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Zwei gegensätzliche Pläne für die Liesenbrücken

11. April 2016
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Plakat Humboldthain Liesenbrücke
Pla­kat mit Zukunfts­text: Hier geht es zum Hum­boldt­hain. Foto: And­rei Schnell.

“Hier geht es zum Hum­boldt­hain” titel­te ein Pla­kat im Som­mer 2015. Es hing am nörd­li­chen Ende des Parks am Nord­bahn­hof an einem Zaun, der den Weg über die Lie­sen­brü­cken ver­sperrt. Das Bünd­nis “Grün­zü­ge für Ber­lin” will die Absper­rung öff­nen. Ant­je Hen­ning vom Bünd­nis sagt: “Wir set­zen uns seit sechs Jah­ren für eine Restau­rie­rung und Erhal­tung der Lie­sen­brü­cken und eine Grün­ver­bin­dung vom Park am Nord­bahn­hof zum Volks­park Hum­boldt­hain über die Lie­sen­brü­cken ein”. Gleich­zei­tig will ein Inves­tor seit 2009 ein Hotel auf den ein­drucks­vol­len Brü­cken zwi­schen Alt-Mit­te und Wed­ding einfügen.

Der Plan für ein Hotel

Die Ber­li­ner Woche hat­te berich­tet, dass der Inves­tor die Archi­tek­ten Ana Sali­nas und Gil­bert Wilk beauf­tragt habe. Auf der Web­sei­te der Archi­tek­ten sind Gra­fi­ken zu sehen, die ein glä­ser­nes Hotel auf den rie­si­gen, heu­te ros­tig­brau­nen Brü­cke zei­gen. Dass der Inves­tor 2015 den Bau­vor­be­scheid auf bei­de Brü­cken erwei­tern ließ, kom­men­tier­te die Ber­li­ner Woche mit: “Jetzt kommt Bewe­gung in die Sache.”

Liesenbrücke
Die Lie­sen­brü­cken schwe­ben über den Krei­sel der Kreu­zung Gerichts­stra­ße, Acker­stra­ße, Gar­ten­stra­ße, Lie­sen­stra­ße und Sche­ring­stra­ße. Foto: Domi­ni­que Hensel.

Der Ant­wort des Bau­stadt­rats Cars­ten Spal­lek (CDU) auf eine Klei­ne Anfra­ge der SPD ist zu ent­neh­men, dasss 2009 ein ers­ter Bau­vor­be­scheid für ein Hotel nur für die grö­ße­re der bei­den Rost­brü­cken erteilt wor­den ist. Bau­vor­be­schei­de wür­den regel­mä­ßig verlängert.

Der Fach­be­griff Bau­vor­be­scheid kann ein­fach über­setzt wer­den als Ver­spre­chen des Bezir­kes, einen iden­ti­schen Bau­an­trag zu einem spä­te­ren Zeit­punkt zu geneh­mi­gen. Das heißt, ein geneh­mig­ter Bau­vor­be­scheid ver­hin­dert eine Ableh­nung des eigent­li­chen Bauantrages.

Der Plan für eine grüne Brücke

Ant­je Hen­nig vom “Ber­li­ner Netz­werk für Grün­zü­ge” sagt: “Es ist die Zeit der mühe­vol­len und lei­der fürch­ter­lich kom­ple­xen Klein­ar­beit.” Das Netz­werk wünscht eine grü­ne Ver­bin­dung zwi­schen dem Park am Nord­bahn­hof und dem Hum­boldt­hain. Dazu kon­tak­tiert das Netz­werk Poli­ti­ker auf Bezirks- und auf Lan­des­ebe­ne. Ant­je Hen­nig sagt, das Netz­werk habe auch mit Bezirks­bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Han­ke gespro­chen: “Er woll­te Work­shops ein­rich­ten. … Sol­che Work­shops wären eine sehr gute Sache, weil das The­ma so kom­plex ist.”

Eine Sanie­rung und ein Umbau zu einer grü­nen Brü­cke wür­de viel Geld kos­ten. Die durch die Bahn nicht genutz­ten Brü­cken sind denk­mal­ge­schützt. Die nöti­ge Finanz­kraft hat wahr­schein­lich nur das Land Ber­lin. Der Bezirk ist aller­dings zustän­dig für Bau­ge­neh­mi­gun­gen. Sein Ent­schei­dungs­raum ist aber gering. Frank Ber­ter­mann, Vor­sit­zen­der des Aus­schuss für Stadt­ent­wick­lung im Bezirk Mit­te, sagt über mög­li­che Ein­fluss­mög­lich­kei­ten des Bezirks: „Die span­nen­de Fra­ge wäre, wel­che pla­nungs­recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen (z. B. Grün­zug im Flä­chen­nut­zungs­plan) hier gel­ten.“ Die Fra­ge sei, ob es sich bei den Brü­cken „um ein nor­ma­les Grund­stück“ han­delt. Wenn nein, dann kön­ne der Bezirk dem Inves­tor viel­leicht doch Auf­la­gen erteilen.

Liesenbrücke
Der Rost­ko­loß Lie­sen­brü­cken. Ein Kiez­o­b­jekt oder ber­lin­wei­te Bedeu­tung. Foto: Domi­ni­que Hensel.
Geschichte der Liesenbrücken

Errich­tet wur­den die Brü­cken 1890 – 1896 in der als Kai­ser­reich bezeich­ne­ten Boom­zeit. 1952 ende­te der Bahn­ver­kehr auf der Stet­ti­ner Bahn genann­ten Stre­cke. Mög­li­cher­wei­se hat die ehe­ma­li­ge Deut­sche Reichs­bahn den Abriss der Brü­cken in den 1960er Jah­ren nur des­halb ver­passt, weil sie über der Gren­ze und damit über der Mau­er schweb­ten. Die bei­den monu­men­ta­len Brü­cken sind unter der Objekt­num­mer 09030292 in der Ber­li­ner Denk­mal­da­ten­bank eingetragen.

LINK
Netz­werk Grün­zü­ge für Berlin.
Arti­kel in der Ber­li­ner Woche zum Hotel auf den Lie­sen­brü­cken.
Ant­wort auf die Klei­ne Anfra­ge der SPD zum The­ma Liesenbrücken.
Beschrei­bung der Lie­sen­brü­cken in der Ber­li­ner Denk­mal­lis­te.

Älte­re Bei­trä­ge auf dem wed­ding­wei­ser zum The­ma: Lie­sen­brü­cken (2015), Lie­sen­brü­cken (2014).

Text und Foto oben: And­rei Schnell
Foto Mit­te und unten: Domi­ni­que Hensel

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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