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Die Geschichte des Jüdischen Krankenhaus im Gesundbrunnen

8. Januar 2015
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Gesundbrunnen Iranische Straße Iranische Straße 2 Krankenhaus der Jüdischen GemeindeAm west­li­chen Rand des Gesund­brun­nens, an der Kreu­zung Ira­ni­sche Stra­ße Ecke Heinz-Galin­ski-Stra­ße, befin­det sich seit nun­mehr über 100 Jah­ren das Jüdi­sche Kran­ken­haus. Die Anfän­ge jener Ein­rich­tung lie­gen jedoch gar nicht im ehe­ma­li­gen Arbei­ter­be­zirk, son­dern befin­den sich ganz woanders.

Über die Anfänge des Jüdischen Krankenhaus

Das Recht, inner­halb der Ber­li­ner Stadt­mau­er dau­er­haft sie­deln zu dür­fen, erhiel­ten die ers­ten jüdi­schen Fami­li­en im Jahr 1671. Die­ses Recht war mit einer höhe­ren Abga­be­last ver­bun­den und nur die reichs­ten Fami­li­en durf­ten sich die­ses Recht erkau­fen. Und doch, die­ses Jahr mar­kier­te den schritt­wei­sen Neu­be­ginn einer jüdi­schen Gemein­de zu Berlin.

Sodann wur­de im Jahr 1756 die spä­ter so genann­te ers­te Kran­ken­ver­pfle­gungs­an­stalt der Jüdi­schen Gemein­de mit ins­ge­samt 12 Zim­mern in der Span­dau­er Vor­stadt, Ora­ni­en­bur­ger Stra­ße begrün­det. Im Ver­lauf der Jahr­zehn­te wuch­sen Gemein­de und Bedarf lang­sam, aber ste­tig und als­bald wur­de in der August­stra­ße, in direk­ter Nach­bar­schaft also, ein neu­es Jüdi­sches Kran­ken­haus errich­tet. Man schrieb das Jahr 1861. Viel­leicht auf­grund der Nähe, viel­leicht auf­grund der moder­nen Aus­stat­tung, umgangs­sprach­lich wurd’s von den Ber­li­nern gern auch die “klei­ne Cha­ri­té” genannt.

Als Archi­tekt zeich­ne­te damals kein gerin­ge­rer als Edu­ard Knob­lauch (1801−1865), Grün­der des Ver­eins jüdi­scher Archi­tek­ten und ver­trau­ter Kol­le­ge des preu­ßi­schen Bau­meis­ters und Archi­tek­ten Fried­rich August Stü­ler (1800−1865), ver­ant­wort­lich. Bei­de arbei­te­ten gemein­sam u.a. am Ent­wurf der Neu­en Syn­ago­ge, die fünf Jah­re spä­ter 1866 fei­er­lich ein­ge­weiht wer­den soll­te. Bis heu­te ist die Neue Syn­ago­ge – Cen­trum Judai­cum eine der Attrak­tio­nen auf der Ora­ni­en­bur­ger Stra­ße in Ber­lin-Mit­te. Nicht ohne Tra­gik, denn weder Knob­lauch noch Stü­ler selbst durf­ten ihre fei­er­li­che Eröff­nung miterleben.

Neugründung des Jüdischen Krankenhaus im Arbeiterbezirk

Zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts wuchs mit der Ein­woh­ner­zahl Ber­lins auch die jüdi­sche Gemein­de beträcht­lich an, näm­lich auf fast 5% der Ber­li­ner Gesamt­be­völ­ke­rung. Und so wur­de das Kran­ken­haus in der August­stra­ße aber­mals zu klein.

Den im Jahr 1906 neu­er­lich von der Gemein­de aus­ge­schrie­be­nen Wett­be­werb gewan­nen die Archi­tek­ten Rei­mer & Kör­te. In ihrem Ent­wurf ent­schie­den sie sich gegen die damals für Kran­ken­häu­ser übli­che Pavil­lon­bau­wei­se und beton­ten statt des­sen ein zen­tra­les Haupt­kran­ken­ge­bäu­de für die sta­tio­nä­re Behand­lung. Die Kran­ken­sä­le wur­den so ange­legt, dass sie von zwei oder drei Sei­ten Tages­licht erhiel­ten. Die­ser Ent­wurf soll­te weg­wei­send für die Bau­wei­se moder­ner Kran­ken­häu­ser werden.

Wer eine Idee von der bis dahin übli­chen Pavil­lon­bau­wei­se gewin­nen möch­te, dem sei hier ein Besuch des nahe gele­ge­nen Virch­ow-Kli­ni­kums angeraten.

Am 22. Juni 1914, vor mehr als hun­dert Jah­ren also, soll­te es soweit sein: das neue Haus wur­de an sei­nem neu­em Stand­ort in der Schul­stra­ße der Öffent­lich­keit über­ge­ben. Seit 1998 heißt die­ser Teil der Stra­ße Heinz-Galin­ski-Stra­ße. Zu Ehren des Man­nes, der als Über­le­ben­der nach dem Krieg in Deutsch­land blieb und von 1949 bis 1992 als ers­ter Vor­sit­zen­der der Jüdi­schen Gemein­de zu Ber­lin wirkte.

Gesundbrunnen Heinz-Galinski-Straße Jüdisches Krankenhaus

Tiefgreifende Veränderungen ab 1933

Mit dem Macht­an­tritt der Natio­nal­so­zia­lis­ten im Janu­ar 1933 wur­de das Jüdi­sche Kran­ken­haus ein von der All­ge­mein­heit zuse­hends gemie­de­ner Ort. Viel jüdi­sche Ärz­te ver­lo­ren ihre Appro­ba­ti­on oder durf­ten ohne­hin nur noch jüdi­sche Pati­en­ten behan­deln. Dar­über hin­aus wur­de das Haus im Ver­lauf der Regime­jah­re immer wie­der Ziel von Plün­de­run­gen, so dass eine gere­gel­te Kran­ken­ver­sor­gung sich ohne­hin mehr als schwie­rig gestal­ten sollte.

Zudem wur­de das Jüdi­sche Kran­ken­haus mehr und mehr zu einer Sam­mel­stät­te für den Abtrans­port Ber­li­ner Juden in die ver­schie­de­nen Ghet­tos, Arbeits- und Ver­nich­tungs­la­ger umfunktioniert.

Es steht aller­dings auch zu erwäh­nen, dass es Dank Men­schen wie Her­mann Strauß oder Paul Rosen­stein zu einer Zufluchts­stät­te für Unter­ge­tauch­te und Flüch­ti­ge wur­de. Strauß und Rosen­stein sol­len hier ledig­lich stell­ver­tre­tend für vie­le wei­te­re Men­schen ste­hen, die nach 1933 am Jüdi­schen Kran­ken­haus im einst roten Wed­ding tätig waren und hier ver­such­ten, so gut es ging, ande­ren zu helfen.

Die Rolle des Krankenhaus in der Zeit nach 1945

Am Tag der Befrei­ung durch sowje­ti­sche Trup­pen im Jahr 1945 sol­len sich erstaun­li­cher­wei­se bis zu 1000 Men­schen inner­halb der Kran­ken­haus­mau­ern ver­steckt gehal­ten haben. Behut­sam ver­such­te man, die dort Ange­trof­fe­nen medi­zi­nisch zu ver­sor­gen und Schritt für Schritt einen gere­gel­ten Kran­ken­haus­be­trieb auf die Bei­ne zu stellen.

Dies bedeu­te­te auch, dass das Haus kurz­wei­lig, u.a. unter der Ägi­de des JJDC (Jewish Joint Dis­tri­bu­ti­on Com­mit­tees) als Assem­bly Cen­ter bzw. Dis­pla­ced Per­sons Camp (DP-Lager) wur­de. Die­se Camps soll­ten von den Natio­nal­so­zia­lis­ten hei­mat­los gemach­ten Juden Unter­schlupf gewäh­ren, bevor sie ihren Tran­sit in eine neue Hei­mat antre­ten konn­ten bzw. durften.

Das Jüdische Krankenhaus heute

Vor der Sho­ah hat­ten in Ber­lin mehr als 170000 Juden ihre welt­li­che wie reli­giö­se Hei­mat gefun­den. 1945 waren es außer­halb der DP-Lager kaum mehr als 5000, wahr­schein­lich sogar sehr viel weni­ger. Die weni­gen ver­blie­be­nen Gemein­de­mit­glie­der konn­ten ein nun­mehr 400-Bet­ten-Kran­ken­haus finan­zi­ell kaum allein aus eige­nen Mit­teln finan­zie­ren. So wur­de nach lan­gen Ver­hand­lun­gen im Jahr 1963 aus dem Jüdi­schen Kran­ken­haus eine „Stif­tung des bür­ger­li­chen Rechts“, deren Trä­ger auch das Land Ber­lin sein sollte.

Heu­te ver­steht sich das Jüdi­sche Kran­ken­haus zum einen als ein moder­nes, mul­ti­kul­tu­rel­les Haus, das wie eh jedem Men­schen gleich­sam offen steht. Zum ande­ren sieht es sich als Teil der jüdi­schen Gemein­de in Ber­lin. So besucht bei­spiels­wei­se ein Rab­bi­ner der Gemein­de auf Wunsch die Pati­en­ten, küm­mert sich um das reli­giö­se Wohl und über­wacht u.a. die Ver­sor­gung mit kosche­rem Essen. Seit 2003 befin­det ein Bet­saal im Kran­ken­ge­bäu­de. Auch den Schab­bat kann man dort frei­tags, wie sams­tags bege­hen. Als Andachts­saal kon­zi­piert, steht er natür­lich allen Mit­glie­dern aller Kon­fes­sio­nen offen.

Als Geschichts­päd­ago­ge mit Ber­li­ner Wur­zeln schreibt Tobi­as aka John­ny unter http://weddingerberg.de einen Eltern­blog über das Leben als Neu­va­ter im Wed­ding mit töch­ter­li­cher Naturgewalt.

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  1. Mei­ne Mut­ter Mar­ga­re­te Joa­chim war nach 1045 Sekre­tä­rin des Cher­arz­tes Dr. Rei­mann im Jüdi­schen Kran­ken­haus. Ich bin 1943 gebo­ren. Erin­ne­re mich an die­se schwe­ren Jah­re für Men­schen, die eine neue Hei­mat such­ten, Bei uns Zuhau­se fan­den sie zum Teil Auf­nah­me. Ich habe die­se Erin­ne­run­gen auf­ge­schrie­ben mit dem Titel > Wo mein Herz spa­zie­ren geht <.
    das Jüdi­sche Kran­ken­haus wur­de in mei­ner frü­hen Kind­heit mein Zuhause.

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