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Bundestagswahl 2017: Im Gespräch mit Frank Henkel

17. Mai 2017
Frank Henkel
Frank Hen­kel nach dem Inter­view im Deich­graf im April 2017. Foto: And­rei Schnell

Frank Hen­kel, Direkt­kan­di­dat für die CDU, war noch vor einem hal­ben Jahr das Gesicht der Ber­li­ner CDU. Im Vor­ge­spräch mit dem Wed­ding­wei­ser will der ehe­ma­li­ge Sena­tor und ehe­ma­li­ge  Bür­ger­meis­ter als Steh­auf­männ­chen rüber­kom­men. Dabei ist zu spü­ren: Frank Hen­kel ist durch und durch Ber­li­ner und mit fes­ten Blick auf die Ber­li­ner Poli­tik rech­net er vor, dass er in vier Jah­ren erst 58 Jah­re jung sein wird. Hofft er auf eine poli­ti­sche Rück­kehr in Ber­lin? Auch in die­sem Inter­view, um das der Wed­ding­wei­ser wegen der Bun­des­tags­wahl bat, löst sich Hen­kel nicht völ­lig von der Ber­li­ner Lan­des­po­li­tik. (Hier zu den Inter­views mit Özcan Mut­lu von den Grü­nen vom 22. März, mit Eva Högl von der SPD am 3. April und Ste­phan Rau­hut von den Lin­ken am 8. Mai.)

Wed­ding­wei­ser: Herr Hen­kel, Sie haben in Ber­lin viel poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung getra­gen. Auf wel­che erreich­ten Erfol­ge sind Sie im Rück­blick am meis­ten stolz?

Frank Hen­kel: Auf eine Men­ge. Aber beson­ders stolz bin ich, dass es mir gelun­gen ist als Lan­des- und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der CDU unse­re Par­tei 2011 nach 10 Jah­ren Oppo­si­ti­on wie­der in die Regie­rungs­ver­ant­wor­tung gebracht zu haben.

Frank Henkel
Frank Hen­kel wäh­rend des Kreis­par­tei­tags 2015. Foto: And­rei Schnell

Damit ver­bun­den waren die Umset­zung inhalt­li­cher Punk­te wie zum Bei­spiel die Trend­wen­de in der Fra­ge der Besol­dung der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter im öffent­li­chen Dienst. Mit unse­rer Wirt­schafts­se­na­to­rin Cor­ne­lia Yzer haben wir ein höhe­res Wirt­schafts­wachs­tum als im Bun­des­durch­schnitt erreicht. Die Arbeits­lo­sig­keit ist so gering wie seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung nicht mehr. Wir haben in den fünf Jah­ren von 2011 bis 2016 fast drei Mil­li­ar­den Euro Schul­den getilgt. Wir haben an den Grund­schu­len das jahr­gangs­über­grei­fen­de Ler­nen Jül als Zwang abge­schafft und die Frei­wil­lig­keit durchgesetzt.

In mei­nem eige­nen Res­sort Inne­res konn­te ich bei der Poli­zei 1000 und bei der Feu­er­wehr 200 zusätz­li­che Stel­len schaf­fen sowie den Ver­fas­sungs­schutz stärken.

Wir konn­ten in Ber­lin vie­le Inhal­te der Uni­on umset­zen. Dar­auf bin ich stolz.

Wed­ding­wei­ser: Wir glau­ben, dass unter den Wed­din­gern die stei­gen­den Mie­ten das The­ma Num­mer 1 sind. Was wol­len Sie im Bun­des­tag bei die­sem The­ma tun?

Frank Henkel
Frank Hen­kel wäh­rend des Kreis­par­tei­tags 2015. Foto: And­rei Schnell

Frank Hen­kel: Ich sehe das The­ma Mie­ten auch bun­des­po­li­tisch, aber nicht nur. Auf Lan­des­ebe­ne müs­sen wir viel machen. Ber­lin ist eine Mie­ter­stadt. Die Fehl­ent­wick­lun­gen durch Rot-Rot der Jah­re 2001 bis 2011 müs­sen kor­ri­giert wer­den. Jah­re­lang wur­de von Rot-Rot der Man­gel an Woh­nun­gen geleugnet.

Wich­tig ist, dass künf­tig auch in der Innen­stadt bezahl­ba­re Woh­nun­gen vor­han­den sind. Dazu muss die öffent­li­che Woh­nungs­wirt­schaft zu stär­ke­rem Enga­ge­ment gebracht wer­den. Zukauf durch lan­des­ei­ge­ne Woh­nungs­un­ter­neh­men reicht nicht aus, sie müs­sen neu bauen.

Für Ber­lin ist des­halb eine For­de­rung der Ber­li­ner Uni­on ein „Mas­ter­plan Woh­nen“. In dem es auch um das mitt­le­re Seg­ment, um das Woh­nen für Fami­li­en geht. Bei allem was Rot-Rot-Grün in Ber­lin dis­ku­tiert, fehlt der Blick auf die Fami­li­en. Wie kön­nen Fami­li­en, auch als Alters­si­che­rung, durch eine Zusam­men­ar­beit mit der lan­des­ei­ge­nen För­der­bank IBB bei der Eigen­tums­bil­dung unter­stützt wer­den? Es erschreckt mich, dass ich statt­des­sen über Plä­ne für Ent­eig­nun­gen lese. Ber­lin wächst und braucht drin­gend Woh­nun­gen, die durch Rot-Rot-Grün in der Koali­ti­ons­ver­ein­ba­rung dar­ge­stell­ten Maß­nah­men sind dabei wenig hilfreich.

Wed­ding­wei­ser: Wie kann Woh­nungs­bau-Genos­sen­schaf­ten gehol­fen werden?

Frank Hen­kel: Wir brau­chen in Ber­lin eine kla­re Rege­lung zur Ver­ga­be von Grund­stü­cken an Genos­sen­schaf­ten. Aber auch das The­ma steu­er­li­che Ent­las­tung von Genos­sen­schaf­ten soll­te inten­si­ver betrach­tet werden.

Wed­ding­wei­ser: Wel­che The­men wer­den Sie im Bun­des­tag angehen?

Frank Hen­kel: Die Uni­on hat für den Bun­des­tags­wahl­kampf kla­re Schwer­punk­te: Inne­re Sicher­heit, wirt­schaft­li­che Stär­ke, Inno­va­ti­ons­kraft und gesell­schaft­li­cher Zusam­men­halt. Es wird sich nie­mand wun­dern, dass für mich – auf­grund mei­ner poli­ti­schen Erfah­rung aus den letz­ten Jah­ren – das The­ma Sicher­heit ganz oben steht. Wir als Par­tei, als Ber­li­ner CDU und als CDU in Mit­te, wol­len Ange­la Mer­kels Poli­tik kraft­voll unter­stüt­zen. Auch dafür tre­te ich an. Die CDU und ich ste­hen für Sta­bi­li­tät, Wohl­stand, Sicher­heit und Wachstum.

Hintergrundinformationen

Frank Hen­kel ist zur Zeit Mit­glied des Ber­li­ner Abge­ord­ne­ten­hau­ses. Im Wahl­kampf 2016 zur Ber­lin-Wahl war er noch der Spit­zen­kan­di­dat der CDU. Nun ver­wei­ger­te ihm sei­ne Par­tei zur Bun­des­tags­wahl einen siche­ren Lis­ten­platz. Er ist auch nicht mehr im Lan­des­vor­stand der Ber­li­ner CDU. Selbst auf Kreis­ebe­ne ist nun ein ande­rer Vorsitzender.

Frank Hen­kel wur­de 1963 in Ber­lin gebo­ren. Seit 1986 ist er Mit­glied der CDU. 2008 wur­de er Par­tei­vor­sit­zen­der der Ber­li­ner CDU. 2011 führ­te der die CDU als klei­ne­rer Part­ner in eine so genann­te Gro­ße Koalition.

Bei der Bun­des­tags­wahl 2013 trat Phil­ipp Lengs­feld für die CDU an und nahm 23,9 Pro­zent der Wäh­ler für sich ein. Aktu­ell ist der Wahl­kreis 75 durch Eva Högl (SPD), Phil­ipp Lengs­feld (CDU) und Özcan Mut­lu (Grü­ne) ver­tre­ten; die bei­den letzt­ge­nann­ten zogen über die Lis­te in den Bun­des­tag ein.

Ter­min für die Bun­des­tags­wahl 2017 ist der 24. Sep­tem­ber. Der Wahl­kreis 75 ist iden­tisch mit dem Bezirk Mitte.

Wahl­er­geb­nis­se 2013: Eva Högl für SPD 28,2 Pro­zent, Phil­ipp Lengs­feld für CDU 23,9 Pro­zent, Özcan Mut­lu für Grü­ne 18,4 Pro­zent und Klaus Lede­rer für Lin­ke 16,7 Prozent.
Wahl­er­geb­nis­se 2005: Jörg-Otto Spil­ler für SPD 41,9 Pro­zent, Vol­ker Lie­pelt für CDU 23,2 Pro­zent, Wolf­gang Wie­land für Grü­ne 13,9 Pro­zent und Tobi­as Schul­ze für Lin­ke 13,8 Prozent.
Wahl­er­geb­nis­se 2009: Eva Högl für SPD 26 Pro­zent, Chris­ti­an Bur­holt für CDU 22 Pro­zent, Wolf­gang Wie­land für Grü­ne 21,5 Pro­zent und Klaus Lede­rer für Lin­ke 19,1 Prozent.

Diagramm Wahlergebnisse
Ergeb­nis­se der Bun­des­tags­wah­len im Wahl­kreis 75 (Ber­lin Mit­te). Gra­fik: And­rei Schnell

Wei­te­re Inter­views: Den Wahl­kreis 75 direkt gewin­nen wol­len auch Özcan Mut­lu, Gespräch mit Özcan Mut­lu am 22. März, Eva Högl, Gespräch mit Eva Högl am 3. April. und Ste­phan, Gespräch mit Ste­phan Rau­hut am 8. Mai.
Inter­view und Fotos: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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