Ein Garten ist mehr als Beete und Blümchen. Es geht um weit mehr als ums Pflanzen… Solche irgendwie merkwürdig klingenden Sätze gehen Gartengründern mit überzeugtem Ton über die Lippen. Wer nicht in Gemeinschaftsgärten aufgewachsen ist, wundert sich. Dass die Theorie aber stimmt, kann man derzeit im Interkulturellen Gemeinschaftsgarten Mauergarten beobachten. Denn den Garten gibt es im Moment nicht, er ist eine Baustelle ohne Beete und nur ein Haufen Sand. Dennoch lebt der Garten und wächst weiter.
Auf der Fläche, auf der noch im vergangenen Jahr der Mauergarten war, stehen Bagger herum, Sandhaufen türmen sich hoch. Die Beete sind im vergangenen Jahr abgebaut worden, die Bienenstöcke mussten weichen. Grund ist die Erweiterung des Mauerparks. Die Erweiterungsfläche wird derzeit gestaltet. Ist das beendet, soll der Garten an seinem alten Standort wieder aufgebaut werden. Die Grün Berlin GmbH wird für den Mauerpark – und somit auch für die Fläche des Gemeinschaftsgartens – verantwortlich sein. Ähnlich wie beim Garten auf dem Tempelhofer Feld werden die Mauergärtner jedoch auch hier im öffentlichen Park gärtnern dürfen.
Der Neuaufbau des Mauergarten geht voran
Am 9. April beginnt die Saison. Ziel der Initiative ist es, den Garten in diesem Frühjahr wieder aufzubauen. Hinter den Kulissen warten die Gärtner und Gärtnerinnen auf die neue Saison und haben schon viel vorbereitet. Sie haben sich getroffen, meist im Freizeiteck des Stadtteilvereins Brunnenviertel e.V. und im Olof-Palme-Zentrum, sie haben diskutiert und Pläne gemacht. Bevor es wieder Grünen und Blühen kann im Mauergarten, muss der Kooperationsvertrag mit der Grün Berlin GmbH geschlossen sein, bis Ende März soll ein Flächenplan fertig sein. Dieser legt fest, wie viele Beete entstehen können und wie sie angeordnet werden.
Mit AGs, Bauaktionen und Vorträgen startet die Saison
In den letzten Monaten haben die Mauergärtner ihre Arbeit neu strukturiert und verschiedene Arbeitsgemeinschaften gegründet. Es gibt eine Kommunikations-AG, eine Vertrags-AG, eine Flächen-AG, eine Beet-AG, eine Fundraising-AG, eine Kunst- und Spiel-AG und eine AG Solidarisches Imkern. Für den neuen Mauergarten wollen die nun Aktivisten einen Holzlager-Schuppen und Hochbeete bauen. Die Aktion findet am Sonntag, den 19. März ab 13 Uhr im Olof-Palme-Zentrum in der Demminer Straße 28 statt. Interessenten sind dazu eingeladen.
Darüber hinaus wurden zwei Expertenvorträge organisiert, die Impulse für den Wiederaufbau des Gartens geben sollen. Der erste findet am Dienstag, den 21. März zwischen 19.30 und 21 Uhr im Olof-Palme-Zentrum statt. Das Thema lautet „Problembewältigungsstrategien von Gemeinschaftsgärten“. Dabei geht es um ganz praktische Dinge wie die Organisation von Wasser, aber auch um Beteiligung und Kommunikation in den Gartenprojekten. Die „Unterflur-Bewässerung von Hochbeeten“ ist am Dienstag, den 28. März Thema. Volker Hegmann, seit 2011 Gärtner im Gemeinschaftsgarten “Allmende-Kontor” auf dem Tempelhofer Feld, wird über seine Erfahrungen sprechen. Los geht es um 19.30 Uhr im Olof-Palme-Zentrum. Sobald die Fläche im Mauerpark dann freigegeben ist, kann der Garten neu entstehen.
Mit dem Wedding verbunden – trotz Grenzverschiebung
Durch die Verschiebung der Bezirksgrenze (siehe Artikel: Mauerpark – geschenkt!)liegt der Mauerpark nun komplett im Bezirk Pankow. Die Mauergartenfläche, die zuvor Teil des Brunnenviertels war, ist nun ebenfalls in Pankow. Seit der Gründung des Mauergarten sind Menschen aus Pankow und aus dem Wedding gemeinsam im Garten aktiv. Die Initiative bleibt trotz der Grenzverschiebung mit dem Brunnenviertel verbunden. Viele der aktivsten Mauergärtner sind Brunnenviertler. Die Mauergärtner nutzen deshalb weiterhin Räume im Brunnenviertel für ihre Treffen und Bauaktionen.
Interkultureller Gemeinschaftsgarten Mauergarten, im Mauerpark (nahe Zugang Lortzingstraße), E‑Mail: [email protected]
Text und Fotos: Dominique Hensel