Im Rahmen einer Kampagne von Multicity und Blogaboutit erhielt unser Autor Andaras 60 Freiminuten sowie eine kostenlose Registrierung beim Carsharing-Anbieter Multicity. Hier schreibt er, wie es sich für einen Autobesitzer anfühlt, ein Gemeinschaftsauto zu benutzen und dazu auch noch elektrisch unterwegs zu sein.
Mein eigenes Auto ist noch ein Relikt aus alten Abi-Zeiten und zog vor sieben Jahren mit mir nach Berlin. Zur Schulzeit war es die einzige Möglichkeit mobil zu sein auf dem flachen Lande Mecklenburg-Vorpommerns, wollte man nicht 100% von den Eltern abhänig sein, denn regelmäßiger Busverkehr war leider Fehlanzeige. Doch seit dem Umzug nach Berlin ist das Auto nicht mehr so wichtig, Anfangs habe ich es noch oft gebraucht für den Besuch in der alten Heimat, doch die erreiche ich mittlerweile sogar per Fernbus, natürlich mit dem Zug oder einer Mitfahrgelegenheit. Das bedeutet, das Auto steht zumeist nur noch rum, wird wenig bewegt und die Überlegung, es zu verkaufen, kam mir schon öfter in den Sinn. Aber was man hat, das hat man und ein kleines bisschen Unabhängigkeit möchte man irgendwie ja doch nicht aufgeben. Auf der anderen Seite stehen die Fixkosten: Steuern, Versicherung und in letzter Zeit immer mehr Reparaturen. Hat man das alles bezahlt, ist man noch keinen Kilometer gefahren. Das alles steht irgendwie in keinem Verhältnis zu meinem Nutzungsverhalten. Die immer stärker wachsende Carsharing-Sparte ist deshalb vielleicht wirkliche eine Alternative und fairerweise sei erwähnt, dass es neben dem getesteten Multicity ebenso noch Car2Go, DriveNow, CiteeCar oder auch Flinkster gibt.
Führerschein und Freischaltung
Die Registrierung verlief problemlos. Auf die Multicity-Seite gehen, Daten und Gutscheincode eintippen und die per Mail erhaltene Registrierungsbestätigung ausdrucken (notfalls geht dies sicher auch direkt im Kundencenter). Mit dieser geht man einfach in den nächsten Multicity-Store in seiner Nähe und wird sofort, inklusive Kundenkarte, freigeschaltet. Mitzubringen ist neben dem Ausweis auch der Führerschein. Dann kann es losgehen. Zur Fahrzeugsuche kann man die entsprechende App aus dem Appstore – für Android und iOS – herunterladen. Unverständlich für mich: es gibt momentan keine App für WindowsPhone, aber eine brauchbare Drittanbieter-App. In der Multicity-App (in meinem Fall Android) sieht man alle Fahrzeuge im Umkreis, inklusive Information über den Ladezustand des Autos. Denn anders als DriveNow oder Car2Go setzt Multicity nur auf Elektroautos.
Unseren Test haben wir in der Nähe des Leopoldplatzes gestartet. Handy rausgeholt, App gestartet und geschaut, welche Autos sich gerade zufällig in der Nähe befinden. Es waren immerhin fünf Autos, die in unter zehn Minuten zu erreichen waren. Am nähesten war ein Auto mit 30% Akkuladung – am Infoschalter während der Anmeldung sagte man mir, dass 100% für etwa 100km reichen würden.
Ist das Elektro-Auto wirklich an?
Um das Auto zu öffnen, hält man einfach die Kundenkarte an die Frontscheibe. Die Türen öffnen sich und die Zeit (28 c/Minute im Standarttarif) fängt an zu zählen. Es empfiehlt sich somit, das Auto vor dem Öffnen auf Schäden zu untersuchen. Diese werden, falls vorhanden, in ein Fahrtenbuch eingetragen. Bei Selbstverschulden beträgt die Selbstbeteiligung 500 €. Unser Auto hatte hinten links eine Schramme in der Stoßstange, welche auch bereits vermerkt war. Der Schlüssel für das Zündschloss befindet leicht zugänglich im Handschuhfach. Also Schlüssel aus dem Handschuhfach raus und Motor an.
Der erste Gedanke: Ist das Auto jetzt an? Man hört absolut nichts, nur das Leuchten der Anzeigen lässt vermuten, dass das Auto wirklich an ist. Kurz noch einmal dran erinnert, wie man ein Automatik-Auto bedient und es konnte losgehen.
Dann aber die erste Ernüchterung: Statt der erwarteten 30 km hatte das Auto nur noch 17 km geschätzte Reichweite, die Kilometer werden im Gegensatz zur Akkuanzeige in der App nicht dargestellt. Irgendwie haben wir aber nicht weiter darüber nachgedacht und wir machten uns zur Probefahrt auf. An der ersten Ampel nutzte ich die Möglichkeit, nach Umschalten auf Grün, zu testen, wie gut so ein Elektroauto anzieht. Und wir beide waren positiv überrascht, man merkt keinen Unterschied zu einem Benziner und fühlt sich auch nicht als Hindernis im Straßenverkehr.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Infoblatt bei 130 km/h, da wir nur im Wedding unterwegs waren, konnten wir diese Angaben nicht testen. Man schwimmt also im Verkehr flüssig mit und hat zu keinem Zeitpunkt den Gedanken, untermotorisiert zu sein. Der tolle Nebeneffekt ist außerdem die ruhige Geräuschkulisse. Man hört nichts außer dem Rollgeräusch des Autos, gewöhnt sich schon nach wenigen Minuten daran und schätzt diese Ruhe ebenso schnell. Als sich die 60 Minuten Testzeit dem Ende näherten, suchten wir uns einfach einen passenden Parkplatz im Geschäftsgebiet, welches momentan im Wedding im Norden von der Schulstraße und Osloer Straße begrenzt wird. Seltsamerweise stand unser Auto aber in der Seestraße, was auch von der Grenze her logischer wäre als die Schulstraße. Der Vorteil zum eigenen Auto ist, dass man auf öffentlichen Parkplätzen, bei denen ein Parkticket erforderlich ist, keines ziehen muss. In Parkhäusern oder auf privaten Parkplätzen sieht das natürlich anders aus.
Akku und Restreichweite
Nach Abstellen des Autos bemerkten wir dann noch, dass die Akkuleistung mittlerweile auf 7 km Restreichweite runter war. Was wir nicht wussten, war, dass man das Auto nur bis 10 km Restreichweite fahren darf und dieses vor dem Erreichen abstellen muss, oder aber selbstständig zu einer Ladestation fahren muss (Stationen können per App nachgefragt werden). Dieser Hinweis steht leider nicht der in der bunten Info-Broschüre, sondern versteckt sich in den AGB’s. Hier sollte nachgebessert werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Das Auto ließ sich auch deshalb nach dem Abstellen nicht mehr öffnen. Multicity behält sich das Recht vor, anfallende Kosten für liegengebliebene Fahrzeuge, aufgrund von Energiemangel, oder Fahrzeuge,die von Multicity selbst zur Ladestation gebracht werden müssen, auf den Kunden umzulegen. Bis heute kam aber keine Nachricht von Multicity. Es scheint, als wäre man in dieser Hinsicht noch kulant. Autos mit einer so niedrigen Akkuleistung werden in der App auch nicht gelistet und lassen sich auch nicht mit der Kundenkarte öffnen. Am nächsten Tag stand an der Stelle schon ein neues Auto mit 97 % Akkuleistung. Offenbar hatte Multicity da bereits das Fahrzeug getauscht. Fährt man das Auto selbst zu einer Ladestation, bekommt man übrigens noch 10 Freiminuten auf sein Kundenkonto. Positiv an der App ist zudem, dass einem signalisiert wird, ob sich der gewählte Parkplatz im Geschäftsgebiet befindet oder nicht.
Die Mitgliedschaft bei Multicity erlaubt zusätzlich die Benutzung der Fahrzeugflotte der Deutschen Bahn in Gestalt von Flinkster. Der Unterschied ist hier, dass die Autos an der Anmietstation wieder abgestellt werden müssen. Des Weiteren ermöglicht die Kundenkarte auch das Mieten der Call a Bike Räder, für die Kosten entstehen.
Persönliches Fazit: Für mich persönlich stellt das Thema Carsharing eine echte Alternative zum eigenen Auto da. Registrieren, Kundenkarte in Empfang nehmen und schon kann es losgehen. Und das sogar im Wedding. Bezogen auf Multicity hätte ich mir noch gewünscht, dass 30 % Akku auch den angedachten 30 km entsprochen hätten, aber vielleicht war das einfach Pech. Die Seestraße sollte außerdem als offizielles Abstellgebiet erklärt werden, laut Webseite gehört diese nicht dazu, scheinbar geht es aber doch. Man muss aber sagen, dass das Geschäftsgebiet gerade erst im März ausgebaut wurde, die Wahrscheinlichkeit, dass es weiter nördlich kriecht, ist also hoch. Wenn dann noch eine WindowsPhone App dazu kommt und klar kommuniziert wird unter welchen Umständen ich selbst zu einer Ladestation fahren muss, wäre ich zu 100% zufrieden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Fairerweise muss man sagen, dass Multicity nicht der einzige Carsharing-Anbieter in Berlin ist. Dafür aber der einzige mit einer reinen Elektroflotte. Es lohnt sich also zu vergleichen, wer wo sein Geschäftsgebiet hat und welches Preismodelle für einen selbst an ehesten in Frage kommen. Alle Anbieter sind natürlich im gesamten Mitte-Gebiet vertreten, wer aber beispielsweise weiter nördlich der Seestraße wohnt, kann zwar bei Multicity mit dem Auto in dieses Gebiet fahren, es dort aber nicht dauerhaft abstellen. Alles in allem stellt es trotzdem für mich persönlich eine brauchbare und vor allem sehr unkomplizierte Alternative zum eigenen Auto dar.
Überblick über Carsharing-Anbieter im Wedding
[…] IT-Hypes entstehen hunderte neuer Dienstleister. Sie bieten Home-Delivery-Lösungen an, sind im Car Sharing unterwegs oder entwickeln Konzepte für […]
Klar ist es schön, wenn durch sowas ein bisschen Geld reinkommt, aber troztdem seien mir ein paar Anmerkungen gestattet
1. Markiert sowas doch das nächste mal als Werbung. Ist es ja auch.
2. Wie relevant ist das denn bitte für den Wedding, wenn der halbe Beitk ausserhalb des “Geschäftsbereiches” liegt (geht nur bis zu Seestrasse)? Nur dort darf man ja die Autos wieder abstellen bzw. findet man welche. Hätte man evtl. im Artikel erwähnen können.
3. Der Link zu den Freiminuten ist allerdings ein Frechheit. Heisst zwar “kostenlose Anmeldung und 60 Freiminuten”, aber dennoch kommen da auf einmal 16,90 Gebühren auf einen zu. WOFÜR die Gebühren sind verrät leider weder der Artikel, noch die Webseite von multycity.
Viele Grüße von ausserhalb des Geschäftsbereiches
‑ElWiegaldo
PS. Ich finde CarSharing generell eine tolle Idee.
Hallo zurück, ich bin der Verfasser des Artikels:
“Klar ist es schön, wenn durch sowas ein bisschen Geld reinkommt, aber troztdem seien mir ein paar Anmerkungen gestattet”
Geld habe ich bis heute keins gesehen und da wird auch nichts mehr kommen.
Der einzige Vorteil war die kostenlose Anmeldung + 60 Freiminuten. Diese sind nun sowieso aufgebraucht für den Test.
Diese Chance hat wie erwähnt auch jeder Leser bis zum 29.05.2014
2. Wie relevant ist das denn bitte für den Wedding
Wie im Text erwähnt, wurde das Gebiet gerade erst ausgeweitet, was darauf schließen lässt, dass das Geschäftsgebiet bei Erfolg sicherlich erweitert wird…
Das der ganze Wedding noch nicht mit drin ist ist natürlich schade, in der APP kann man aber zum Glück sehen ob das Auto richtig steht.
3. Der Link zu den Freiminuten ist allerdings ein Frechheit…
Das sind keine Gebühren, sondern das Guthaben im Wert von 16,80€ (60 Freiminuten *0,28c)
Plus die versprochenen 0,00€ Anmeldegebühr bleibt es bei 16,80€.
Somit hat das alles seine Richtigkeit
“Das sind keine Gebühren, sondern das Guthaben im Wert von 16,80€ (60 Freiminuten *0,28c)
Plus die versprochenen 0,00€ Anmeldegebühr bleibt es bei 16,80€.”
ah, ok dann habe ich das da wohl falsch interpretiert. Danke für den Hinweis.