“Um jedes Mitglied so herzlich wie möglich zu begrüßen, haben wir uns entschlossen, mit der Aufnahme neuer Mitglieder bis August zu pausieren.” Von diesem enormen Zuspruch haben die Vorstandsmitglieder Johanna, Marie, Eugénie und Jessica wohl kaum zu träumen gewagt. Doch die Idee eines gemeinschaftlich organisierten Supermarktes, in dem die Mitglieder maßgeblich in die Mitgestaltung und Abläufe eingebunden sind, überzeugte bereits knapp 600 Menschen. Viele von ihnen sind voller Tatendrang und arbeiten auf die Eröffnung Mitte September hin.
Zu Besuch in den Weddinger Osram-Höfen
Noch ist der Hintereingang über die Höfe zwischen Nauener Platz und Seestraße Treffpunkt für alle Angelegenheiten rund um das Projekt SuperCoop. Doch dass es mittlerweile mehr als nur eine Idee ist, zeigt sich auch außerhalb der digitalen Räume, in denen sich die letzten Monate Pandemie-bedingt vieles abgespielt hat. Jetzt ist es der Initiative endlich möglich, die angemieteten Gewerberäume zu gestalten. Dass das noch viel Arbeit bedeutet, zeigt sich bei einem Besuch vor Ort: junge wie ältere Nachbar:innen kommen und gehen, treffen sich für AG-Sitzungen und planen beispielsweise die neue Beschilderung, die bisher noch auf das vorherige Digitaldruck-Unternehmen verweist. Über ein internes Wiki werden Streich- und Putzschichten verteilt, während die ersten vorbestellten Lieferungen bereits aus der 230qm großen Halle wöchentlich von Mitgliedern abgeholt werden können. Es ist noch viel zu tun, aber eine Idee von dem, was sich hier in wenigen Monaten abspielen wird, ist bereits zu erkennen.
Peu à peu zur Eröffnung
Während Johanna stolz die neuen Räume präsentiert, wird sie von Mitgliedern und Besucher:innen aufgesucht. In Gedanken irgendwo zwischen Denkmalschutz, Rissen in den Wänden und der Koordination der 30–40 Vorbestellungen pro Woche, erzählt sie von engagierten Menschen, die sich bereits weit über die 3 Stunden im Monat hinaus aktiv in der Ladenplanung und ‑realisierung einbringen. So auch Herbert, der als Produkt-Scout immer wieder auf der Suche nach neuen Ideen für ein gut aufgestelltes Angebot ist. Ziel sei es, eine breite Produktpalette anzubieten, die in erster Linie sozial wie auch ökologisch nachhaltig ist. Schon jetzt können trotz des kleinen Prototyp-Angebots einzelne Lebensmittel günstiger als im Bio-Supermarkt angeboten werden. Das soll mit Ladenöffnung im September und der Erweiterung auf 700qm bis Ende des Jahres durch das kooperative Konzept auf einen Großteil des Sortiments mit bis zu 4.000 Artikel zutreffen. Bis es soweit ist, müssen in den nächsten Wochen noch viele Renovierungsarbeiten stattfinden. Regal- und Kühlungsysteme sind bereits ausgesucht und warten auf die Bestellung. Doch Schritt für Schritt, weiß Johanna: “Es bringt natürlich nichts, jetzt schon die Räume vollzustellen, wenn wir noch Löcher in den Decken haben” – der SuperCoop scheint vom BER gelernt zu haben!
Schichtsystem nach New-Yorker Vorbild
Sobald die Ladentüren offiziell öffnen, wird es auch für alle Mitglieder, die regelmäßig vom Angebot des SuperCoop profitieren wollen, ernst. Denn erst, wer sich die drei Stunden pro Monat im Ladenbetrieb eingebracht hat, darf auch vor Ort einkaufen. Die Aufgaben sind dabei vielseitig und bedeuten nicht unbedingt, kiloweise Reissäcke schleppen zu müssen. Auch wenn es momentan gut funktioniert und die Kapazitäten sowie Motivationen Einzelner variieren, für den alltäglichen Betrieb zählt dann das verlässliche Einbringen aller Genossenschaftsmitglieder. “Wir werden mit einem professionellem Schichtsystem arbeiten und wahrscheinlich über Mitgliedskarten einen Überblick über die Arbeitszeiten behalten”, erklärt Johanna. Ganz so dramatisch wie bei dem Vorbild-Food Coop in New York soll es nach ihr aber nicht zugehen: “Rote Leuchten und Alarmtöne bei fälschlichem Zutritt wird es bei uns sicherlich nicht geben”.
Auch wenn vieles schon geklärt und die größten Hürden überwunden sind; es bleibt eine spannende Entwicklung in den Weddinger Osram-Höfen, die nicht nur als Alternative zum konventionellen Supermarkt dient, sondern auch enormes Potential zur Vernetzung und Stärkung unserer sozialen Nachbarschaft hat.
Du bist noch kein Mitglied? Informier dich doch mal über 5 Gründe, die dafür sprechen und lass dich auf die Warteliste setzen.
SuperCoop
Email: [email protected]
Website: supercoop.de
Instagram: @supercoopberlin
[osm_map_v3 map_center=“52.5527,13.3591” zoom=“17.0” width=“95%” height=“450” post_markers=“1” ]