Die neue Stadträtin Dr. Maja Lasić ist seit einem Monat zuständig für Schule und Sport in Mitte. Im Interview zum Amtsantritt haben wir das Gespräch auf Fragen gelenkt, die nichts mit der Anna-Lindh-Grundschule zu tun haben (siehe dazu Blogeintrag “Stadträtin: Senat soll Neubau der Anna-Lindh ermöglichen”). Sobald dieses Großproblem weniger Zeit bedarf, will Dr. Maja Lasić sich für eine Europaschule Polnisch einsetzen und einen Verbundpartner für die Willy-Brandt-Schule finden. Hier der Originalton.
Sie haben zum Amtsantritt gesagt, als Schulstadträtin wollen sie nicht nur in der Kategorie Beton denken. Was steckt hinter dieser Formulierung?
Dr. Maja Lasić: Dahinter steckt das Thema der Schulstruktur. Auch diese beinhaltet eine entscheidende Rolle für die Qualität von Schule. Zum Beispiel: Wo und in welcher Form errichtet man Europa-Schulzweige für Grundschulen? Wo kämpft man für neue Verbundoberstufen, um auch Schülerinnen und Schülern an Schule ohne Oberstufe den Gang zum Abitur zu ermöglichen? Wo will eine Schule seine Schulform von Integrierte Sekundarschule (ISS) in Gemeinschaftsschule ändern? Nachdem ich die akuten Probleme wie Anna-Lindh-Grundschule bearbeitet habe, werde ich diese Themen angehen.
Erklären Sie die drei von Ihnen genannten Punkte zur Schulstruktur etwas genauer!
Dr. Maja Lasić: Ich würde gern, vorausgesetzt unsere Schulplatzkapazitäten ermöglichen es, einen weiteren slawischen Europaschul-Zweig etablieren. Wir haben eine komplette Unterversorgung mit slawischen Sprachen. Die Hälfte der Menschen mit Migrationsgeschichte in Berlin haben slawischen Ursprung, wenn man alle Sprachen von Polnisch bis Südslawisch zusammenzählt. Diese Gruppe ist sehr unsichtbar und kommt in der politischen Debatte kaum vor. Dadurch sind wir in einer Unterversorgung, wir haben zum Beispiel keine Europaschule für Polnisch.
Das Thema Verbundschule muss man behutsam angehen, weil das für die Schule eine große Veränderung bedeutet. Ein Beispiel wäre die Willy-Brand-Schule, die stark im Wandel ist, aber noch keine eigene Oberstufe hat. Und da angesichts der knappen Räumlichkeiten einen guten Partner zu finden, der bereit ist, in einen gemeinsamen Verbund zu gehen, das wäre eine gute Aufgabe.
Zum Thema Gemeinschaftsschule. Ich habe mit mehreren Schulen in Mitte gesprochen, die sich vorstellen können, den Wechsel vorzunehmen. Das ist aber ein langfristiger Prozess. Ich setze dabei auf die Landesebene. Ich hoffe, das beabsichtigte Starterpaket für die Umwandlung kommt. Ein solches Paket ist ein Riesenanreiz für die Schulen.
Wedding und Gesundbrunnen brauchen dringend zusätzliche Schulen. Hat der Bezirk genug Geld für Neubau?
Maja Lasić: Man vergisst leicht, dass wir eine Reihe Schulneubauten haben, die im Zusammenspiel mit dem Land Berlin und der landeseigenen Howoge entweder angeschoben werden oder bereits in der Umsetzung sind.
Zum Beispiel werden wir am Standort Reinickendorfer Straße im Laufe des nächsten Jahres voranschreiten. Wir haben das Ziel im Laufe des Schuljahres 2024⁄25 dort einen neuen Grundschulstandort zu eröffnen. Wir gehen von einer Eröffnung im Winter aus, also im Laufe des Schuljahres. Diesen Neubau übernimmt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Ein anderes Beispiel ist die Ernst-Reuter-Oberschule. Es war für mich eine persönliche Freude, dass ich als eine meiner ersten Amtshandlungen die Planungsunterlagen unterschreiben konnte. Damit haben wir ein finanzielles Volumen beziffert. Das heißt, wir kommen bald in die nächste Phase mit der konkreten Ausformulierung eines Bauplanes. An dieser Stelle arbeiten wir zusammen mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge.
Und die Howoge übernimmt auch den Neubau eines Gymnasiums in der Schulstraße. Hier schon im Prozess sind bauvorbereitende Maßnahmen wie Abriss und Schaffung von Baufreiheit. Hier sprechen wir über eine Fertigstellung im Schuljahr 2027⁄28.