Aktualisiert 24.4.2020 In den letzten Wochen bekamen Begriffe wie Solidarität und Nachbarschaftshilfe einen ganz neuen Stellenwert. In etlichen Gruppierungen über Facebook, Telegram und anderen sozialen Netzwerken verbinden sich immer mehr hilfsbereite Menschen, um trotz (oder gerade wegen9 Corona denen zu helfen, die es jetzt besonders hart trifft. Berichtet haben wir bereits über Hilfsangebote für Risikogruppen, die durch die Übernahme von Einkäufen oder mit dem Hund spazieren gehen, entlastet werden. Aber was ist mit der Vielzahl an obdachlosen Menschen, welche aufgrund der aktuellen Lage kaum mehr über die Runden kommen? Wir stellen euch die Gabenzäune vor.
Prekäre Situation für Obdachlose
Personen ohne Obdach fragen in den vollgestopften öffentlichen Verkehrsmittel nach Hilfe. Kleingeld, eine leere Pfandflasche und die Obdachlosenzeitschrift werden unter den Pendelnden und Fragenden ausgetauscht. Was vor zwei Wochen noch Alltag in Berlin war, stellt viele Menschen in Zeiten von sozialer Distanzierung und der Vermeidung von Bus und Bahn vor große Schwierigkeiten. Viele Menschen verlieren ihre einzige Einkommensquelle, da sie nur durch das Geld und Sachspenden der Bevölkerung ihren täglichen Bedarf decken können. Auch Tagesstätten werden in ihren Öffnungszeiten eingeschränkt und andere ehrenamtliche Angebote wie die Tafel oder Foodsharing fallen teilweise komplett weg. Diese prekäre Situation wurde auch von vielen Berlinern und Berlinerinnen bereits erkannt: In den letzten Tagen entstanden in der gesamten Stadt Gabenzäune. Ausschließlich für obdachlose Menschen gedacht, können Anwohnende, Passant:innen und alle Anderen nicht nur Essenspakete aufhängen, sondern vor allem auch Hygieneartikel und Kleiderspenden.
Wie kann ich helfen?
Die Koordination und Organisation der Gabenzäune läuft momentan ganz digital über Telegram. Es werden auch Verantwortlichkeiten verteilt, um die Gabenzäune sauber zu halten und den aktuellen Bestand zu überprüfen. Im Rahmen von ehrenamtlichen Tätigkeiten ist das Verlassen der Wohnung trotz des beschlossenen Kontaktverbots übrigens weiterhin erlaubt! Explizit für unseren Stadtteil gibt es die Gruppe “Gabenzaun Wedding” – auch wenn sich jede Person unabhängig davon engagieren und Sachspenden an die auf die Schnelle selbstgebauten Vorrichtungen anbringen kann. Der Fokus liegt dabei auf direkt verzehrbare Lebensmittel, Desinfektionsspray, Tampons und Binden. Aufgrund der eisigen Temperaturen in den letzten Nächten ist die Nachfrage an warmen Kleidungsstücken sehr groß. Auch Hundefutter ist dringend benötigt. Wichtig ist, dass Textilien und Lebensmittel unbedingt sichtlich voneinander getrennt zur Verfügung gestellt werden. Außerdem ist eine Beschriftung der Tüten mit deren Inhalt sowie die Zusammenstellung einer Tüte pro Person sehr hilfreich.
Die Gabenzäune des Weddings
Im Wedding haben sich bereits vier verschiedene Gabenzäune etabliert. Nach der versehentlichen Räumung eines Gabenzauns in Neukölln durch die Berliner Stadtreinigung gilt es, dies im Wedding zu vermeiden. Die Mithilfe von Weddinger Bewohnenden bei der Instandhaltung und Säuberung kann dazu beitragen, diese Orte funktionsfähig zu halten.
Ihr findet diese an folgenden Stellen:
Gabenplatz Leo, Ruheplatzstraße/Schulstraße
Gabenplatz U Osloer Str., Ausgang Schwedenstr./Osloer Str.
Gabenplatz Seestraße, rechts neben dem Cafe Moccachino- beim Eingang zum Urnenfriedhof Seestraße
Gabenplatz U Pankstr., Badstraße vor der St. Paul Kirche