Klammheimlich und ohne eine eine Information für die Anwohner oder andere Interessierte wurde der dreieckige Max-Josef-Metzger-Platz vor Ostern zur Benutzung freigegeben. Die Bauzäune sind verschwunden und die Grünanlage wurde bei sonnigem Wetter von der Bevölkerung sofort in Besitz genommen.
Sogar der Trinkbrunnen an der Müllerstraße (auf der Höhe der Treppe zur U 6) ist schon in Betrieb. Das würde den Alkoholgegner Metzger sicher freuen, dass hier jeder kostenlos seinen Durst stillen kann, ohne zum “Laufbier” greifen zu müssen. Die Berliner Wasserbetriebe stellen diese Brunnen in der ganzen Stadt auf, wo sie mit ganz normalem Wasser aus der Leitung versorgt werden. Man kann alle Trinkbrunnen auf einer Karte finden.
Es gibt keinen Hinweis, dass die Öffnung in einem Zusammenhang mit dem Todestag von Metzger am 17. April 1944 geschah. An diesem Tag, der 2019 auf den Vorabend des Gründonnerstag gefallen ist, fand in der gegenüberliegenden Kirche St. Joseph eine Gedenkmesse für Metzger statt und es wurde die Gedenktafel in der Willdenowstraße mit einem Blumengebinde geschmückt.
Die Stele zum Gedenken an Max Josef Metzger auf dem Platz wurde leider bisher nicht gereinigt und wird von den Kindern als Turngerät betrachtet.
Auch mit dem Konsum von Alkohol wurde schon begonnen und es ist zu hoffen, dass die Entwicklung einer “Trinkerszene” wie auf dem Leopoldplatz, wo man seit vielen Jahren diesem Problem relativ hilflos gegenübersteht, vermieden werden kann.
Eine Reihe von bequemen Bänken entlang der Laufstrecke rund um den Platz laden zum Verweilen ein.
Dezenter Hinweis auf Esperanto
Wer die Zeichen zu deuten weiß, findet auf der Laufbahn sogar Hinweise auf Esperanto. Es wurden “motivierende Sprüch”« auf den Asphalt aufgetragen, die Läufer zu weiteren Aktivitäten auffordern.
So kann man etwa “kvarfoje manfrapi” oder “streĉi” oder “kliniĝi” lesen.
Damit hat sich der Max-Josef-Metzger-Platz einen Eintrag in die Liste der Zamenhof/Esperanto-objektoj (ZEO-oj), redlich verdient. Diese Liste führt alle Sachzeugen (Straßen, Plätze, Denkmäler, Gedenktafeln) auf, die in irgendeinem Zusammenhang mit Esperanto stehen. In Berlin sind das unter anderem der Esperanto-Platz in Neukölln mit der Zamenhof-Eiche und der Zamenhof-Park in Lichtenberg, der in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum feiern kann. Dazu gibt es dort ein Fest am 9. August.
Unleserliche Tafeln im Boden
Entlang der Müllerstraße wurden vier qudratische Metallplatten in den Boden eingelassen. Leider ist der Text kaum zu erkennen und die Blüten, die derzeit den Boden bedecken, tragen nicht zur Lesbarkeit bei. Deshalb kann noch nicht gesagt werden, ob und wie auf den Aspekt »Esperanto« im Leben von Max Josef Metzger eingegangen wird.
Text/Fotos: Roland Schnell
Hinweis der Redaktion: Offiziell ist laut “Aktivem Zentrum Müllerstraße” die Eröffnung für den 6. Juni 2019 vorgesehen.
Über den Namensgeber
Der 1887 geborene Metzger war ein deutscher katholischer Priester, der wegen seiner pazifistischen Überzeugung vom Volksgerichtshof unter Vorsitz seines Präsidenten Roland Freisler am 14. Oktober 1943 zum Tode verurteilt und nach sechs Monaten hingerichtet wurde. hatte bis zu seiner Verhaftung am 29. Juni 1943 in einer Wohnung über dem heutigen Gemeindesaal der St. Josefskirche gelebt. Er wurde in einem nur 70 Minuten dauernden Schauprozess vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. Er wurde am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch Enthauptung hingerichtet. Das Todesurteil gegen Max Josef Metzger wurde 1997 vom Landgericht Berlin aufgehoben.
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Ich verstehe nicht, wieso die “Trinkerszene” ein “Problem” ist. Auch für sie ist es doch schön, wenn sie sich nicht mehr an dem schäbigen Ausgang des U‑Bahnhofs Leopoldplatz aufhalten muss, sondern sich in den Park legen oder setzen kann. Genauso wie ich mich freue, wenn ich mein Bier draußen in gemütlicher Atmosphäre trinken kann.
[…] Beitrag hat die Überschrift »Max-Josef-Metzger-Platz vielfältig nutzbar« und verlinkt auf frühere Beiträge im Weddingweiser mit Fotos vom Zustand vor der […]