“Die Zustände auf dem Leopoldplatz sind für uns nicht mehr erträglich.” Sven Dittrich, der Sprecher der Bürgerinitiative “Wir am Leo” formulierte auf der Informationsveranstaltung des Bezirks zu dem neuen “Drogenkonsummobil” die Position der Nachbarschaft. “Der Leo ist kein Platz mehr für alle. Er wird inzwischen von der Drogen-und Dealerszene dominiert”.
“Ein Platz für alle”, unter diesem Motto wurde zu Beginn der 2010er Jahre der vordere Teil des Leopoldplatzes umgestaltet. Es war das erste große Projekt im Sanierungsgebiet Müllerstraße. Das größte Ärgernis für die Nachbarschaft waren in dieser Zeit die Trinker, die einen Großteil des vorderen Leo in Beschlag genommen hatten. Alkoholverbote hatten sich zuvor als wirkungslos erwiesen und die Entfernung von Sitzgelegenheiten aus dem öffentlichen Raum als Bumerang. Die Szene blieb, aber ältere Menschen fanden keine Bänke mehr, um auszuruhen. Wenn man diesen Menschen, die zu einem großen Teil ja selbst in der Nachbarschaft leben, einen eigenen von ihnen selbst mit entwickelten Aufenthaltsbereich zugestehe und gleichzeitig mit Sozialarbeit auf sie einginge, so war der Grundgedanke, dann könnte das die Störungen auf dem übrigen Platz minimieren.
Zunächst funktionierte der Aufenthaltsbereich und war sogar beispielgebend. Im Kleinen Tiergarten etwa entstand ein vergleichbarer Bereich für die lokale Trinkerszene, der auch heute noch seinen Zweck erfüllt. Auf dem Leo aber hat sich seit Mitte der 2010er Jahre die Situation fortlaufend verschlechtert. Hier hat sich inzwischen eine Szene von Konsumenten harter Drogen festgesetzt. Im vergangenen Jahr wurde auf dem Leopoldplatz so viel Spritzbesteck wie noch nie eingesammelt, insgesamt mehr als 30.000 Spritzen oder durchschnittlich 85 pro Tag.
Es wäre bestimmt lohnenswert, die Gründe für diese Änderung der Nutzergruppen gründlich zu analysieren. Vermutlich spielt dabei die zunehmende Internationalisierung Berlins eine große Rolle. Die Szene der Konsumenten von harten Drogen wie Heroin, die in der zweiten Hälfte der 2010er die Alkoholiker verdrängte, ist nämlich sehr viel internationaler als die Trinkerszene von Anfang der 2010er (obwohl auch die aus östlich gelegenen EU-Ländern Zustrom erhielt).
Bezirk und Senat haben auf die Bürgerinitiative relativ schnell reagiert. Die räumlichen Kapazitäten für die Sozialarbeit des Suchthilfe-Vereins Fixpunkt e.V. am Leo wurden deutlich ausgebaut. Statt eines kleinen Bauwagens stehen neben dem “Aufenthaltsbereich” im mittleren Platzteil jetzt zwei umgebaute Überseecontainer und an jedem Werktag kommt zusätzlich ein “Drogenkonsummobil”, in dem vorerst nur halbtags bis zu vier Suchtkranke gleichzeitig unter kontrollierten Bedingungen und medizinisch geschulter Überwachung ihre mitgebrachten Drogen konsumieren können. Im Spätsommer wird ein weiteres Wohnmobil in Dienst genommen; das Angebot auf dem Leopoldplatz soll dann auf ganztags ausgeweitet werden. Die Finanzierung läuft über die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege (Sen WGP). Die Sozialarbeit vermittelt weiter zu den Angeboten im System der Berliner Suchthilfe, die darauf abzielen, den Drogenkonsum und dessen Risiken zu reduzieren. Die Nutzer:innen des Drogenkonsum-Mobils müssen sich mit ihren Ausweisen registrieren und einen Vertrag unterschreiben.
“Am Leo gibt es jeden Tag Neuanmeldungen, deutlich mehr als an den anderen Haltepunkten des Mobils”, erzählt Tobias Wolf, der für den Leo zuständige Sozialarbeiter von Fixpunkt. “In letzter Zeit hört man hier besonders viel Russisch. Aber nicht unbedingt von russischen oder ukrainischen Staatsbürgern, sondern von Russischsprachigen aus Georgien oder Kasachstan und auch von Tschetschenen”.
Bezirk und Senat suchen schon seit vielen Jahren nach Räumlichkeiten für einen Drogenkonsumraum und niederschwellige Sozialarbeit der Suchthilfe am Leo. Aber bislang hat sich noch kein Eigentümer im direkten Umfeld gefunden, der bereit gewesen wäre, so ein Projekt aufzunehmen. Nur weiter oben im Afrikanischen Viertel konnten Räumlichkeiten für die “Mühlenstube” angemietet werden. Der Drogenkonsumraum liegt aber zu weit vom Leopoldplatz entfernt, um dort als Kiez-Angebot wahrgenommen zu werden.
Autor: Christof Schaffelder
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift “Ecke Müllerstraße”
Das einzig Schöne am Leopoldplatz ist der Weddingmarkt. Kaum vorstellbar, daß ich vor ? Jahren mit dem Eis in der Hand auf dem Heimweg mich auf die Stufen der Nazarethkirche setzte, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Die sozialpädagogischen Ansätze versagen seit mehr als einem Jahrzehnt auf der ganzen Linie. Die Containerladungen an Alkohol und Tonnen an harten Drogen, die uns jedes Jahr erreichen, müssen ja irgendwo bleiben.
Die Bezirksverwaltung scheint sich als Katalysator betätigen zu wollen: Vom Leo in die Müllerstraße mittlerweile bis in unsere großen Parkanlagen. Ich habe den Eindruck, die Verwaltung kennt sich nicht aus mit gesellschaftlichen Problemen. Stattdessen wird die meiste Arbeit an pädagogische Firmen verteilt und man ruft auf, lustige Bilder vom Hai im Plötzensee einzusenden. Was für ein Kindergarten-Getue.
Hiermit unterzeichnet doch die „Mitte-Regierung“ unter Federführung der Bezirksbürgermeisterin ihren Offenbarungseid!
„ Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) muss sich den Vorwurf anhören, zu lange vor der Entwicklung „gepennt“ zu haben. …. Gerade hat sie einen weiteren Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) geschrieben und um Unterstützung gebeten, um die Lage in den Griff zu bekommen.“
Jahrelang haben es die Grünen nicht geschafft und nun soll es die verhasste CDU richten!
Ganz mein Humor!
Können wir uns bitte darauf verständigen, einen Gang runterzuschalten? Wer hier wen hasst und ob überhaupt ist wirklich viel Spekulation und eigentlich auch irrelevant. Ich finde, hier auf unserem Blog muss das nicht sein. Wir sind als Weddingweiser ja vor allem für die schönen Seiten des Wedding angetreten und wünschen uns zumindest, dass die ganze schlechte Laune der sozialen Medien auch bitte da bleibt – oder halt im Kachel-Eck. Zu einem Bier passt das dann vielleicht besser.
Zu den „schönen Seiten“ vom Wedding paßt das Thema Leopoldplatz nun gar nicht. Die bissigen Kommentare müßte man dann schon aushalten, wenn dieses gemeine Thema aufgegriffen wird. Und wird hier ein ganzes Stadtquartier gestohlen.
Gegen Kritik habe ich gar nichts, auch nicht gegen Streit. Ich wünsche mir trotzdem einen anständigen Umgangston. Das lässt sich ja vereinbaren.
Hallo
na jetzt nimmt der Artikel doch noch etwas Fahrt auf, hatte mich schon gewundert das sich kaum jemand zum Thema äußert….
Wenn ich den Kommentar von @mfalbe lese , erinnert es mich an meinen Kommentar https://weddingweiser.de/muehlenstube-experiment-mit-unsicherem-ausgang/
Hatte damals die Befürchtung geäußert die jetzt hier von unserem Lesern geschildert werden, nun soll es eine bessere Beleuchtung im „Görli“ richten bzw sollen 10 Millionen dafür zur Hand genommen werden (Berliner Zeitung zum Thema Görlitzer Park Drogen u Vergewaltigung)
Der „Leo“ ist zwar nicht der „Görli“ aber hier wie dort werden seit langer Zeit die Probleme nie wirklich gelöst von seiten der Politik…. Warum ist das nur so !!??
Ausser das Herr Saleh es als beschämend empfindet
in diesem Sinne
Entgegen den Beteuerungen, dass die Mühlenstube keine Probleme ins umliegende Wohnviertel bringen wird, häufen sich hier die Probleme: Dealer werden angezogen, die Konsumenten kaufen den Stoff ja nicht in Friedenau.…, offensichtlich schwerst Abhängige tigern in uneinschätzbaren Bewusstseinszuständen in der unmittelbaren Umgebung herum, geraten in handgreifliche Streits, Polizeieinsätze häufen sich. Das Schlimmste in meinen Augen aber, ist, dass, wenn sie in der Mühlenstube Personalmangel haben, sie nur das saubere Spritzbesteck aushändigen, dann werden die umliegenden Treppenhäuser halt als Fixerstube benutzt mit eventuellen Notfällen,. die dann ab und zu nicht ausbleiben. Das stört mich unter dem Aspekt, dass Grundschüler auf dem Schulweg, den sie sinnvollerweise alleine gehen sollen, mitten in diesen Geschehnissen sind. Auch für ängstliche Personen ist die Lage durchaus bedrohlich. Ich finde, dass der Staat/der Senat hier der Bevölkerung eine Aufgabe überstülpt ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. Auf dem Papier sieht ja alles gut aus.
Das Problem an Drogenkonsumräumen ist, dass sie die Drogenszene um sich herum verstärken und immer mehr Drogenkranke und Dealer anziehen. Um den Drogenkonsumraum “Mühlenstube” herum hat sich eine nie dagewesene Drogenszene entwickelt. Zunächst kamen die Drogenkranken über die Müllerstraße oder mit der U‑6 angereist, dann verteilten sie sich in Richtung Schillerpark. Seit diesem Sommer bewegt sich die Szene größtenteils über die Otawistraße, aber teilweise auch über die Transvaalstraße in den Park Rehberge. Besonders viele Konsumenten findet man am Eingang Afrikanische Straße Ecke Otawistraße. Dort werden vom Dealer die Drogen hinterlegt und die Süchtigen holen sie ab und konsumieren sie vor Ort am See oder auf der neu gebauten öffentlichen Toilette am Eingang. Aber auch der angrenzende Bereich an der Afrikanischen Straße ist häufig frequentiert. Besonders schlimm ist es, wenn der Konsumraum der Mühlenstube geschlossen ist, aber trotzdem das Spritzbesteck ausgegeben wird. Das passiert leider ziemlich häufig. Dann wird der Eingangsbereich im Minutentakt von Drogensüchtigen besucht. Allein in der Transvaalstraße haben wir 4 Kitas und diverse Spielplätze. Ich finde es unfassbar, dass der Bezirk hier so eine Entwicklung fördert.
Der Artikel “https://www.morgenpost.de/bezirke/mitte/article239093443/leopoldplatz-wedding-berlin-drogen-polizei.html” beschreibt dieprekäre Lage doch sehr anschaulich!
Leider vermehrt sich nach meinem Gefühl die Anzahl von Dealern + Konsumenten am Eingang zur Rehberge (Afrikanische Straße Ecke Otawistraße) in letzter Zeit. Auf jeden Fall härtere Drogen 😦
„Aber nicht unbedingt von russischen oder ukrainischen Staatsbürgern, sondern von Russischsprachigen aus Georgien oder Kasachstan und auch von Tschetschenen”.
Diese Menschen haben ja wohl kaum ein längeres EU-Visum? Sollten sie denn nicht zurückgeschickt/abgeschoben werden? Insbesondere, wenn Sie sich hier straffällig verhalten?