Nachhaltig ist, was lange hält. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist eine Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft und hat in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen. Mitte September ging es darum auch beim Tag des offenen Denkmals. „Denk_mal nachhaltig“ war der Aktionstag in diesem Jahr überschrieben. Ein Besuch im ehemaligen Umspannwerk Christiania in der Osloer Straße.
Das Denkmal an der Ecke Osloer Straße und Prinzenallee hat seine Nachhaltigkeit bereits bewiesen. „Das Haus wurde 1928 gebaut. Wir können bald schon seinen 100. Geburtstag feiern“, erklärt Holger Rasche den Besuchern am Denkmaltag. Rasche ist Geschäftsführer der Christiania Kulturwirtschaft und zeigte das historische Gebäude. Wie die Besucher erfuhren, wurde das Haus nach Plänen des Architekten Hans Heinrich Müller in Anlehnung an Schinkels Backsteinbauten errichtet. Es diente dem städtischen Energieversorger Bewag als Umspannwerk.
Das Haus an der belebten Straße fällt durch seine Backsteinfassade und den hohen Turm an der Ecke ins Auge. Auffällig sind auch die hohen und schmalen Fenster. Im Inneren staunten die Besucher ganz besonders über das Treppenhaus, das einen ganz eigenen Charme hat. Schlichter Beton und ein Geländer aus stabilem Metall, die Stufen führen rasch nach oben, lassen nur einen schmalen dreieckigen Lichtschacht in der Mitte. Schmuck war bei dieser Industriearchitektur nicht vorgesehen, doch auch die raue Schlichtheit ist schön.
„In den 1970er Jahren wurde es als Bürohaus genutzt. 1997 ist die Bewag ausgezogen, wollte das Haus verkaufen“, erzählt Holger Rasche. „Wir haben Glück gehabt, dass sich damals kein Käufer fand“, sagt er. Das leerstehende Gebäude wurde 2004 für eine Ausstellung wiederentdeckt. Das Projekt Christiania wurde 2005 gegründet. Zwei Jahre lang hatte das noch junge Prime Time Theater im Erdgeschoss seinen Sitz. Heute haben Unternehmen aus der Kreativwirtschaft ihre Büro- und Atelierräume im Denkmal an der Ecke, 25 Mieter gibt es. „Wichtig ist uns, dass die Mieter zu den Räumen passen“, sagt Holger Rasche. Denn zur Nachhaltigkeit gehört hier auch, dass die Räume nur wenig verändert werden.
Zur Nachhaltigkeit beigetragen hat auch die Stiftung Abendrot aus der Schweiz. Sie hat das Haus Anfang der 2000er Jahre gekauft und den Kreativen überlassen. Der 20-jährige Mietvertrag mit der Christiania Kulturwirtschaft ist zur Hälfte abgelaufen. „Ich bin sicher, dass wir einen Anschlussvertrag bekommen“, sagt Holger Rasche. Die Stiftung wolle das Gebäude vor Spekulation schützen.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag.