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Gleisanschluss mit der Welt

25. Juni 2016

Große Leere: der Bahnhof GesundbrunnenSeit über zehn Jah­ren ist der Wed­ding dank des Fern­bahn­kon­zepts für Ber­lin bes­ser mit dem Rest der Welt ver­bun­den – zumin­dest wenn es um Regio­nal- oder Fern­zug­ver­bin­dun­gen geht. Mit der teil­wei­se unter­ir­disch geführ­ten Nord-Süd-Fern­bahn, die 2006 eröff­net wur­de, wur­de das bereits 1992 beschlos­se­ne „Pilz­kon­zept“ der Deut­schen Bahn mit Leben erfüllt. Bis dahin hat­ten Fern­zü­ge in der Innen­stadt nur am Bahn­hof Zoo­lo­gi­scher Gar­ten und am Ost­bahn­hof gehal­ten. Im Mai 2006 wur­den dann auf einen Schlag drei neue Fern­bahn­hö­fe in Ber­lin in Betrieb genom­men: Gesund­brun­nen, Süd­kreuz und – als Prunk­stück der neue glä­ser­ne Haupt­bahn­hof (an der Stel­le des ehe­ma­li­gen Lehr­ter Stadt­bahn­hofs), wo jeder Fern­zug hält.

Bahnhof GesundbrunnenNeue Wege für Bahnkunden

Wer­muts­trop­fen für die west­li­chen Stadt­tei­le Ber­lins und damit auch für den Wed­ding: am Bahn­hof Zoo, der wäh­rend der Tei­lung der Stadt der wich­tigs­te Fern­bahn­hof war und eine her­vor­ra­gen­de Anbin­dung an das Nah­ver­kehrs­netz besitzt, hal­ten seit 2006 über­haupt kei­ne IC- oder ICE-Züge mehr. Der neue Haupt­bahn­hof, der vom Orts­teil Wed­ding aus direkt mit den zwei Bus­li­ni­en 120 und 142 erreich­bar ist, besitzt erst seit 2015 mit der M 10 eine Tram­ver­bin­dung in Rich­tung Natur­kun­de­mu­se­um und Brun­nen­vier­tel. Ein völ­lig neu­es Ange­bot war auch vor zehn Jah­ren der mit S- und U‑Bahn recht gut ange­bun­de­ne Fern- und Regio­nal­bahn­hof Gesund­brun­nen, der zahl­rei­che neue und schnel­le Ver­bin­dun­gen vor allem in Rich­tung Bar­nim, Ucker­mark und Ost­see brachte.

Am Empfangsgebäude gespart

Was bahn­tech­nisch gese­hen eine enor­me Ver­bes­se­rung für die­sen und die benach­bar­ten Orts­tei­le Prenz­lau­er Berg und Pan­kow war, erwies sich jedoch archi­tek­to­nisch als abso­lu­tes Armuts­zeug­nis: die Bahn hat­te zwar die Bahn­stei­ge nach dem Ent­wurf von Axel Oestreich errich­tet. Das Emp­fangs­ge­bäu­de an der Bad­stra­ße wur­de von der Bahn wäh­rend des Umbaus vor Fer­tig­stel­lung der Bahn­an­la­gen jedoch immer klei­ner geplant und am Ende ganz weg­ge­spart. Fast ein Jahr­zehnt lang wur­den die Fahr­gäs­te am Gesund­brun­nen dann mit einer häss­li­chen, tris­ten Beton­plat­te, auf der sich nur Auf­zugs­schäch­te und zwei Ver­kauf­s­ki­os­ke befan­den, will­kom­men gehei­ßen. Dass die­se Flä­che nach der Her­tha-Fuß­ball-Legen­de Han­ne Sobek benannt wur­de, mach­te die Tris­tesse nicht wirk­lich erträg­li­cher. Doch irgend­wann kün­dig­te die Bahn an, die­sem Zustand ein Ende zu berei­ten: Auf die Plat­te wur­de bis 2015 eine luf­ti­ge Stahl-Beton-Glas-Kon­struk­ti­on in qua­dra­ti­scher Form gesetzt, was einem Emp­fangs­ge­bäu­de nahe­kommt. Ein paar Laden­flä­chen geben der offe­nen Hal­le, die auch Ober­lich­ter für Tages­licht besitzt, so etwas wie einen Bahn­hofs­cha­rak­ter. Immer­hin wer­den die Bahn­fahr­kar­ten jetzt in einem Rei­se­zen­trum und nicht mehr in einem Kiosk ver­kauft. Den­noch – mit dem ursprüng­li­chen Plan des beein­dru­cken­den fünf­stö­cki­gen Back­stein­ge­bäu­des hat die­se Lösung wenig zu tun. Auf­ent­halts­qua­li­tät besitzt das zugi­ge neue Emp­fangs­ge­bäu­de auch nicht.

Das Kreuz mit dem Nordkreuz

Gesundbrunnen Bahnhof außenBereits vor 2006 ver­such­te die Bahn, nach der Logik von Ost‑, West- und Süd­kreuz auch die­sen Bahn­hof mit dem tra­di­ti­ons­rei­chen Namen Gesund­brun­nen in „Nord­kreuz“ umzu­be­nen­nen. Dar­aus wur­de nach Pro­tes­ten nichts. Davon abge­se­hen ist der Bahn­hof auch kein Kreu­zungs­bahn­hof mit über­ein­an­der­lie­gen­den Bahn­stei­gen, son­dern nur ein Bahn­hof mit Gleis­ver­zwei­gun­gen in vier Rich­tun­gen. Den­noch erhält der Bahn­hof zehn Jah­re spä­ter über­ra­schend einen Namens­zu­satz – das gute alte Nord­kreuz. Die im Mai vor­ei­lig ent­hüll­ten Zusatz­schil­der wur­den aber schnell wie­der zuge­klebt: die offi­zi­el­le Benen­nung erfolg­te erst beim Bahn­hofs­fest im Juni 201

 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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