Während für Bienen und Imker nun langsam die Saison endet, bekommt das Naturprodukt, das Mensch und Tier gemeinsam produzieren im Herbst nochmal eine weitere Bedeutung: als Süßungsmittel für heißen Tee oder als beruhigendes Bonbon bei kratzendem Hals. Geimkert wird in der Stadt immer mehr, vielerorts gibt es Honig aus Weddinger Produktion zu kaufen.
Der Imkerverband Reinickendorf-Mitte e.V. hat 170 Imker und 872 Bienenvölker in seiner Statistik verzeichnet. Interessant dabei ist, dass über 70 Prozent der Mitglieder das Imkern vor weniger als fünf Jahren für sich entdeckt haben.
Die Standorte der Bienen sind dabei so verschieden wie die Imker und Imkerprojekte selbst. Eine Imkerin ist Franziska Schaum aus dem Soldiner Kiez. Ihre Bienen hat sie in der Kolonie Panke und auf dem Elisabeth Friedhof. Für die Grafikerin und Illustratorin sind die Bienen ein Ausgleich für ihre kreative Arbeit am Zeichentisch. Ihren Honig bietet sie derzeit vor allem in den Räumen des Wohnprojektes PA58 in der Prinzenallee an, zuletzt im Rahmen des Tages des offenen Denkmals. Auch Kurse für Kindergruppen hat sie in der Vergangenheit angeboten – um den Kindern zu zeigen, wie der Honig ins Glas kommt.
Honigproduktion auf den Dächern des Wedding
Um Naturbildung geht es auch beim Bienenprojekt der Ernst-Reuter-Oberschule im Brunnenviertel. Imker Klaus Thiele bringt dort den Oberschülern im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft das Imkern näher. Die Bienen haben ihren Standort auf dem Schuldach. Von dort fliegen sie in die nahe Umgebung und finden Futter bei den blühenden Straßenbäumen, auf Balkonen und in Parks.
Der Honig vom Schuldach wird unter anderem im Café Freysinn in der Jasmunder Straße unweit der Schule verkauft. Die Schul-Imkerei gibt es bereits seit 2015. Sie ist vom Bezirk Mitte mit dem Umweltpreis Mitte ausgezeichnet worden.
In der Müllerstraße stehen die Bienenstände gut geschützt und nicht zugänglich auf dem Dach des Centre Francais, dem französischen Kulturzentrum. Wie die Bienen auf dem Schuldach im Brunnenviertel gibt es das Projekt seit fünf Jahren. Als Beitrag zur Förderung der Biodiversität betrachtet das Centre das Projekt und betreibt es Hand in Hand mit seinem Gemeinschaftsgarten Rote Beete.
Aktuell gibt es auf dem Dach in der Müllerstraße zwölf Bienenstöcke. Ein- bis zweimal im Jahr wird geerntet – bis zu 350 Kilogramm Honig kommen da zusammen. Verkauft wird er im Büro des Centre Francais und an der Kasse des City Kino Wedding.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag.