Was wäre eine Stadt ohne ihre Menschen, ihre Gebäude – und vor allem ohne ihre Straßen? Der Wedding und Gesundbrunnen verfügen über eine 50 Meter kurze (Fischhauser Weg, nahe Koloniestraße) und eine 3,7 Kilometer lange Straße (Müllerstraße). Doch zu einer Weddinger Straße gehören einige Elemente, die sie erst so richtig zu einer “typisch” Weddinger Straße werden lassen.…
Mit der Bezeichnung fängt’s schon mal an. Mit Gassen geben wir uns gar nicht erst ab – eine Altstadt oder einen Dorfkern gibt es bei uns ohnehin nicht. Weddinger Straßen haben aber manchmal Namen, die verschleiern, dass man sich in einer Großstadt befindet (Seestraße, Torfstraße, Ackerstraße). Oder sie wecken Sehnsucht nach der Ferne (Sansibarstraße, Afrikanische Straße, Samoastraße). Zumindest aber verweisen sie auf “aufregende” Nachbarorte – wie die Reinickendorfer oder die Tegeler Straße. Umgekehrt würdigt uns kein anderer Stadtteil mit einer Straße – eine „Weddinger Straße“ gibt es in ganz Berlin nicht! Auf uns selbst fixiert erfreuen wir uns an der Tatsache, dass wir die „Weddingstraße“ und den „Weddingplatz“ dann eben in unserem eigenen Stadtteil haben, ganz für uns allein.
Im Wedding sehen Straßen meistens auch noch so aus, wie es sich für das Klischee von Alt-Berlin gehört. Nicht nur die Gehwege sind mit Müll und Hundekot gepflastert, nein, auch die Fahrbahnen gleichen häufig Holperstrecken wie zu Kaisers Zeiten.
Das „harte Pflaster“ Wedding erlaubt es dafür aber auch, dass zwischen den Fugen zartes Grün sprießen kann.
Neumodische Beleuchtung ist Mangelware; statt dessen erhellen des Nachts uralte Gaslaternen unsere Wege.
Praktisch: Verkehrsschilder werden wie eine Pinnwand mit Zusatzinformationen beklebt…
Die historischen Straßenschilder verfügen über eine gewisse Patina und fördern die Kommunikation mit Passanten, wenn der Suchende nach dem Namen der Straße fragen muss.
An Parkeingängen informieren übersichtliche und mit einfachen Piktogrammen versehene Schilder auf den ersten Blick, welches Verhalten vom Parknutzer erwartet wird.
Verteilerkästen bringen mit ihrer schlichten grauen Farbe Eleganz ins allgemeine Erscheinungsbild und werden nur ab und zu mit viel Farbe verunstaltet.
Auch die Mülleimer treten wechselweise in orange oder grün auf und strukturieren den öffentlichen Raum als rein dekorative Elemente.
In trauter Dreieinigkeit erwarten grüne, weiße und braune Iglus, mit altem Glas gefüttert zu werden. Oft werden sie auch noch von kleider- und schuhfressenden Containern flankiert, die ihren Dienst zu vermeintlich guten Zwecken verrichten.