Der dreieckige Platz im Wedding mit der Wasserpumpe, an der Ecke Malplaquetstraße/Utrechter Straße, erhält einen neuen Namen. Auf Initiative von Bündnis 90/Die Grünen und der Linksfraktion Mitte wurde in der Bezirksverordnetenversammlung am 23. Januar beschlossen, ihn in "Franziska-Bereit-Platz" umzubenennen. Diese Entscheidung ehrt den Mut von Franziska Bereit, die während des Zweiten Weltkriegs Mitglieder der jüdischen Familie Silbermann in ihrer Einzimmerwohnung versteckte und ihnen so das Leben rettete. Bis zur Realisierung einer dauerhaften Gedenkstätte wird der Platz zunächst mit einer temporären Markierung versehen.
Wer war Franziska Bereit?
Franziska Bereit wurde 1888 geboren und arbeitete ab 1906 als Kindermädchen für die jüdische Familie Silbermann in Berlin-Wedding. Trotz der zunehmenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten blieb sie der Familie treu verbunden und unterstützte sie mit Lebensmitteln. Im Februar 1943 versteckte sie Adelheid Silbermann in ihrer Wohnung in der Malplaquetstraße 38. Später gewährte sie auch Adelheids Schwester Therese und deren Mann Schutz. Trotz der beengten Wohnverhältnisse setzte sie ihr eigenes Leben aufs Spiel, um anderen zu helfen. Während Adelheid, Therese und ihr Mann überlebten, wurden Karl und Rosalie Silbermann deportiert und ermordet.
Nach dem Krieg erhielt Franziska Bereit posthum die Ehrung als "Unbesungene Heldin". Sie verstarb 1958. Über Jahre setzten sich Initiativen im Wedding für eine neue Gedenktafel ein, um ihre Geschichte sichtbar zu machen.
Erinnerung an eine mutige Frau
Bereits 1993 wurde eine Kupfertafel zur Erinnerung an Franziska Bereit geschaffen. Sie entstand durch ein Projekt des Mädchenladens Wedding und der Künstlerinnen Ingrid Gans und Gila Witt. 1997 wurde sie angebracht, später jedoch im Zuge einer Fassadensanierung entfernt – ihr Verbleib ist unbekannt.
Das Vermessungsamt bestätigt, dass die Fläche als Platzfläche örtlich erkennbar und damit benennbar ist. Die bisherigen Adressen und Hausnummern bleiben der Utrechter Straße zugeordnet, sodass sich durch die Namensgebung keine Änderungen für die Anwohnenden ergeben.
Vielleicht war der Platz manchen Weddinger:innen bislang eher als "Robert-Rescue-Platz" bekannt – ein inoffizieller Name zu Ehren des Autors und Mitglieds der Lesebühne Brauseboys. Nun aber wird mit der offiziellen Benennung ein bedeutendes Stück Zeitgeschichte sichtbar gemacht und eine Frau gewürdigt, die durch ihren Mut Leben rettete. Der "Franziska-Bereit-Platz" wird somit ein Ort der Erinnerung in unmittelbarer Nähe ihres ehemaligen Wohnhauses.
Finde ich gut so!
🙂
Zweiter Anlauf, den Leserbrief von Peter Merck richtig zu stellen: Die Opfer in Treblinka, Maydanek, Belzec, Chelmo und Sobibor wurden ausschließlich wegen ihres genenetischen Seins getötet, nicht wegen ihres Tuns, genau das ist ja das Merkmal des Genozids. Auschwitz war ein kombiniertes Vernichtungs- und Arbeitslager, weshalb die Rote Armee ausreichend Zeitzeugen vorfinden konnten. Die Vernichtung "Andersdenkender und -fühlender", was immer man darunter verstehen will, ist im Verhältnis des Genozids lediglich eine Marginalie. Politische Oppositionelle wurden nach Widerruf, allerdings nur bei rassischer Förderungswürdigkeit, meist rasch aus der KL-Haft entlasssen, denkt man an Mitglieder der Internationelen Vereinigung der Bibelforscher, heute Zeugen Jehovas, die sich nach Dezimierung entschlossen, doch der Wehmacht beizutreten.
Und wie wird die Umbenennung sichtbar? Wird es eine offizeille Feier und Straßenschilder geben? Nach der Erfahrung im Afrikanischen Viertel kann ja vom BVV-Beschluss bis zur Benennung mal locker 10 Jahre ins Land gehen.
Toll, mein Dank den Grünen, und Euch dafür, dass wir es auch hier erfahren:
die Umbenennung des Platzes - achtzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, während es nur noch letzte Zeugen der Vernichtung Anderssdenkender und -Fühlender durch die Nazis gibt.
Eine ausnahmsweise gute Entscheidung, die ich begrüßen kann, im ansonsten eher fragwürdigen politischen Ikonoklasmus.
Hallo
icke üba setze dit mal für alle nich so jebildete Weddinja....
Unter Ikonoklasmus (von altgriechisch ἡ εἰκών he eikón „das Bild, Abbild“ und τὸ κλάσμα tó klásma „das Zerbrochene, Bruchstück“, dies von κλάω kláo „ich zerbreche“), deutsch auch Bildersturm, versteht man die Zerstörung von Bildern oder Denkmälern von religiöser, kultureller oder politischer Relevanz. Die Zerstörung von Bildern ist Ausdruck der Bildfeindlichkeit oder Bilderfurcht (Ikonophobie) in einer Kultur, Religion oder Institution.
Menschen, die Bildnisse zerstören oder dazu aufrufen, werden Ikonoklasten oder Bilderstürmer genannt.
Bildersturmfreie Restwoche noch