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Christiania:
Kulturwirtschaft im Denkmal: Glück, weil sich kein Käufer fand

6. Oktober 2020
Denkmal in der Osloer Straße
Der Back­stein­bau in der Oslo­er Stra­ße ist ein Denk­mal. Foto: Hensel

Nach­hal­tig ist, was lan­ge hält. Das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit ist eine Gegen­be­we­gung zur Weg­werf­ge­sell­schaft und hat in den letz­ten Jah­ren immer mehr Auf­merk­sam­keit bekom­men. Mit­te Sep­tem­ber ging es dar­um auch beim Tag des offe­nen Denk­mals. „Denk_mal nach­hal­tig“ war der Akti­ons­tag in die­sem Jahr über­schrie­ben. Ein Besuch im ehe­ma­li­gen Umspann­werk Chris­tia­nia in der Oslo­er Straße.

Das Denk­mal an der Ecke Oslo­er Stra­ße und Prin­zen­al­lee hat sei­ne Nach­hal­tig­keit bereits bewie­sen. „Das Haus wur­de 1928 gebaut. Wir kön­nen bald schon sei­nen 100. Geburts­tag fei­ern“, erklärt Hol­ger Rasche den Besu­chern am Denk­mal­tag. Rasche ist Geschäfts­füh­rer der Chris­tia­nia Kul­tur­wirt­schaft und zeig­te das his­to­ri­sche Gebäu­de. Wie die Besu­cher erfuh­ren, wur­de das Haus nach Plä­nen des Archi­tek­ten Hans Hein­rich Mül­ler in Anleh­nung an Schin­kels Back­stein­bau­ten errich­tet. Es dien­te dem städ­ti­schen Ener­gie­ver­sor­ger Bewag als Umspannwerk.

Umspannwerk Christiania
Das Trep­pen­haus im ehe­ma­li­gen Umspann­werk Chris­tia­nia. Fotos: Hensel

Das Haus an der beleb­ten Stra­ße fällt durch sei­ne Back­stein­fas­sa­de und den hohen Turm an der Ecke ins Auge. Auf­fäl­lig sind auch die hohen und schma­len Fens­ter. Im Inne­ren staun­ten die Besu­cher ganz beson­ders über das Trep­pen­haus, das einen ganz eige­nen Charme hat. Schlich­ter Beton und ein Gelän­der aus sta­bi­lem Metall, die Stu­fen füh­ren rasch nach oben, las­sen nur einen schma­len drei­ecki­gen Licht­schacht in der Mit­te. Schmuck war bei die­ser Indus­trie­ar­chi­tek­tur nicht vor­ge­se­hen, doch auch die raue Schlicht­heit ist schön.

„In den 1970er Jah­ren wur­de es als Büro­haus genutzt. 1997 ist die Bewag aus­ge­zo­gen, woll­te das Haus ver­kau­fen“, erzählt Hol­ger Rasche. „Wir haben Glück gehabt, dass sich damals kein Käu­fer fand“, sagt er. Das leer­ste­hen­de Gebäu­de wur­de 2004 für eine Aus­stel­lung wie­der­ent­deckt. Das Pro­jekt Chris­tia­nia wur­de 2005 gegrün­det. Zwei Jah­re lang hat­te das noch jun­ge Prime Time Thea­ter im Erd­ge­schoss sei­nen Sitz. Heu­te haben Unter­neh­men aus der Krea­tiv­wirt­schaft ihre Büro- und Ate­lier­räu­me im Denk­mal an der Ecke, 25 Mie­ter gibt es. „Wich­tig ist uns, dass die Mie­ter zu den Räu­men pas­sen“, sagt Hol­ger Rasche. Denn zur Nach­hal­tig­keit gehört hier auch, dass die Räu­me nur wenig ver­än­dert werden.

Zur Nach­hal­tig­keit bei­getra­gen hat auch die Stif­tung Abend­rot aus der Schweiz. Sie hat das Haus Anfang der 2000er Jah­re gekauft und den Krea­ti­ven über­las­sen. Der 20-jäh­ri­ge Miet­ver­trag mit der Chris­tia­nia Kul­tur­wirt­schaft ist zur Hälf­te abge­lau­fen. „Ich bin sicher, dass wir einen Anschluss­ver­trag bekom­men“, sagt Hol­ger Rasche. Die Stif­tung wol­le das Gebäu­de vor Spe­ku­la­ti­on schützen.

Logo Weddinger Allgemeine ZeitungDer Text stammt aus der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung, der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Geschrie­ben wur­de er von Domi­ni­que Hen­sel. Wir dan­ken dem RAZ-Ver­lag

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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