Das Immobilienunternehmen Hines möchte das Kaufland neben dem Bahnhof Gesundbrunnen abreißen. Erste Überlegungen sehen vor, Gebäude für Büros zu errichten. Aber auch eine Grünverbindung zwischen dem Humboldthain und der Swinemünder Brücke und einen Minipark will der Investor schaffen. Unklar ist, ob in Zukunft in der Brunnenstraße 105–109 großflächiger Einzelhandel Platz finden wird. Langfristige Mietverträge sorgen dafür, dass der Umbau nicht sofort beginnt.
Stadtrat Ephraim Gothe berichtet über erste Vorstellungen, die in seinen Gesprächen mit dem Investor deutlich wurden. So will Hines das sogenannte Fachmarktzentrum (FMZ) abreißen. FMZ ist das behördliche Wort für das Gebäude, in dem sich Kaufland, das Fitnesstudio John Reed, Tedi sowie kleinere Geschäfte befinden. Die neue Bebauung soll an der Brunnenstraße beginnen. Sie soll bis hinter die Swinemünder Straße reichen und an die im Oktober 2017 fertiggestellten Neubauten des nördlichen Mauerparks heranreichen. Eine künftige Hochhausbebauung halte er nicht für möglich, fünf Stockwerke seien für den Standort angemessen.
Noch hat Hines seine Pläne nicht veröffentlicht. Auch seien beim Stadtplanungsamt noch keine offiziellen Unterlagen eingegangen, so der Stadtrat. Eine Präsentation des Anliegens im Ausschuss für Stadtentwicklung sei in der Regel üblich, aber rechtlich nicht zwingend geboten, so Ephraim Gothe. Die aktuell zu beobachtenden Arbeiten sind vorbereitende Maßnahmen, noch nicht der eigentliche Baubeginn.
Neue Grünverbindung versus Ressourcenverschwendung
Stadtrat Ephraim Gothe betont, es werde nun eine Grünverbindung entlang der Gleise möglich. Die Initiative Grünzüge Berlin fordert seit Jahren einen Grünstreifen durchgehend vom Park auf dem Nordbahnhof bis zum Mauerpark. Auch ein Minipark (in der Sprache der Stadtplaner Pocket-Park) ist in den ersten Darstellungen der Investoren vorgesehen, so der Stadtrat. Der Kleinstpark sei auf einer als Grünfläche ausgewiesenen Brache östlich der Swinemünder Brücke vorgesehen, so der Stadtrat. Wie viel Grünfläche von der jetzt nicht in Grün vorhandenen Rumpelfläche verschwinden wird, steht noch zur Entscheidung an.
Zur Debatte um ressourcensparendes Bauen steht die Idee des Abrisses des Kauflands quer. Der fensterlose Betonberg wurde erst 2008 errichtet. 14 Jahre sind selbst in einer Wegwerfgesellschaft für ein Gebäude nicht viel. Den Abriss zu untersagen, sei mit dem Baugesetz nicht möglich, sagt dazu Ephraim Gothe.
Investor Hines
In einer Eigenwerbung listet Hines die Immobilie zum Stichtag 31. Dezember 2021 unter dem Projektnamen “Fountain” auf. Das Objekt wird als development management project bezeichnet. Büro und Einzelhandel werden genannt. Das Grundstück neben den Bahngleisen hat Hines 2020 gekauft. Im letzten Jahr beantragte das Unternehmen einen Bauvorbescheid, um Fragen zum Planungsrecht offiziell zu klären.
Entstehungsgeschichte
Der Bau des Kauflands war in den Nullerjahren in der Bezirkspolitik heftig umstritten. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) trat 2006 zu zwei Sondersitzungen zusammen, um über das Projekt Fachmarktzentrum Brunnenstraße zu diskutieren. Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) und die zuständige Stadträting Dorothee Dubrau (Grüne) genehmigten anschließend den Bau entgegen dem Willen der Bezirkspolitiker. “Es gab keine rechtlichen Gründe, den Bauantrag der HLG zurückzustellen”, sagte Christian Hanke 2006. Die HLG-Projektmanagement GmbH versprach damals: “Wir bauen keinen Billigmarkt, sondern ein Fachmarktzentrum mit sechs größeren Anbietern, aber mit derselben Bauqualität wie das Gesundbrunnen-Center auf der anderen Seite des Bahnhofs.” Im Gespräch war Edeka. 24 Millionen Euro waren als Baukosten für das Einzelhandelszentrum veranschlagt.
Am Bahnhof Gesundbrunnen konkurrierten die letzten Jahre real und Kaufland mit dem Konzept Lebensmittelhandel auf Flächen, die weit über übliche Supermarktgrößen hinausgehen. Real schloss seine Filiale im GesundbrunnenCenter im Dezember 2016. Ob und wann Kaufland endgültig und vorübergehend folgt, ist noch nicht geklärt.
Es wurde versprochen, ein dem Gesundbrunnen-Center in der Bauqualität ebenbürtiges Gebäude zu errichten. Das ist nicht geschehen. Damals gab es keine Gesetzeslage den Bau zu verhindern, heute keine Möglichkeiten den Abriss zu verhindern. Anhand der damaligen Pläne hätte man schon sehen können, dass das Gebäude für die Mülltonne produziert wurde. Ich verstehe nicht, wie Politik so etwas zulassen kann! Man bekommt schon von der Aussenansicht Augenkrebs, wie man so schön sagt. Da nützt auch keine bemalte Wand etwas. Das Gebäude wurde nur von der Brunnenstrasse her mit einer ansprechenderen Front gebaut. Das ist realitätsfern, weil in dicht bebauten Flächen mehrere Seiten vernünftig aussehen sollten und nicht drei Seiten mit einer Hinterhofoptik. Ich werde sehr traurig sein, wenn Kaufland weg ist. Endlich hatte ich dort auch ein Brot gefunden, dass uns schmeckt und die große Angebotsvielfalt war und ist überzeugend. Trotzdem bin ich für einen Neubau, der so ausgewogen ist, dass das nie wieder passiert, dass Gebäude wegen minderwertiger optischer Qualität und damit aufgrund niedriger Attraktivität nach kürzester Zeit abgerissen werden dürfen. Die Anwohner sollten für die Umweltbelastung des Abrisses und des Neubaus entschädigt werden. Die Poliklinik hat hier eine Mitverantwortung! Es darf nicht sein, dass eine Planung für so ein Gebäude jemals genehmigungsfähig ist!
Interessanter Vorschlag, dass Bauherren eine Verantwortung für die Anwohner tragen müssten. Die Frage, wie weit Politik und Verwaltung bei konkreter Ausgestaltung von Neubauten aktuell mitreden dürfen und wo man ansetzen müsste, um Verbesserungen zu erreichen, schreibe ich mir auf.
Erst jetzt kriege ich mit, dass das Kaufland-Center abgerissen werden soll, ob ich schon um die Ecke wohnte, als es 2008 erbaut bzw. eröffnet wurde. Richtig, das Haus ist jetzt 14 Jahre alt, also jünger als das GesundbrunnenCenter gegenüber. Wie alt ein Haus ist, spielt aber heutzutage keine Rolle mehr. Jeder kann sich das bzw. ein Grundstück kaufen und dann (mehr oder weniger) machen, was er will. Das Traurige ist, dass die Anwohnerinnen und Anwohner gar nicht erst gefragt werden. Die können doch schließlich woanders einkaufen … Sowas nennt sich dann “Bürgerbeteiligung” …
Ernsthaft? Das Gebäude ist doch noch überhaupt nicht alt und in Zeiten knapper werdender Ressourcen (nicht nur Sand, der für den Beton benötigt wird) scheint das wirklich überhaupt nicht sinnvoll! Kann man die Büros nicht dort einziehen lassen? Umbau statt Abriss? Ich bin wirklich sprachlos.
Wohnungen dringend gesucht!
Ein Ende von Kaufland könnte den Rewe im Gesundbrunnen-Center stabilisieren. Im Moment haben beide Einkaufszentren deutlich sichtbaren Leerstand, eine Reduzierung der Flächen kann vielleicht nicht schaden…
bei rewe ist so gut wie alles mindestens 10 cent teurer – vllt ist der laden deswegen so leer…
zudem ist der rewe im center extrem schlecht organisiert, was die kassen betrifft. egal wann, man steht immer stundenlang an, mal abgesehen von der mangelnden auswahl an produkten.
Hat überhaupt noch jemand so schnelle Kassen wie Kaufland?
Das mit dem Anstehen gilt aber auch für Kaufland, wenngleich es in letzter Zeit etwas besser geworden ist. Der Service in BEIDEN Läden ist stark ausbaufähig.
Guck Dir Rewe an der Müllerstraße im Cittpoint an: trotz Riesenandrang dasselbe Desaster (Sortiment zufällig und lückenhaft, Kassen stets unterbesetzt). Da siehst Du den stabilen Rewe-Zustand!
Er weist dasselbe Problem auf wie Kaisers, real,- (2 x schluchz!) und das Gesundbrunnen-Kaufland: Die Geschäftsmodelle, die vor 20 Jahren wohl etabliert waren, rechnen sich heute nicht mehr, weil die Massenkaufkraft nicht mehr da ist. Und jetzt kommt noch eine Inflation dazu, die auf den Krieg spekuliert.
Oder es gibt in Berlin zu viele Läden. In Brandenburg funktionieren große Läden mit viel Platz. Gegenbeispiel: Alt-Mitte mit wenig Platz für Supermärkte hat auch Andrang in den wenigen Geschäften, die es gibt. Fazit: Am Gesundbrunnen sind wir vielleicht verwöhnt.
Klar funktioniert “in Brandenburg” eine Einkaufsbude mit Riesenparkplatz, aber nicht am Gesundbrunnen. Da müssten Kaufland und das Gebäude-Centermanagement etwas Gehirnschmalz aufwänden.
Und denns und ALDI gibt es auch noch.
Kaufland war zuerst da. Daher fände ich es fairer, es zuungunsten von REWE zu stabilisieren und nicht umgekehrt.
Das ist nicht korrekt. Das GesundbrunnenCenter gibt es weit länger als das Kaufland-Haus. Letzteres gibt es seit 2008.
REWE hat ja im Center nur REAL beerbt und vorher sogar noch megamäßig umgebaut. REAL hatte ja 2 Etagen, mit großen Rolltreppen innerhalb des Marktes. Das war REWE wahrscheinlich von vornherein zu viel.
Kaufland baut immer nur für Autofahrer, sogar hier, wo es fast keine gibt.
Bis ich vom S/U‑Bahnhof Gesundbrunnen (Vordereingang) zum Kaufland einmal überall rum, durch Hintereingänge und Dutzende Treppen hoch und runter gelaufen bin, um z. B. 1 Tüte Milch zu suchen und zu bezahlen – da kann ich auch mit der Bahn bequem 3 Stationen hin- und zurückfahren. Wann wird Kaufland verstehen, dass eine Großstadt etwas anderes ist als ein Riesenparkplatz?
Andererseits gibt zu denken, dass Geschäftsmodelle, die sich für den Wedding vor 20 Jahren noch rechneten (24 Millionen Investition!), es heute nicht mehr tun. Ob Real,- (schluchz!) oder Kaufland, die Weddinger Kaufkraft kann mit der Explosion der Immobilienpreise nicht mithalten. Wenn stattdessen Büros hinkommen, geht den Weddingern wieder ein Stück nützliche Fläche verloren.
Die Wegeführung in dem Gebäude ist auch für mein Empfinden unbequem. Auffällig ist, dass diese Filiale zu den wenigen Kaufland-Filialen gehört, die mit U- oder S‑Bahn erreichbar sind. Viele andere Kaufland-Filialen sind aufgrund ihrer Lage tatsächlich für Autofahrer ausgelegt.
Dafür gibt’s ja seit ein paar Jahren die Rolltreppen gleich vorne am Gebäude. Wer also jetzt noch hinten rumläuft, ist schon selbst schuld (Rollstuhlfahrer und Rollateure ausgenommen).
Zu REWE muss man dagegen durch das gerade bei Feierabend und am Wochenende chronisch überfüllte G‑Center durch, was ich weitaus unangenehmer finde. Aber jeder hat andere Präferenzen.
Morjen
Die deutsche Sprache hat für alles ausreichend Worte… werde mich nie damit anfreunden können…
Wenn ein kleiner Park ein kleiner Park sein soll , wäre Mini-Park doch auch für die Planer ein passendes Wort. Oder einfach Kleiner Park
Oder wollen die Planer damit ausdrücken das der Mini-Park so klein ist das man ihn in die Tasche stecken kann oder soll ??
Oder sind die Stadtplaner Engländer und der deutschen Sprache nicht mächtig
sonnige Nach-Oster Woche
Aber wie sage ich es auf Deutsch, dass es nach mehr klingt als es ist?
Taschenpark klingt doch gut, oder Pärkchen.
„Mini“ ist aber ebenfalls ein Fremdwort (aus dem Italienischen bzw. Lateinischen), und „Pocket“ steht immerhin als Teil der Pocketkamera bereits im Duden. Insofern …
Danke für die Informationen, Andrei.
Mit der Baupolitik des Bezirks habe ich oft so meine Probleme. Ich bin zum Beispiel immer sehr traurig, wenn ich am ehemaligen Himmelbeet Grundstück vorbei komme. Ich bin gespannt, wann dort tatsächlich mit dem Bau begonnen wird. Ich habe ja die Befürchtung, dass der Baubeginn noch in weiter Ferne ist.
Einen schönen Tag von Susanne
Ich denke, hier ist einmal nicht die Baupolitik des Bezirks angesprochen, sondern die Baupolitik im Bezirk. Geldgeber ist ja Hines, der entscheidet. / Mein Gefühl sagt mir, es geht an der Ruheplatzstraße bald los. Zumindest mit dem Sportplatz.