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Multicity: Elektrisiert Carsharing den Wedding?

13. Mai 2014
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Multicity carsharing Andaras HahnIm Rah­men einer Kam­pa­gne von Mul­ti­ci­ty und Blog­abou­tit erhielt unser Autor Andar­as 60 Frei­mi­nu­ten  sowie eine kos­ten­lo­se Regis­trie­rung beim Car­sha­ring-Anbie­ter Mul­ti­ci­ty. Hier schreibt er, wie es sich für einen Auto­be­sit­zer anfühlt, ein Gemein­schafts­auto zu benut­zen und dazu auch noch elek­trisch unter­wegs zu sein.


Mein eige­nes Auto ist noch ein Relikt aus alten Abi-Zei­ten und zog vor sie­ben Jah­ren mit mir nach Ber­lin. Zur Schul­zeit war es die ein­zi­ge Mög­lich­keit mobil zu sein auf dem fla­chen Lan­de Meck­len­burg-Vor­pom­merns, woll­te man nicht 100% von den Eltern abhä­nig sein, denn regel­mä­ßi­ger Bus­ver­kehr war lei­der Fehl­an­zei­ge. Doch seit dem Umzug nach Ber­lin ist das Auto nicht mehr so wich­tig, Anfangs habe ich es noch oft gebraucht für den Besuch in der alten Hei­mat, doch die errei­che ich mitt­ler­wei­le sogar per Fern­bus, natür­lich mit dem Zug oder einer Mit­fahr­ge­le­gen­heit. Das bedeu­tet, das Auto steht zumeist nur noch rum, wird wenig bewegt und die Über­le­gung, es zu ver­kau­fen, kam mir schon öfter in den Sinn. Aber was man hat, das hat man und ein klei­nes biss­chen Unab­hän­gig­keit möch­te man irgend­wie ja doch nicht auf­ge­ben. Auf der ande­ren Sei­te ste­hen die Fix­kos­ten: Steu­ern, Ver­si­che­rung und in letz­ter Zeit immer mehr Repa­ra­tu­ren. Hat man das alles bezahlt, ist man noch kei­nen Kilo­me­ter gefah­ren. Das alles steht irgend­wie in kei­nem Ver­hält­nis zu mei­nem Nut­zungs­ver­hal­ten. Die immer stär­ker wach­sen­de Car­sha­ring-Spar­te ist des­halb viel­leicht wirk­li­che eine Alter­na­ti­ve und fai­rer­wei­se sei erwähnt, dass es neben dem getes­te­ten Mul­ti­ci­ty eben­so noch Car2Go, Dri­veNow, Citee­Car oder auch Flinks­ter gibt.

Führerschein und Freischaltung

Multicity CarsharingDie Regis­trie­rung ver­lief pro­blem­los. Auf die Mul­ti­ci­ty-Sei­te gehen, Daten und Gut­schein­code ein­tip­pen und die per Mail erhal­te­ne Regis­trie­rungs­be­stä­ti­gung aus­dru­cken (not­falls geht dies sicher auch direkt im Kun­den­cen­ter). Mit die­ser geht man ein­fach in den nächs­ten Mul­ti­ci­ty-Store in sei­ner Nähe und wird sofort, inklu­si­ve Kun­den­kar­te, frei­ge­schal­tet. Mit­zu­brin­gen ist neben dem Aus­weis auch der Füh­rer­schein. Dann kann es los­ge­hen. Zur Fahr­zeug­su­che kann man die ent­spre­chen­de App aus dem App­s­to­re – für Android und iOS – her­un­ter­la­den. Unver­ständ­lich für mich: es gibt momen­tan kei­ne App für Win­dows­Pho­ne, aber eine brauch­ba­re Dritt­an­bie­ter-App. In der Mul­ti­ci­ty-App (in mei­nem Fall Android) sieht man alle Fahr­zeu­ge im Umkreis, inklu­si­ve Infor­ma­ti­on über den Lade­zu­stand des Autos. Denn anders als Dri­veNow oder Car2Go setzt Mul­ti­ci­ty nur auf Elektroautos.
Unse­ren Test haben wir in der Nähe des Leo­pold­plat­zes gestar­tet. Han­dy raus­ge­holt, App gestar­tet und geschaut, wel­che Autos sich gera­de zufäl­lig in der Nähe befin­den. Es waren immer­hin fünf Autos, die in unter zehn Minu­ten zu errei­chen waren. Am nähes­ten war ein Auto mit 30% Akku­la­dung – am Info­schal­ter wäh­rend der Anmel­dung sag­te man mir, dass 100% für etwa 100km rei­chen würden.

Ist das Elektro-Auto wirklich an?

Um das Auto zu öff­nen, hält man ein­fach die Kun­den­kar­te an die Front­schei­be. Die Türen öff­nen sich und die Zeit (28 c/Minute im Stan­dart­ta­rif) fängt an zu zäh­len. Es emp­fiehlt sich somit, das Auto vor dem Öff­nen auf Schä­den zu unter­su­chen. Die­se wer­den, falls vor­han­den, in ein Fahr­ten­buch ein­ge­tra­gen. Bei Selbst­ver­schul­den beträgt die Selbst­be­tei­li­gung 500 €. Unser Auto hat­te hin­ten links eine Schram­me in der Stoß­stan­ge, wel­che auch bereits ver­merkt war. Der Schlüs­sel für das Zünd­schloss befin­det leicht zugäng­lich im Hand­schuh­fach. Also Schlüs­sel aus dem Hand­schuh­fach raus und Motor an.

Der ers­te Gedan­ke: Ist das Auto jetzt an? Man hört abso­lut nichts, nur das Leuch­ten der Anzei­gen lässt ver­mu­ten, dass das Auto wirk­lich an ist. Kurz noch ein­mal dran erin­nert, wie man ein Auto­ma­tik-Auto bedient und es konn­te losgehen.
Dann aber die ers­te Ernüch­te­rung: Statt der erwar­te­ten 30 km hat­te das Auto nur noch 17 km geschätz­te Reich­wei­te, die Kilo­me­ter wer­den im Gegen­satz zur Akku­an­zei­ge in der App nicht dar­ge­stellt. Irgend­wie haben wir aber nicht wei­ter dar­über nach­ge­dacht und wir mach­ten uns zur Pro­be­fahrt auf. An der ers­ten Ampel nutz­te ich die Mög­lich­keit, nach Umschal­ten auf Grün, zu tes­ten, wie gut so ein Elek­tro­au­to anzieht. Und wir bei­de waren posi­tiv über­rascht, man merkt kei­nen Unter­schied zu einem Ben­zi­ner und fühlt sich auch nicht als Hin­der­nis im Straßenverkehr.

Die Höchst­ge­schwin­dig­keit liegt laut Info­blatt bei 130 km/h, da wir nur im Wed­ding unter­wegs waren, konn­ten wir die­se Anga­ben nicht tes­ten. Man schwimmt also im Ver­kehr flüs­sig mit und hat zu kei­nem Zeit­punkt den Gedan­ken, unter­mo­to­ri­siert zu sein. Der tol­le Neben­ef­fekt ist außer­dem die ruhi­ge Geräusch­ku­lis­se. Man hört nichts außer dem Roll­ge­räusch des Autos, gewöhnt sich schon nach weni­gen Minu­ten dar­an und schätzt die­se Ruhe eben­so schnell. Als sich die 60 Minu­ten Test­zeit dem Ende näher­ten, such­ten wir uns ein­fach einen pas­sen­den Park­platz im Geschäfts­ge­biet, wel­ches momen­tan im Wed­ding im Nor­den von der Schul­stra­ße und Oslo­er Stra­ße begrenzt wird. Selt­sa­mer­wei­se stand unser Auto aber in der See­stra­ße, was auch von der Gren­ze her logi­scher wäre als die Schul­stra­ße. Der Vor­teil zum eige­nen Auto ist, dass man auf öffent­li­chen Park­plät­zen, bei denen ein Park­ti­cket erfor­der­lich ist, kei­nes zie­hen muss. In Park­häu­sern oder auf pri­va­ten Park­plät­zen sieht das natür­lich anders aus.

Akku und Restreichweite

Nach Abstel­len des Autos bemerk­ten wir dann noch, dass die Akku­leis­tung mitt­ler­wei­le auf 7 km Rest­reich­wei­te run­ter war. Was wir nicht wuss­ten, war, dass man das Auto nur bis 10 km Rest­reich­wei­te fah­ren darf und die­ses vor dem Errei­chen abstel­len muss, oder aber selbst­stän­dig zu einer Lade­sta­ti­on fah­ren muss (Sta­tio­nen kön­nen per App nach­ge­fragt wer­den). Die­ser Hin­weis steht lei­der nicht der in der bun­ten Info-Bro­schü­re, son­dern ver­steckt sich in den AGB’s. Hier soll­te nach­ge­bes­sert wer­den, um Miss­ver­ständ­nis­se zu ver­mei­den. Das Auto ließ sich auch des­halb nach dem Abstel­len nicht mehr öff­nen. Mul­ti­ci­ty behält sich das Recht vor, anfal­len­de Kos­ten für lie­gen­ge­blie­be­ne Fahr­zeu­ge, auf­grund von Ener­gie­man­gel, oder Fahrzeuge,die von Mul­ti­ci­ty selbst zur Lade­sta­ti­on gebracht wer­den müs­sen, auf den Kun­den umzu­le­gen. Bis heu­te kam aber kei­ne Nach­richt von Mul­ti­ci­ty. Es scheint, als wäre man in die­ser Hin­sicht noch kulant. Autos mit einer so nied­ri­gen Akku­leis­tung wer­den in der App auch nicht gelis­tet und las­sen sich auch nicht mit der Kun­den­kar­te öff­nen. Am nächs­ten Tag stand an der Stel­le schon ein neu­es Auto mit 97 % Akku­leis­tung. Offen­bar hat­te Mul­ti­ci­ty da bereits das Fahr­zeug getauscht. Fährt man das Auto selbst zu einer Lade­sta­ti­on, bekommt man übri­gens noch 10 Frei­mi­nu­ten auf sein Kun­den­kon­to. Posi­tiv an der App ist zudem, dass einem signa­li­siert wird, ob sich der gewähl­te Park­platz im Geschäfts­ge­biet befin­det oder nicht.
Die Mit­glied­schaft bei Mul­ti­ci­ty erlaubt zusätz­lich die Benut­zung der Fahr­zeug­flot­te der Deut­schen Bahn in Gestalt von Flinks­ter. Der Unter­schied ist hier, dass die Autos an der Anmiet­sta­ti­on wie­der abge­stellt wer­den müs­sen. Des Wei­te­ren ermög­licht die Kun­den­kar­te auch das Mie­ten der Call a Bike Räder, für die Kos­ten entstehen.

Per­sön­li­ches Fazit: Für mich per­sön­lich stellt das The­ma Car­sha­ring eine ech­te Alter­na­ti­ve zum eige­nen Auto da. Regis­trie­ren, Kun­den­kar­te in Emp­fang neh­men und schon kann es los­ge­hen. Und das sogar im Wed­ding. Bezo­gen auf Mul­ti­ci­ty hät­te ich mir noch gewünscht, dass 30 % Akku auch den ange­dach­ten 30 km ent­spro­chen hät­ten, aber viel­leicht war das ein­fach Pech. Die See­stra­ße soll­te außer­dem als offi­zi­el­les Abstell­ge­biet erklärt wer­den, laut Web­sei­te gehört die­se nicht dazu, schein­bar geht es aber doch. Man muss aber sagen, dass das Geschäfts­ge­biet gera­de erst im März aus­ge­baut wur­de, die Wahr­schein­lich­keit, dass es wei­ter nörd­lich kriecht, ist also hoch. Wenn dann noch eine Win­dows­Pho­ne App dazu kommt und klar kom­mu­ni­ziert wird unter wel­chen Umstän­den ich selbst zu einer Lade­sta­ti­on fah­ren muss, wäre ich zu 100% zufrie­den. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Fai­rer­wei­se muss man sagen, dass Mul­ti­ci­ty nicht der ein­zi­ge Car­sha­ring-Anbie­ter in Ber­lin ist. Dafür aber der ein­zi­ge mit einer rei­nen Elek­tro­flot­te. Es lohnt sich also zu ver­glei­chen, wer wo sein Geschäfts­ge­biet hat und wel­ches Preis­mo­del­le für einen selbst an ehes­ten in Fra­ge kom­men. Alle Anbie­ter sind natür­lich im gesam­ten Mit­te-Gebiet ver­tre­ten, wer aber bei­spiels­wei­se wei­ter nörd­lich der See­stra­ße wohnt, kann zwar bei Mul­ti­ci­ty mit dem Auto in die­ses Gebiet fah­ren, es dort aber nicht dau­er­haft abstel­len. Alles in allem stellt es trotz­dem für mich per­sön­lich eine brauch­ba­re und vor allem sehr unkom­pli­zier­te Alter­na­ti­ve zum eige­nen Auto dar.

Über­blick über Car­sha­ring-Anbie­ter im Wedding

Andaras Hahn

Andaras Hahn ist seit 2010 Weddinger. Er kommt eigentlich aus Mecklenburg-Vorpommern. Schreibt assoziativ, weiß aber nicht, was das heißt und ob das gut ist. Macht manchmal Fotos: @siehs_mal
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4 Comments Leave a Reply

  1. Klar ist es schön, wenn durch sowas ein biss­chen Geld rein­kommt, aber trozt­dem sei­en mir ein paar Anmer­kun­gen gestattet

    1. Mar­kiert sowas doch das nächs­te mal als Wer­bung. Ist es ja auch.
    2. Wie rele­vant ist das denn bit­te für den Wed­ding, wenn der hal­be Beitk aus­ser­halb des “Geschäfts­be­rei­ches” liegt (geht nur bis zu See­stras­se)? Nur dort darf man ja die Autos wie­der abstel­len bzw. fin­det man wel­che. Hät­te man evtl. im Arti­kel erwäh­nen können.
    3. Der Link zu den Frei­mi­nu­ten ist aller­dings ein Frech­heit. Heisst zwar “kos­ten­lo­se Anmel­dung und 60 Frei­mi­nu­ten”, aber den­noch kom­men da auf ein­mal 16,90 Gebüh­ren auf einen zu. WOFÜR die Gebüh­ren sind ver­rät lei­der weder der Arti­kel, noch die Web­sei­te von multycity. 

    Vie­le Grü­ße von aus­ser­halb des Geschäftsbereiches
    ‑ElWie­gal­do

    PS. Ich fin­de Car­Sha­ring gene­rell eine tol­le Idee.

    • Hal­lo zurück, ich bin der Ver­fas­ser des Artikels:

      “Klar ist es schön, wenn durch sowas ein biss­chen Geld rein­kommt, aber trozt­dem sei­en mir ein paar Anmer­kun­gen gestattet”
      Geld habe ich bis heu­te keins gese­hen und da wird auch nichts mehr kommen.
      Der ein­zi­ge Vor­teil war die kos­ten­lo­se Anmel­dung + 60 Frei­mi­nu­ten. Die­se sind nun sowie­so auf­ge­braucht für den Test.
      Die­se Chan­ce hat wie erwähnt auch jeder Leser bis zum 29.05.2014

      2. Wie rele­vant ist das denn bit­te für den Wedding
      Wie im Text erwähnt, wur­de das Gebiet gera­de erst aus­ge­wei­tet, was dar­auf schlie­ßen lässt, dass das Geschäfts­ge­biet bei Erfolg sicher­lich erwei­tert wird…
      Das der gan­ze Wed­ding noch nicht mit drin ist ist natür­lich scha­de, in der APP kann man aber zum Glück sehen ob das Auto rich­tig steht.

      3. Der Link zu den Frei­mi­nu­ten ist aller­dings ein Frechheit…
      Das sind kei­ne Gebüh­ren, son­dern das Gut­ha­ben im Wert von 16,80€ (60 Frei­mi­nu­ten *0,28c)
      Plus die ver­spro­che­nen 0,00€ Anmel­de­ge­bühr bleibt es bei 16,80€.
      Somit hat das alles sei­ne Richtigkeit

      • “Das sind kei­ne Gebüh­ren, son­dern das Gut­ha­ben im Wert von 16,80€ (60 Frei­mi­nu­ten *0,28c)
        Plus die ver­spro­che­nen 0,00€ Anmel­de­ge­bühr bleibt es bei 16,80€.”

        ah, ok dann habe ich das da wohl falsch inter­pre­tiert. Dan­ke für den Hinweis.

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