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Wedding jetzt noch bunter:
Curly – die queere Café-Bar im Antonkiez

Jedes Jahr demonstrieren zehntausende Menschen auf den Berliner Straßen für die Rechte der LGBTQ+ Community. Damit kehrt am CSD etwas Normalität in ein offenes und tolerantes Berlin zurück.
31. Juli 2021
Curly Bar
Foto: Hil­de Muffel

Im Gegen­satz zu Eska­la­tio­nen wie sie jüngst in Geor­gi­en und Polen zu erle­ben waren, wird die que­e­re Com­mu­ni­ty in unse­rer Stadt vor allem am Chris­to­pher Street Day wei­test­ge­hend gehört, unter­stützt und vor allem eines: akzep­tiert. Dass es im all­täg­li­chen gesell­schaft­li­chen Leben noch immer dis­kri­mi­nie­ren­de Struk­tu­ren und wenig Raum für Que­ers gibt, zeigt sich den­noch auch im Wed­ding. Mit der Café-Bar Cur­ly soll sich nun etwas im Anton­kiez bewegen. 

Coz it ain’t straight!

Curly Bar
Foto: Cur­ly

Nach­dem die Moritz Bar der Brü­der Lukas und Kili­an 2019 im Wed­ding schloss, konn­ten wir Anfang 2020 und seit dem Ende des ers­ten Lock­downs wie­der auf­at­men. Denn nicht nur gas­tro­no­misch, son­dern auch kul­tu­rell ging es im Cur­ly wie­der bunt zu. Als Café, Bar und Ver­an­stal­tungs­ort hat­te das Lokal in der Adolf­stra­ße 17 sei­ne Pfor­ten geöff­net. Es wird wohl nie­man­den über­ra­schen, dass die­se nach einem aus­ge­las­se­nen Som­mer mit auf­re­gen­den Drag­shows und kuli­na­ri­schen High­lights im Novem­ber wie­der schlie­ßen muss­ten – und das letzt­end­lich bis zum dies­jäh­ri­gen Som­mer­be­ginn. Seit­her scheint das Cur­ly wie­der von Mitt­woch bis Sonn­tag in vol­ler Pracht und begrüßt Kaf­fee-Lieb­ha­ben­de, Bar­gän­ger und Freund:innen der vega­nen Küche mit offe­nen Armen. Obwohl das Mot­to “coz it ain’t straight!” ver­mu­ten lässt, dass es sich hier um ein Sze­ne-Treff­punkt han­deln könn­te; Im Cur­ly sind alle Gäs­te will­kom­men, die sich deut­lich gegen Dis­kri­mi­nie­rung und offen gegen­über der LGBTQ+ Com­mu­ni­ty zeigen. 

Fusion aus Café- und Barbetrieb

Curly Bar
Foto: Hil­de Muffel

Auch das Spei­se­an­ge­bot lässt sich defi­ni­tiv sehen. Hier gibt es neben selbst­ge­mach­ten Kuchen und haus­ge­fer­tig­ten Hum­mus mit getoas­te­ten Brot etwas Ein­ma­li­ges im Kiez: vega­ne Stru­del-Krea­tio­nen mit Apfel, Spi­nat oder Kraut gefüllt. Nasch­kat­zen und alle, die es eher pikant und def­tig mögen, kön­nen in der wech­seln­den Tages­kar­te fün­dig wer­den. Außer­dem eta­bliert sich gera­de ein sonn­täg­li­cher Vegan-Pan­ca­ke-Brunch, der bald auch ganz regel­mä­ßig statt­fin­den wird. Wen es eher zu spä­te­rer Stun­de in den Anton­kiez zieht, der kann sich auf außer­ge­wöhn­li­che Long-Drinks wie den Poo­kie, die Tun­ten­brau­se oder Pink Glo­ria freu­en. Da macht das Leben wie­der Gin – ohne viel vor­weg neh­men zu wollen.

Unterstützung bleibt aus

Die Inhaber:innen Paul und Sabi­ne ken­nen sich im Ber­li­ner Gas­tro-Busi­ness schon blen­dend aus. Seit 2007 betrei­ben die bei­den das Sil­ver­fu­ture in Neu­köln und möch­ten mit der Cur­ly Bar nun auch dem Wed­ding wie­der einen quee­ren safe space bie­ten: fern von Hete­ro­nor­ma­ti­vi­tät, unab­hän­gig von Geschlecht und Natio­na­li­tät lebt damit der Grund­ge­dan­ke der Moritz Bar in deren frü­he­ren Räum­lich­kei­ten wei­ter. Und solch ein Raum scheint drin­gend benö­tigt zu wer­den. “Die­ses Feed­back bekom­men wir auch täg­lich von unse­ren Gäst:innen, die sich sehr freu­en, das wir wie­der zurück sind.”, erzählt Paul. 

Doch klei­ne, alter­na­ti­ve Plät­ze haben es auch unab­hän­gig von Coro­na beson­ders schwer. Doch gera­de jetzt braucht es Unter­stüt­zung und Kom­pro­mis­se von offi­zi­el­ler Sei­te. Um den Betrieb Coro­na-kon­form auf­recht zu erhal­ten, wur­de eine Son­der­flä­che für die Außen­gas­tro­no­mie bean­tragt. “Lei­der haben wir von Sei­ten der grü­nen Bezirks­ver­wal­tung kei­ner­lei Unter­stüt­zung erhal­ten. Auch das Ord­nungs­amt argu­men­tiert mit Ver­kehrs­si­cher­heit, doch jedes Mal, wenn ich mit mei­nem Moped durch Mit­te nach Hau­se fah­re, wun­de­re ich mich, wie­so die Hotels und Restau­rants sich im Innen­stadt­be­reich auf den gesam­ten Bür­ger­stei­gen aus­brei­ten dür­fen, klei­ne Bars im Wed­ding jedoch stän­dig kon­trol­liert wer­den”, so Paul über die frus­trie­ren­de Lage. Den­noch ver­su­chen die Betrei­ben­den wei­ter­hin das CURLY für alle Que­ers im Wed­ding am Leben zu erhal­ten – auch um die Exis­tenz­grund­la­ge vie­ler inner­halb der Com­mu­ni­ty zu sichern.

support your queer Artist

Curly Bar
Foto: Hil­de Muffel

Wäh­ren des zwei­ten Lock­downs haben vie­le que­e­re Künstler:innen und Kunsthandwerker:innen berich­tet, wie schwer sie es haben. Um dage­gen anzu­ge­hen, gibt es im CURLY nun einen POP UP Store, in dem die­se kos­ten­los Ihre Pro­duk­te prä­sen­tie­ren und ver­kau­fen kön­nen. Kunst, Sex­t­oys, Fashion, aber auch Film-Scree­nings, Work­shops und Bera­tungs­an­ge­bo­te fin­den hier einen siche­ren Platz zur Ver­wirk­li­chung. “Auf die­se Aus­schrei­bung haben sich mitt­ler­wei­le vie­le Men­schen gemel­det, die etwas bei uns ver­an­stal­ten oder anbie­ten wol­len.” Die Not­wen­dig­keit ist da, genau­so wie das Inter­es­se von Kund:innen und Gästen. 

Für einen Besuch im Cur­ly gibt es also defi­ni­tiv vie­le Grün­de. Wer möch­te, kommt für einen Café, bleibt für die Kunst und lässt den Abend mit einem Getränk ausklingen. 

Cur­ly – Coz it aint straight!

Adolf­stra­ße 17, 13347 Berlin

Di-Sa ab 18 Uhr (Stand Mai 2022)

Alle kom­men­den Ver­an­stal­tun­gen fin­det ihr auf der Face­book­sei­te der Cur­ly Bar.

Charleen Effenberger

Mag den Wedding und das Schreiben - und die Kombination aus Beidem. Seit 2017 hier vor Ort möchte sie bleiben; nicht zuletzt um dabei sein zu können, wenn der Wedding endlich kommt.

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