In der Nazarethkirchstraße 40 Ecke Malplaquetstraße nahe des U‑Bahnhofs Leopoldplatz befindet sich der Eingang zum Secondhand-Laden KlaMotte by 14N14. Am letzten Januar-Wochenende 2023 eröffneten Daniel und Valerie ihren Secondhand-Bekleidungsladen.
Die meisten Kleidungsstücke im Angebot sind um die 20 Jahre alt. Daniel und Valerie schätzen die gute Qualität dieser Kleidungsstücke und achten den zweiten oder dritten Lebensabschnitt, die diese besitzen. Vor den 1980er Jahren wurden die Kleidungsstücke noch in Europa gefertigt, vielfach in Italien, wie man den Etiketten entnehmen kann.
“Wir alle brauchen Klamotten. Die Textilindustrie hat einen immensen Einfluss auf das Ökosystem Erde. Vor allem mit dem anhaltenden Trend der Fast Fashion. Mode kann aber auch nachhaltig Spaß machen und wir möchten deshalb mit gut sortierter Secondhand-Kleidung eine Alternative zu Fast Fashion anbieten.” So beschreiben die beiden das Motto auf ihrer Website.
CO2-Abdruck senken
Als Fast Fashion werden Kleidungsstücke bezeichnet, die nur für eine Saison in schlechter Qualität auf den Markt kommen. Sie können nur so preiswert produziert werden, indem Näherinnen und Näher ausgebeutet werden und die Umwelt geschädigt wird. 20 Kilogramm Kleidung werden in Deutschland durchschnittlich pro Jahr und Person gekauft. Die Bekleidungs- und Schuhindustrie produziert jährlich vier Milliarden Tonnen CO2-Emissionen, acht Prozent des globalen CO2-Ausstoßes und somit mehr als der globale Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Für 35 Prozent des Mikroplastiks in den Ozeanen ist dieser Industriezweig verantwortlich, jährlich entstehen 92 Millionen Tonnen Abfall aus Kleidungsstücken. Je länger Kleidungsstücke halten, desto nachhaltiger sind diese. Secondhand-Kleidung zu tragen, kann also den persönlichen CO2-Abdruck senken. Wer mehr dazu lesen möchte, findet ihr auf dem Blog Less Emissions, auf dem vier Studierende an der Donau-Universität Krems weitere Informationen zusammengestellt haben.
Eine der Empfehlungen der Abgeordneten des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments enthält ein ausdrückliches Verbot der Vernichtung von unverkauften und zurückgegebenen Textilwaren.
Problematisch sind auch die mangelhaft etikettierten Kleidungsstücke. Obwohl die Modekonzerne im Recycling die Lösung der Probleme von Fast-Fashion-Mode sehen, ist dies als Folge der unzureichenden Etiketten nicht einfach. Aus weniger als einem Prozent der Alttextilien kann aufgrund des Materialmixes aus Natur- und Chemiefasern sowie der verwendeten Chemikalien der Stoffe neue Stoffe für Kleidung gewonnen werden.
Die in der Klamotte angebotene Kleidung wird von Daniel und Valerie persönlich ausgesucht. Sie kaufen die Kleidungsstücke im Großhandel und achten auf gute Baumwolle. Natürlich ist das erste Kriterium, dass ihnen die Kleidung gefällt. Stylisch werden die Hosen, Jacken, Blusen und Kleider präsentiert. Der Verkaufsschlager dieses Monats sind curryfarbende Wildlederjacken. Generell kann jedoch nicht gesagt werden, was mehr oder weniger gekauft wird, welche Farbe gerade Favorit ist oder welche Rocklänge „In“ ist. Es wird gekauft, was gefällt. In Zukunft soll auch einmal im Monat Kleidung angenommen werden. Ob auf Kommissionsbasis, im Ankauf, als Spende oder aus einer Kombination aus allen drei Konzepten wissen Daniel und Valerie noch nicht.
Per WhatsApp oder Instagram den neuen Look teilen
Die KlaMotte ist nicht so vollgestopft, wie man das von anderen Secondhand-Läden kennt. Alles ist geschlechterneutral präsentiert und das Einkaufserlebnis steht im Vordergrund. Dafür haben Daniel und Valerie auch einen stylischen Bereich geschaffen, um sich mit den anprobierten Kleidungsstücken zu fotografieren und per WhatsApp oder Instagram den neuen Look mit Freundinnen und Freunden zu teilen.
Valerie repariert Kleidungsstücke mit viel Liebe und sehr fantasievoll. Liegen Reparaturen an einem Kleidungsstück vor, wird diese auf den Schildern der Waren vermerkt. Langfristig soll eine Näherin eingestellt werden, um mehr reparaturbedürftiger Kleidung zu einem neuen Leben zu verhelfen.
Guten Kaffee mit Erbsen- oder Hafermilch
Zum Schluss: Viele erinnern sich bestimmt noch an das Café Motte. Ein Familienbetrieb, in dem gerne Kaffee und Kuchen gespeist wurde und wo gut auf der Terrasse gesessen werden konnte. In den Räumen des Café Motte findet man heute die KlaMotte. Wo am Anfang Mutter Dzintra Kottmann das Café und ihr Sohn Adrian sein Tattoostudio @motteberlintattoo etalierten, sind nun Tochter Valerie und Schwiegersohn Daniel mit ihrer KlaMotte präsent. Die Wände im Laden sind neu gestellt und Adrian betreibt weiter sein Tattoostudio.
“Wir haben geöffnet”
Leider sind heute noch die Schaufenster und die Eingangstür von einem Gerüst verdeckt. Dieses Gerüst steht gefühlt inzwischen schon immer da, aber die Hoffnung besteht, dass es in naher Zukunft abgebaut wird… Es lohnt sich, hinter das Gerüst zu schauen und die KlaMotte zu besuchen. Kaffee und Getränke gibt es immer noch zu kaufen. Innen ist ein kleiner Bereich, wo in Ruhe Kaffee getrunken werden kann.
KlaMotte Berlin, Nazarethkirchstraße 40, 13347 Berlin, Instagram: @klamotteberlin, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag 13 bis 20 Uhr, Sonntag/Montag geschlossen
Alle Fotos: Susanne Haun
Liebe Susanne, der Laden scheint mir eine gute Ergänzung zu der vielfältigen Second-Hand-Laden-Vielfalt in der Nazarethkirchstraße und den Nebenstraßen. https://weddingweiser.de/beeilt-euch-beim-troedeln
Grüße
Rolf
Da hast du recht, Rolf 🙂 , in der Nazarethkirchstraße wird man vielfältig fündig.