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Inklusiver Strandtag am Plötzensee:
Ein Strandtag für alle

27. Juli 2023
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Am 14. Juli fand der zwei­te inklu­si­ve Strand­tag im Strand­bad Plöt­zen­see statt. Unse­re Redak­teu­rin Vik­to­ria war dort und hat die neu erlang­te Bar­rie­re­frei­heit des Are­als ein­mal selbst unter die Lupe genommen.

Autorin Viktoria Eckert probiert den barrierefreien Weg im Standbad aus. Foto: Pia Pade
Autorin Vik­to­ria Eckert pro­biert den bar­rie­re­frei­en Weg im Stand­bad aus. Foto: Pia Pade

Ich mag den Som­mer, die Son­ne und den Strand. Ein­zi­ger Haken: Die Räder mei­nes Roll­stuhls ver­sin­ken nur all­zu leicht im Sand – eine denk­bar ungüns­ti­ge Kom­bi­na­ti­on und jähes Ende eines unbe­schwer­ten Strandtages.

Als mir nun zu Ohren kam, dass das Strand­bad Plöt­zen­see die­ser Pro­ble­ma­tik etwas ent­ge­gen­set­zen und das Are­al Stück für Stück bar­rie­re­frei­er gestal­ten möch­te, war mein Inter­es­se natür­lich geweckt.

Also führt mich mein Weg an jenem Frei­tag­nach­mit­tag bei bes­tem Som­mer­wet­ter zum Strand­bad Plöt­zen­see. Wenig über­ra­schend, ist der Andrang bade­wil­li­ger Men­schen recht groß. Nach kur­zer Ori­en­tie­rung wer­de ich auf einen sepa­ra­ten bar­rie­re­frei­en Ein­gang aufmerksam.

Dort neh­men mich schon eini­ge frei­wil­li­ge Helfer*innen vom Uni­onhilfs­werk in Emp­fang. Sie ver­an­stal­ten die Inklu­si­ven Strand­ta­ge in enger Koope­ra­ti­on mit den Betrei­bern des Strand­bads. Die Stim­mung ist geprägt von Vor­freu­de. Mir wird ein blau­es Ein­tritts­bänd­chen ums Hand­ge­lenk gemacht, nach­dem ich den redu­zier­ten Ein­tritts­preis von zwei Euro für den inklu­si­ven Strand­tag gezahlt habe. Zusätz­lich zum Bänd­chen gibt’s für alle Besu­cher die­ser Ver­an­stal­tung auch noch eine klei­ne Fla­sche Was­ser kos­ten­los zum Mit­neh­men und ich bege­be mich nun gut gerüs­tet wei­ter auf das Gelände.

Als ich den neu geschaf­fe­nen Weg über den Sand­strand errei­che, tref­fe ich auch schon auf Yvonne. Sie ist Mit­ar­bei­te­rin des Uni­onhilfs­werks und koor­di­niert die Frei­wil­li­gen­ar­beit. Wir kom­men ins Gespräch. Ich erfah­re, dass besag­ter Weg aus ein­zel­nen Pan­zer­plat­ten besteht und im Rah­men einer gro­ßen Kraft­an­stren­gung vie­ler enga­gier­ter Helfer*innen Ende April die­ses Jah­res ver­legt wur­de. Ob Nachbar*innen, ansäs­si­ge Sport­ver­ei­ne, Frei­wil­li­ge aus dem Uni­onhilfs­werk oder das Team des Frei­bads Plöt­zen­see: Jeder ein­zel­ne Meter des ins­ge­samt 250 Meter lan­gen Weges zur Strand­bar ist pure Gemeinschaftsarbeit.

Wäh­rend sie mir das alles erzählt, bin ich über eine mobi­le Bord­stein­ram­pe auf jenen Weg gefah­ren und mein E‑Rollstuhl lässt sich pro­blem­los von mir über die sechs­ecki­gen Pan­zer­plat­ten steu­ern. Yvonne erkun­digt sich nach mei­nen bis­he­ri­gen Stran­d­er­fah­run­gen und führt wei­ter aus, dass eine Ver­län­ge­rung des Weges bis zur Sau­na in Pla­nung ist. Dafür sei­en auch schon Gel­der bean­tragt, denn wie so oft dreht es sich bei sol­chen Vor­ha­ben auch immer um finan­zi­el­le Mittel.

Ange­kom­men an der Strand­bar, stellt mir Yvonne wei­te­re ehren­amt­li­che Helfer*innen vom Uni­onhilfs­werk vor, wel­che an die­sem Tag z.B. eine Krea­tive­cke für Klein und Groß anbie­ten oder nach Wunsch Hen­na-Tat­toos auf die Haut von Besucher*innen zaubern.

Mir ist erst mal nach einem küh­len Getränk, also set­ze ich mich mit mei­ner Beglei­tung an einen Tisch in der Strand­bar und trin­ke eine eis­ge­kühl­te Limo­na­de. Es ist kurz nach 15 Uhr, noch ist es recht ruhig. Wäh­rend ich mei­ne Limo und ein Stück Piz­za genie­ße, kommt mir ins Gedächt­nis, dass ich eben auf dem Weg zum Strand­bad an einer Ein­rich­tung des Uni­onhilfs­werks vor­bei­ge­fah­ren bin – dem Joa­chim-Fahl-Haus. Für die Bewohner*innen die­ser beson­de­ren Wohn­form liegt das Strand­bad Plöt­zen­see also tat­säch­lich in direk­ter Nach­bar­schaft und stellt mit Sicher­heit ein belieb­tes Aus­flugs­ziel dar.

Barrierefreier Weg im Strandbad Plötzensee. Foto: Viktoria Eckert
Bar­rie­re­frei­er Weg im Strand­bad Plöt­zen­see. Foto: Vik­to­ria Eckert

So lang­sam wird es vol­ler am Strand und auch in der Strand­bar. Ein DJ legt auf, die Stim­mung ist gelöst: Kin­der spie­len mit ihren Fami­li­en am Strand oder es wird gemein­sam mit ande­ren Men­schen zur Musik getanzt, natür­lich suchen vie­le auch mal Abküh­lung im küh­len Nass. Alles in allem eine bun­te Mischung von Men­schen, wel­che alle­samt einen ent­spann­ten Tag im Strand­bad verbringen.

Dass sich die Nach­richt vom inklu­si­ven Strand­tag bis weit über den Wed­ding hin­aus ver­brei­tet hat, erfah­re ich, kurz bevor ich mich auf dem Heim­weg mache. Ich ler­ne Fak­har ken­nen, einen Stu­den­ten aus Frank­furt (Oder). Er habe im Inter­net von der Akti­on gele­sen und woll­te es sich unbe­dingt live vor Ort anse­hen. Auch er konn­te ohne Mühe mit sei­nem Aktiv­roll­stuhl auf dem Weg aus Pan­zer­plat­ten fah­ren und das bar­rie­re­freie­re Strand­bad so zum ers­ten Mal besuchen.

Alles in allem fällt mein Resü­mee zum inklu­si­ven Strand­tag bzw. der zuneh­men­den Bar­rie­re­frei­heit im Strand­bad Plöt­zen­see gut aus: Der neu geschaf­fe­ne Weg über den Sand zur Strand­bar ließ sich sehr gut befah­ren und es waren vie­le ehren­amt­li­che Helfer*innen vor Ort, die bei Bedarf auch mit Rat und Tat zur Sei­te ste­hen wür­den. Ein bar­rie­re­frei­es WC ist vor Ort eben­so vorhanden.

Wenig inklu­siv fand ich hin­ge­gen die Prei­se dort ansäs­si­ger Gas­tro­no­mie. Vor allem wenn man bedenkt, dass Men­schen mit soge­nann­ter geis­ti­ger Behin­de­rung bzw. Mehr­fach­be­hin­de­rung oft­mals in Werk­stät­ten für Men­schen mit Behin­de­rung arbei­ten oder gar nicht erwerbs­tä­tig sein kön­nen und ihr finan­zi­el­les Bud­get dem­entspre­chend klein ist.

Und klar, ich kam mit mei­nem E‑Rollstuhl jetzt erst­mal „nur“ bis zur Strand­bar und es ist noch ein wei­ter Weg bis zur voll­kom­me­nen Bar­rie­re­frei­heit des Strand­bads Plöt­zen­see. Ich den­ke da zum Bei­spiel an Strandrollstühle.

Was die Helfer*innen bis jetzt erreicht haben, ist trotz­dem aller Ach­tung wert und wird beim nächs­ten inklu­si­ven Strand­tag am 11. August zurecht wie­der gefeiert.

Ich wer­de dem Strand­bad Plöt­zen­see jetzt auf jeden Fall öfter einen Besuch abstat­ten und freue mich per­spek­ti­visch auch schon auf mei­nen ers­ten Sau­na­be­such am Plötzensee!

Service

Der nächs­te Ter­min fin­det am 15. Sep­tem­ber statt. Los geht es um 15 Uhr.

3 Comments Leave a Reply

  1. Tol­ler Bei­trag. Mei­ne Augen für das wich­ti­ge The­ma Bar­rie­re­frei­het wur­den mal wie­der geöff­net. Schön dass die Strand­bad-Betrei­ber so enga­giert sind. Mehr davon!

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