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Die Weddinger Straße

28. Dezember 2015

Wedding-Schild und RadwegeschildWas wäre eine Stadt ohne ihre Men­schen, ihre Gebäu­de – und vor allem ohne ihre Stra­ßen? Der Wed­ding und Gesund­brun­nen ver­fü­gen über eine 50 Meter kur­ze (Fisch­hau­ser Weg, nahe Kolo­nie­stra­ße) und eine 3,7 Kilo­me­ter lan­ge Stra­ße (Mül­lerstra­ße). Doch zu einer Wed­din­ger Stra­ße gehö­ren eini­ge Ele­men­te, die sie erst so rich­tig zu einer “typisch” Wed­din­ger Stra­ße wer­den lassen.…

Mit der Bezeich­nung fängt’s schon mal an. Mit Gas­sen geben wir uns gar nicht erst ab – eine Alt­stadt oder einen Dorf­kern gibt es bei uns ohne­hin nicht. Wed­din­ger Stra­ßen haben aber manch­mal Namen, die ver­schlei­ern, dass man sich in einer Groß­stadt befin­det (See­stra­ße, Torf­stra­ße, Acker­stra­ße). Oder sie wecken Sehn­sucht nach der Fer­ne (San­si­bar­stra­ße, Afri­ka­ni­sche Stra­ße, Samo­a­stra­ße). Zumin­dest aber ver­wei­sen sie auf “auf­re­gen­de” Nach­bar­or­te – wie die Rei­ni­cken­dor­fer oder die Tege­ler Stra­ße. Umge­kehrt wür­digt uns kein ande­rer Stadt­teil mit einer Stra­ße – eine „Wed­din­ger Stra­ße“ gibt es in ganz Ber­lin nicht! Auf uns selbst fixiert erfreu­en wir uns an der Tat­sa­che, dass wir die „Wed­ding­stra­ße“ und den „Wed­ding­platz“ dann eben in unse­rem eige­nen Stadt­teil haben, ganz für uns allein.

Im Wed­ding sehen Stra­ßen meis­tens auch noch so aus, wie es sich für das Kli­schee von Alt-Ber­lin gehört. Nicht nur die Geh­we­ge sind mit Müll und Hun­de­kot gepflas­tert, nein, auch die Fahr­bah­nen glei­chen häu­fig Hol­per­stre­cken wie zu Kai­sers Zeiten.

PflasterDas „har­te Pflas­ter“ Wed­ding erlaubt es dafür aber auch, dass zwi­schen den Fugen zar­tes Grün sprie­ßen kann.

In der Togostr.Neu­mo­di­sche Beleuch­tung ist Man­gel­wa­re; statt des­sen erhel­len des Nachts uralte Gas­la­ter­nen unse­re Wege.

Aufkleber SchildPrak­tisch: Ver­kehrs­schil­der wer­den wie eine Pinn­wand mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen beklebt…

Straßenschild Glasgower Str

Die his­to­ri­schen Stra­ßen­schil­der ver­fü­gen über eine gewis­se Pati­na und för­dern die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Pas­san­ten, wenn der Suchen­de nach dem Namen der Stra­ße fra­gen muss.

Park Schild

An Park­ein­gän­gen infor­mie­ren über­sicht­li­che und mit ein­fa­chen Pik­to­gram­men ver­se­he­ne Schil­der auf den ers­ten Blick, wel­ches Ver­hal­ten vom Park­nut­zer erwar­tet wird.

VerteilerkastenVer­tei­ler­käs­ten brin­gen mit ihrer schlich­ten grau­en Far­be Ele­ganz ins all­ge­mei­ne Erschei­nungs­bild und wer­den nur ab und zu mit viel Far­be verunstaltet.

MülleimerAuch die Müll­ei­mer tre­ten wech­sel­wei­se in oran­ge oder grün auf und struk­tu­rie­ren den öffent­li­chen Raum als rein deko­ra­ti­ve Elemente.

Altglas KleidercontainerIn trau­ter Drei­ei­nig­keit erwar­ten grü­ne, wei­ße und brau­ne Iglus, mit altem Glas gefüt­tert zu wer­den. Oft wer­den sie auch noch von klei­der- und schuh­fres­sen­den Con­tai­nern flan­kiert, die ihren Dienst zu ver­meint­lich guten Zwe­cken verrichten.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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