk Mitte ist ein sehr ehrgeiziges Projekt. In den sieben neuen Parkzonen von Moabit und Hansaviertel wohnen etwa 84.000 Menschen, in den sieben geplanten Zonen der Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen noch einmal 140.000. Zusammen sind also fast zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner von Mitte betroffen, etwa doppelt so viele wie bisher, wobei der kleinere Brocken erst mal verdaut sein muss, bevor der ganz große in Angriff genommen werden kann.
180 neue Jobs
Für die Parkraumüberwachung in Moabit und im Wedding sind insgesamt etwa 180 zusätzliche Mitarbeiter notwendig. Zwar verfügt der Arbeitsmarkt derzeit über ausreichende Kapazitäten (nebenbei – kommt da etwa eine Heerschar künstlerisch hochgebildeter “Mitarbeiter/innen in der Parkraumkontrolle” auf uns zu?). Aber die neuen Kräfte müssen ja auch ausgebildet und angeleitet werden. Man braucht qualifizierte Fachleute für die Koordination, die Personalverwaltung, die Abrechnung und die IT-Ausstattung, zudem müssen natürlich auch die unzähligen Anwohnervignetten von irgendjemandem ausgegeben werden. Und außerdem benötigt man Räume, wo die Mitarbeiter Büroarbeiten erledigen können, sich umziehen, duschen etc. Das alles zu organisieren erfordert einen Kraftaufwand, der während der Pandemie nicht mal so nebenbei aus dem Home-Office heraus geleistet werden kann.
Deshalb müssen sich die Weddinger Autobesitzer noch etwas gedulden. Vorerst werden sie weiterhin auf der Suche nach freien Parkplätzen ihre Runden durch die Kieze drehen müssen. Wenn die Parkraumbewirtschaftung erst mal eingeführt ist, wird sich der Zeitaufwand dafür drastisch reduzieren. Dann wird man freilich seinen Besuch (der hoffentlich bald wieder erlaubt sein wird) darum bitten müssen, zu Fuß, mit dem ÖPNV oder mit dem Fahrrad zu kommen und nicht mit dem eigenen Auto. Denn das Ignorieren der Parkraumbewirtschaftung wird teurer als bisher: Für einfaches Falschparken stehen ab Spätsommer 35 Euro zu Buche.
PS: Wer sich für einen Job beim Ordnungsamt interessiert, kann sich auch initiativ bewerben, muss also nicht warten, bis eine offizielle Stellenausschreibung erscheint. Mehr Informationen
Autor: Christof Schaffelder
Dieser Beitrag erschien zunächst in der Zeitschrift Ecke Müllerstraße
5 Dinge, die ihr zur Parkraumbewirtschaftung im Wedding wissen müsst – Weddingweiser