Zum Plötzensee kommt man aus wenigen Gründen: Entweder man hat einen Einberufungsbefehl in den benachbarten Knast, man kommt gezielt zum Baden bzw. Tretbootfahren oder man besucht die Gedenkstätte für die Opfer der Nazi-Diktatur. Den besten Grund hab ich irgendwann auf der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft für ein paar Tage zufällig im Internet entdeckt: Das Jugendgästehaus Nordufer.
Eine Oase der Ruhe
Der mit alten Bäumen bestandene Garten grenzt direkt an das Freibad Plötzensee und überall auf dem Grundstück hängen Futterbehälter, die von der heimischen Vogelwelt frequentiert werden wie ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Als ich im Spätsommer die Treppenstufen zum Ufer des Hafenbeckens betrete, flüchtet mit majestätischem Flügelschlag ein Graureiher vor der unerwarteten Störung. Auf der anderen Seite des Wassers schlängelt sich eine Autokolonne den Saatwinkler Damm entlang, in der Ferne brummen die Autos auf die Stadtautobahn zu. Von alledem bekommt man im Gästehaus wenig mit. Es ist schwer zu glauben, dass dies hier Berlin-Mitte ist. Die zwanzig Minuten Fußweg zur Tram-Haltestelle Virchow-Klinikum, zur S‑Bahn-Station Beusselstraße oder zur U- und S‑Bahn Westhafen – mit dem Tretroller brauche ich kaum mehr als fünf Minuten – nehme ich gerne in Kauf für diesen Rückzugsort im äußersten Westen vom Wedding.
Komfort ohne Luxus
Dass sich hinter der unscheinbaren roten Fassade des Jugendgästehauses am Nordufer Schlafplätze für über 100 Personen verbergen, würde man beim Vorbeilaufen leicht übersehen. Im Eingangsbereich steht ein PC mit Internetzugang, den die Gäste nutzen können. Kalte und heiße Getränke bekommt man an der Rezeption. Die Zimmer sind „zweckmäßig eingerichtet“, so sagt es der Flyer. Konkret heißt das: Ein Tisch, Betten – es gibt Ein- und Mehrbettzimmer, ein Schrank, ein Waschbecken und einen Nachttisch mit Leselampe. Klo und Duschen gibt’s auf jedem Flur. Auch beim Frühstück verzichtet man auf großartigen Schnickschnack – Rührei mit Speck ist nicht im Angebot. Stattdessen gibt es reichlich Schrippen, Wurst, Käse, Müsli und Kaffee, Tee und Säfte satt. Den gemütlichen Frühstücksraum teilt man sich oft mit Menschen aus aller Welt. Im Garten ist viel Platz für ein Feierabendbier und den Grillplatz haben auch schon mal zweihundert Ärzte aus der Charité für ihr Betriebsfest genutzt.
Jugendgästehaus mit Geschichte
Ursprünglich war der vordere Teil des Gebäudes wohl eine Art Dorfgemeinschaftshaus, erklärt mir Monika Schwarz. Seit 1968 sei es dann als Jugendgästehaus genutzt worden. Als der ursprüngliche Pächter, der Berliner Jugendclub, das Haus vor einigen Jahren in ein Wohnheim umwidmen wollte, hat sie sich beim Senat als Pächterin beworben. „Wir wollten weitermachen“, erzählt ihr Sohn Matthias, „schließlich war meine Mum zwanzig Jahre hier die Herbergsmutter.“ Die Renovierung haben die beiden weitgehend in Eigenregie erledigt. Eine moderne Küche musste her, die Zimmer brauchten frische Farbe und auch die Möbel wurden neu besorgt. Für dieses Jahr hat sich Matze den Außenbereich auf die Agenda gepackt. Er träumt davon, einen Biergarten zu eröffnen. Vielleicht wird dann endlich auch wieder die Bushaltestelle am Nordufer in Betrieb genommen. Schön wär’s.
Wer für sich oder für Freunde und Verwandte ein sehr preiswerte Unterkunft in Berlin sucht, findet mehr Infos auf der Website.
Nordufer 28, 13351 Berlin-Wedding
030 65009581
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