Im Brunnenviertel gibt es seit vielen Jahren ein kostenloses Kiezmagazin. Für den „brunnen“ schreiben Nachbarinnen und Nachbarn aus dem Kiez, ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Das Kiezmagazin ist sowas wie ein ganz kleiner Weddingweiser, nur gedruckt. Aus ganz offensichtlichen Gründen starte ich diesen Beitrag über die Bürgerredaktion und das Kiezmagazin mit einem Transparenzhinweis. Ich bin nämlich nicht nur beim Weddingweiser aktiv, ich bin auch Redaktionsleiterin der Bürgerredaktion und ich bekomme Geld für die Betreuung der Ehrenamtlichen. Damit wäre das geklärt.
Die Bürgerredaktion im Brunnenviertel besteht derzeit aus 20 Mitgliedern. Sie sind jung und alt, mit und ohne mirgrantischem Hintergrund, es sind Schreiberinnen, Fotografen, Historiker und Gärtnerinnen, sogenannte Akteure oder ganz einfach Nachbarn aus dem Kiez. Alle zusammen geben fünf Ausgabe des Kiezmagazins heraus, des kleinen Magazins aus dem Brunnenviertel. Klein bedeutet, es hat gedruckt die Größe eines A5-Blattes. 2000 gedruckte Exemplare gibt es von jedem Heft, alle Beiträge erscheinen auch auf dem Redaktionsblog. Manche finden auch zusätzlich auf den Weddingweiser Platz. Auch ein E‑Paper und eine PDF-Ausgabe gibt es von jedem Heft. Die gedruckten Ausgaben sind an mehreren Verteilstellen im Brunnenviertel zu haben, es gibt sie bei Kiezveranstaltungen und sie werden teilweise auch über die Briefkästen verteilt.
Die Themen im Kiezmagazin reichen von Ausflügen in die Lokalgeschichte, über Gartenprojekte, das nachbarschaftliche Zusammenleben bis hin zu Sportmöglichkeiten im Kiez. Worüber geschrieben wird, entscheiden die Redaktionsmitglieder selbst. Zwei Mal hat es die Redaktion zu größerer Medienöffentlichkeit gebracht. In der Corona-Zeit hat der rbb ein Heimatjournal im Brunnenviertel gedreht und die Bürgerredaktion hat das Fernsehteam durch den Kiez geführt. Der zweite Moment, der über die Kiezöffentlichkeit hinausging, ging von einem Titelthema über den „Weißen Stier vom Humboldthain“ aus. Eine Autorin hatte über den Ende des Zweiten Weltkriegs verschwundenen Marmorstier aus dem Volkspark geschrieben und damit den Verein Berliner Unterwelten e.V. dazu motiviert, die Marmorskultur zu suchen – und zu finden. Inzwischen kann die (allerdings beschädigte) Skulptur im archäologischen Fenster im Humboldthain nahe dem Bahnhof Gesundbrunnen besichtigt werden.
Im Jahr 2018 hat die Bürgerredaktion für ihre Sonderausgabe „Alles über Müll“ den Umweltpreis Mitte gewonnen. Das war für die ehrenamtlichen Mitglieder der Bürgerredaktion eine schöne Wertschätzung. Sie hatten ganz verschiedene Texte über Müll geschrieben und sogar eine Fotoausstellung organisiert, die sich auf künstlerischem Weg dem Thema gewidmet hat. Die Fotoausstellung ist nicht die einzige Veranstaltung der Bürgerredaktion gewesen. Von journalistischen Weiterbildungen bis zu Buchlesungen, Führungen oder zuletzt einem Pralinenworkshop gab es schon einige Events, zu der die (Kiez)Öffentlichkeit eingeladen war. Als nächstes ist ein historischer Lichtbildervortrag mit dem Buchautoren und Fotosammler Ralf Schmiedecke, einem langjährigen Redaktionsmitglied, über die Brunnenstraße geplant. Er findet am 24. September um 15 Uhr im Olof-Palme-Zentrum in der Demminer Straße 28 statt und ist kostenfrei.
Hinweis auf die Sendung des rbb. Screenshot: Bürgerredaktion
Das Kiezmagazin im Brunnenviertel gibt es in seiner jetzigen Form seit 2015. Es entstand aus einem Kiezmagazin der beiden Quartiersmanagements im Brunnenviertel, dem „brunnen 1/4“. Mit dem Neustart im Sommer 2015 hat eine ehrenamtliche Bürgerredaktion die Produktion des Kiezmagazins übernommen. Seitdem sind 33 Ausgaben erschienen. Das Geld für den Druck, das Layout und die Betreuung der ehrenamtlichen Redaktion (durch mich) kommt aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ und vom Wohnungsunternehmen degewo. Die Finanzierung ist vorerst bis Ende 2025 gesichert.
Der Redaktionsblog der Bürgerredaktion ist unter www.brunnenmagazin.wordpress.com erreichbar. Die nächste Ausgabe des gedruckten „brunnen“ erscheint am 21. September.
Wie schön und danke für Dein Engagement und manchmal vermisse ich doch meinen alten Kiez.. Cecilia