Ruben Knoll und Anika Straub haben schon viel gemeinsam erlebt. Sie kennen sich bereits aus der Schulzeit in Salzgitter und zuletzt hatten sie sogar im gleichen Gemeinschaftsbüro in Moabit zusammengearbeitet. Im letzten Frühjahr 2020 fiel ihnen ein ehemaliger Hundesalon, der später als Atelier genutzt wurde, in der Genter Straße in den Schoß: „Im eigenen Büro konnten wir endlich unsere eigenen Ideen umsetzen“, schwärmt Anika.
Sie hat einen hohen Anspruch an ihr eigenes Konsumverhalten: nachhaltig, nahezu plastikfrei – und mit möglichst wenig Müll soll es auch im CU.Office zugehen. Ihr Kollege Ruben betont, dass sich auch die Mitglieder des Coworking-Spaces mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen sollen, weshalb sie im Vorfeld einen Fragebogen dazu ausfüllen müssen. „Aber es ist ein gemeinsames Lernen für alle“, fasst er die Erfahrungen des ersten Jahres zusammen. „Ein bisschen wie in einer WG“, sagt er und fügt lachend hinzu „Der Kühlschrank und die Mülltrennung sind unsere kleinen Konfliktherde.“
In Pandemiezeiten hat sich die über 40 Mitglieder fassende Community, von denen sich 27 regelmäßig in den Arbeitsplatz einbuchen, auch als Alternative oder Erweiterung zum oft beengten Home Office zusammengefunden. Die übrigen Mitglieder nutzen vor allem die Infrastruktur wie den großen weißen Konferenztisch mit 8 Stühlen. Die Mitgliedschaft funktioniert so: Für 60 Euro plus Steuern hat man Anspruch auf die Büronutzung von 32 Stunden im Monat, wobei die Belegung durch ein Buchungssystem geregelt ist. Falls man mehr arbeiten muss, ist das durchaus möglich und kostet 1,50€ pro Stunde.
Neben der angenehmen Atmosphäre ist auch eine gewisse Weddinger Entspanntheit zu spüren. „Die meisten wohnen so wie wir im unmittelbaren Umfeld und haben keinen langen Anfahrtsweg, das trägt zu einer gemütlichen und nachbarschaftlichen Atmosphäre bei“, so Ruben.
Das gut 100 m² große, langgezogene Ladenlokal wurde mit viel Aufwand, aber unter Verwendung von möglichst vielen alten Möbeln und Materialien renoviert. Das sieht man dem freundlich eingerichteten Büroraum mit 8 Arbeitsplätzen sofort an. Im vorderen Raum zur Straße steht ein großer Tisch, der für Workshops, Konferenzen und Versammlungen genutzt wird und auch für wenig Geld von jedermann gemietet werden kann. Für lokale Initiativen gibt es vor allem im Brüsseler Kiez wenige Raumangebote, wenn sie sich treffen wollen. „Wir möchten uns auch dem Kiez öffnen und hier in den Abendstunden für Leben sorgen“, erklärt Ruben, der ursprünglich Stadt- und Regionalmanagement studiert hat und inzwischen Mitgründer einer digitalen Genossenschaft ist. Anika hingegen hat lange als Bekleidungsingenieurin gearbeitet, wollte aber lieber etwas Sinnstiftendes tun und ist inzwischen für die Betreiberfirma der Lebensmittelretter-App „Too Good to Go“ tätig.
Zusammenhalt ist den beiden Gründern ebenso wichtig wie die Anbindung an den Kiez. Schließlich erinnert auch das Logo des CU.Office mit einem stilisierten Hundekopf noch an den früheren Hundesalon – ebenso wie die Leuchtreklame aus den Siebzigern mit dem im Brüsseler Kiez allseits bekannten Schriftzug „Angelique – baden, trimmen, scheren“, der noch immer über dem Schaufenster prangt. Ist ja nicht kaputt – das CU.Office denkt eben nachhaltig.
Wenn ihr auch an einer Mitgliedschaft interessiert seid, euch die Herkunft von Produkten, die Vermeidung von Müll und ein vernetztes Arbeiten in der Nachbarschaft wichtig ist, meldet euch gerne beim CU.Office.
Fotos: CU Office/Weddingweiser
CU Office, Genter Str. 56