Die Weltpremiere ist nicht im Wedding gewesen. Die Komödie „Heikos Welt“ flimmerte zuerst beim Filmfest München im vergangenen Jahr über die Leinwand. Eine richtige Weddinger Premiere hätte viel besser gepasst, denn der Film von Dominik Galizia ist ein echtes Kind des Stadtteils mit Weddinger Drehorten, Weddinger Kultfigur, Weddinger Lebensgefühl. Doch jetzt ist der Film nach Hause gekommen. Am Mittwoch (25.5.) gibt er seinen Einstand im City Kino Wedding in der Müllerstraße und startet gleichzeitig seine Tour durch die deutschen Kinos.
Heiko (Martin Rohde) ist ein in Eckkneipen beheimatetes Berliner Original. Er isst seine Currywurst in der Curry-Baude am Gesundbrunnen, zischt sein Bierchen im Bierbrunnen gegenüber, hängt „Beim Dicken“ in der Bellermannstraße ab. Seine Sorge gilt seiner Mutter Belinda (Heike Hanold-Lynch), die an einer seltenen Augenkrankheit leidet und zu erblinden droht. Das Geld für die rettende Operation will Heiko als Dartspieler zusammen bekommen. So zieht er von Turnier zu Turnier. Bis zum großen Finale „Beim Dicken“ muss er jedoch tief ins Glas schauen und einige unerwartete Hürden überwinden, denn auf seinem Weg trifft er auf Jadefuchs (Leyla Roy), die praktisch immer ins Schwarze trifft und seine größte tresensportliche Herausforderung ist.
Vom Nettelbeckplatz auf die Kinoleinwand
Für Fans des Weddinger Eckkneipen-Charmes und Internetvideos ist die Hauptfigur vielleicht gar kein Unbekannter. Heiko tauchte vor fünf Jahren erstmals im Musikvideo „Nettelbeckplatz“ von Shacke One auf. Weil er offenbar einen Nerv traf, wuchs daraus die Youtube-Serie „Heikos Welt“, die zehntausende Klicks anzog. Im Mittelpunkt stand auch dabei das Leben des kleinen Mannes. Die Zuschauer können zuhören und zusehen, wie Heiko im Humboldthain Federball spielt, Currywurst isst, vom Nettelbeckplatz aus zum Pilzesammeln startet oder Bolognese macht. Über die Jahre wurde aus Heiko eine Kultfigur mit großer Anhängerschaft. Schließlich bewog der Erfolg Dominik Galizia, einen Spielfilm mit Heiko im Zentrum zu drehen.
Mal reinschauen? – Der Filmtrailer
„Heikos Welt“ konserviert einen Teil der Berliner Kneipenkultur, wie sie im Wedding im Magendoktor, im Bierbrunnen oder im Gesundbrunner bis heute überlebt. Wer Kneipennostalgie mag, wird den Film lieben. Unaufgeregt kommt die Geschichte daher, die Schauspieler:innen bewegen sich sehr authentisch durchs Bild. Besonders toll sind auch die kleinen Momente, in denen die echten Wirte der Weddinger Eckkneipen kurz ins Bild kommen, ihren Gästen ein Bier zapfen und dabei ganz viel des Flairs verbreiten, den der ganze Film verströmt.
Bier für alle?
Für Bier für alle reicht die Projektkasse vermutlich nicht. Der hatte kein großes Budget und auch keine Produktionsfirma mit dickem Portemonnaie. Um das Filmprojekt zu finanzieren, wurde stattdessen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Schnell kamen fast 19.000 Euro zusammmen. Die Dankeschöns wurden natürlich stilecht im Wedding verteilt, im Humboldthain Club. Als der gemeinschaftlich finanzierte Film jedoch fertig war, waren die Kinos wegen Corona geschlossen. Als dann irgendwann die Einladung aus München kam, war die Freude bei der Crew groß. Noch mehr Grund für eine Eckkneipen-Party mit Bier und Futschi, Dart und Weddinger Chic gab es als Hauptdarsteller Martin Rohde beim Filmfest München für seine schauspielerische Leistung mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet wurde. Und jetzt kommt der Film ins Kino. Dann doch im Wedding. Prost!
–> Die Spieltermine von “Heikos Welt” im City Kino Wedding sind auf der Webseite des Kinos zu finden.
Läuft auch täglich im Filmrauschpalast Moabit für alle Rand-Weddinger.