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Barrierefreiheit im Strandbad:
Strandparty für alle am Plötzensee

6. Mai 2024
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Ab dem 10. Mai verwandelt sich das Strandbad Plötzensee auch in dieser Saison jeden Monat ein Mal in einen Ort für alle. Bei den „Inklusiven Strandtagen 2024“ gibt es ein eindrucksvolles DJ-Line-up und ein Rahmenprogramm, das von einem Team aus freiwilligen Helferinnen und Helfern gestaltet wird.

Freiwillige helfen mit, den Inklusiven Strandtag am Plötzensee durchzuführen. Foto: Freiwillige im Unionhilfswerk
Freiwillige helfen mit, den Inklusiven Strandtag durchzuführen. Foto: Freiwillige Unionhilfswerk

Am Anfang war der Wille, dann kam der Weg. Andreas Stoltz, Betreuer im Joachim-Fahl-Haus am Plötzensee hatte 2023 die Idee zu den inklusiven Strandtagen. Er wollte es für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser besonderen Wohnform möglich machen, auch einmal Party am Strand zu feiern. Eine Party, so laut und so ausgelassen wie die Partys, die sie jeden Sommer im benachbarten Strandbad Plötzensee sehen und hören konnten.

Michel und Florian, die Strandbadpächter, waren von der Idee schnell überzeugt. Sie stellen die Location, das Material und ihre Infrastruktur zur Verfügung. Das Unionhilfswerk, der Betreiber des Joachim-Fahl-Hauses, brachte viel Engagement und Know-how in Sachen Inklusion und Barrierefreiheit mit. Bei einem großen Arbeitseinsatz Ende April 2023 verlegten freiwillige Helferinnen und Helfer einen festen Weg aus sechseckigen Panzerplatten über den Sandstrand. Nachbarinnen, Sportvereine, Freiwillige aus dem Unionhilfswerk und das Plötzensee-Team arbeiteten Hand in Hand. Einen kalten Apriltag lang buddelten, baggerten und schwitzten sie. Insgesamt verlegten sie einen 250 Meter langen festen Weg. Man kann seitdem mit dem Rollstuhl, dem Kinderwagen oder dem Rollator über den Strand bis zur Beach-Bar fahren. Das ist für alle Besucherinnen und Besucher eine Verbesserung.

Die Premiere im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg. Nach Angaben der Veranstalter kamen zu jedem der fünf Events jeweils mehr als 150 Gäste.

Am Freitag, den 10. Mai starten deshalb dieses Jahr die zweiten inklusiven Strandtage im Strandbad Plötzensee. Um 15 Uhr ist Anbaden. Und im Laufe dieser Saison soll es eine weitere entscheidende Verbesserung geben: Der befestigte Weg soll nicht nur zur Beach-Bar und zur Tanzfläche führen, sondern direkt bis zum Wasser. Damit sollen auch Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer ohne Hilfe bis zum See kommen. Daneben können die Besucherinnen und Besucher den ganzen Sommer, immer an einem Freitag pro Monat, gemeinsam und barrierefrei feiern.

Das Angebot und das Line-up ist beeindruckend. Mehre DJs werden auflegen, teilt Laura Mench vom Organisationsteam mit. Dabei ist wieder DJ Andi, der schon letztes Jahr aufgelegt und begeistert hat. Außerdem kommen einige DJs vom Label KILLEKILL, das Supa Star Soundsystem ist mit Live-Rap dabei und es gibt ein großes Angebot an Workshops. Einen DJ-Workshop, einen Kletterworkshop für Menschen im Rollstuhl sowie Tanz- und Bewegungsworkshops. Freiwillige vom Team „Special Olympics“ bieten ein Sportprogramm an. Kinderschminken ist auf jeden Fall auch wieder am Start und die Hennakünstlerin vom letzten Jahr ist auch wieder dabei. Einziger Wermutstropfen: Die Verlängerung des barrierefreien Wegs direkt zum Wasser, der von den Besucherinnen und Besuchern im vergangenen Jahr angeregt wurde, wird erst am 30. Mai von Freiwilligen bei einem „Social Day“ verlegt. „Und die neue Wasserplattform für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer, die im Plötzensee verankert werden soll, wird leider nicht bis zum 10. Mai fertig sein“, bedauert Laura Mench. Der Grund sei eine Verzögerung bei der Organisation der Freiwilligen und der Bestellung von Material.

Das Angebot der „Inklusiven Strandtage 2024“ richtet sich an Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Für die Vorbereitung und für die Begleitung der Besucherinnen und Besucher mit Behinderungen an den Strandtagen sucht das Unionhilfswerk wieder Freiwillige. Wer die Veranstaltung unterstützen möchte, kann sich vorab kostenlos zum Thema Inklusion weiterbilden. In drei Modulen können Interessierte Kompetenzen für die Arbeit mit Menschen mit Einschränkungen erwerben.

Anmeldungen zu Fortbildungen sind per E-Mail an [email protected] und per Telefon unter (030) 42 26 57 98 möglich. Es gibt auch die Möglichkeit, sich online bis einen Tag vor der Weiterbildung anzumelden: Anmeldung Weiterbildung. Mehr zu den Inklusiven Strandtagen 2024 steht auf der Webseite des Unionhilfswerks.

Infos und Termine 2024

  • Termine: 10. Mai, 14. Juni, 12. Juli, 9. August, 13. September, Beginn: 15 Uhr, Ende: 23.30 Uhr
  • Ort: Strandbad Plötzensee, Nordufer 26, 13351 Berlin, Eingang über die barrierefreie Kasse
  • Eintritt: 2 Euro
  • Sonstiges: Auch bei schlechtem Wetter werden die Strandtage stattfinden, denn die Strandbar und die Tanzfläche sind überdacht.

Wer sich einen Eindruck von den ersten Inklusiven Strandtagen 2023 machen will, findet Beiträge dazu bei YouTube:

Rolf Fischer

Ich lebe gerne im Wedding und schreibe über das, was mir gefällt. Manchmal gehe ich auch durch die Türen, die in diesem Teil der Stadt meistens offen stehen.

1 Comment

  1. Meine Tochter besuchte am Freitag, den 14.06.2024, mit ihrer Einzelfallhilfe die "Inklusiven Strandtage im Strandbad Plötzensee". Fazit: Sehr enttäuschend. Ein Pflasterweg macht keine Inklusion. Gefeiert haben nur die Helfer. Die eigentlichen Besucher dieses Festes, die doch recht zahlreich angefahren wurden, saßen ohne Einbindung am Rand.
    Zunächst möchte ich auf die Barrierefreiheit eingehen, mit der hier geworben wird. Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind.
    Der neue Weg aus Panzerplatten ist ohne Frage ein großer Gewinn, jedoch umfasst er nur den Bereich zur und um die Strandbar. Der Weg über den Strand zum Wasser bleibt RollstuhlfahrerInnen und NutzerInnen von Rollatoren weiterhin verwehrt.
    Angebote, die von körperlich beeinträchtigten Personen hätten genutzt werden können, gab es außer der Musik, der Strandbar und einem Verkaufsstand keine.
    Wikingerschach, Feuerstelle sowie ein Angebot für Henna-Tattoos waren im Sand platziert. Die Feuerstelle war zudem so von Bänken eingebaut, dass kein Rollstuhl dazugestellt hätte werden können, selbst wenn man den Weg durch den Sand gewagt hätte.
    Die Mitarbeiterin, die die Henna-Tattoos anbot, war so unmotiviert, dass sie von vorherein die Freude am Tattoo selbst nahm.
    Das angekündigte Basteln entfiel kurzerhand, da keine Gelder für Bastelmaterialien zur Verfügung gestellt wurden. Hier stellt sich mir die Frage, wie die Finanzierung an den anderen bereits fest geplanten Terminen gesichert ist. Oder ist das die übliche Vorgehensweise?
    Die Steigung des Weges beim Verlassen des Geländes zeigte sich sehr anspruchsvoll. Glücklicherweise war meine Tochter in Begleitung – allein hätte sie den Weg nicht geschafft.
    Unterstützung, Information oder gar Motivation durch die Mitarbeiter? Fehlanzeige. Den genannten Mängeln hätte mit motiviertem Personal sicher gut begegnet werden können. Aber so bleibt wieder nur der Eindruck des am Rande Stehens, nicht der Norm zu entsprechen, „zu behindert zu sein“.
    Last but not least musste auch die Begleitung trotz 'B' im Schwerbehindertenausweis Eintritt zahlen. Eine Veranstaltung, die mit Inklusion wirbt, aber keine Nachteilsausgleiche anerkennt?
    Für mich ist das keine Inklusion!

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