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Kolumne: Atze mal wieder vor dem Aus

27. September 2015
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Atze MusiktheaterNun ist der geneig­te Wed­din­ger noch immer ein wenig stolz dar­auf, dass die anders­wo gepfleg­te staat­lich ali­men­tier­te Hoch­kul­tur hier bis­lang nur klei­ne Krin­gel, aber sonst einen ziem­lich Bogen ums Are­al schlägt. Das mag gen­tri­fi­zie­rungs­tech­nisch von Vor­teil sein, ver­ur­sacht dabei aber um so mehr Wel­len­schlag, wenn selbst das Weni­ge an sub­ven­tio­nier­ter Kunst und Kul­tur den Bach run­ter geht. So wie beim Musik­thea­ter Atze.

Chef Tho­mas Sut­ter schlägt Alarm, weil die schöns­te, größ­te und belieb­tes­te Büh­ne Deutsch­lands, die sich aus­schließ­lich an Kin­der und Jugend­li­che wen­det, mal wie­der vor dem Aus steht. Nach­dem im ver­gan­ge­nen Jahr das Gebäu­de erfolg­reich aus dem Immo­bi­li­en­etat des Stadt­be­zirks her­aus und in den des Lan­des Ber­lin hin­ein ver­scho­ben wer­den konn­te, dach­ten ja alle Betei­lig­ten, dass damit das Über­le­ben von Atze gesi­chert sei. Heu­te sehen sie sich mas­siv getäuscht. 682.000 Euro bräuch­te das Thea­ter, damit freie Schau­spie­ler nicht mehr pre­kär ent­lohnt und die Bei­trä­ge für die Sozi­al­ver­si­che­rung gezahlt wer­den kön­nen oder die Löh­ne der Fest­an­ge­stell­ten wenigs­tens annä­hernd Tarif­ni­veau erreichen.

Nun aber wur­de Sut­ter mit­ge­teilt, dass die frisch auf­ge­stock­ten Mit­tel des Ber­li­ner Kul­tur­etats für ande­re Pro­jek­te vor­ge­se­hen sind und Atze aller­höchs­ten mit einer „klei­nen“ Sum­me rech­nen kön­ne. Für den Thea­ter­lei­ter wür­de das bedeu­ten, dass das Atze im Lau­fe des kom­men­den Jah­res sei­nen Betrieb ein­stellt. Für zehn­tau­sen­de Kin­der und Jugend­li­che, für hun­der­te Schul­klas­sen nicht nur aus dem Wed­ding fie­le damit ein wich­ti­ges Kul­tur- und Bil­dungs­an­ge­bot weg. Ach ja: Mal eben nach Lich­ten­berg, Kreuz­berg oder anders­wo­hin zu fah­ren, geht dann wahr­schein­lich auch nicht mehr. Den dor­ti­gen Kin­der- und Jugend­thea­tern steht das Was­ser eben­falls bis zum Hals.

 

Autor: Ulf Teichert

weddingweiserredaktion

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