Erst am 3. April berichteten wir über die vermeintlich nie endende Baustelle in der Soldiner Straße und siehe da: Unsere Gebete wurden erhört, denn nur wenige Tage später verschwand die ewige Baustelle. Oder etwa doch nicht?
Es war ein sehr ungewohnter Anblick, die Soldiner Straße ohne die rot-weißen Streifen zu sehen. Für die Anwohner:innen war das ein echtes Ereignis – vor Freude wollte man schon fast einen Sekt öffnen (alleine und coronakonform, versteht sich). „Endlich frei!“, dachte ich sogar.
Damals spekulierten wir, ob das Ende der Baustelle eine nachhaltige Veränderung für den Wedding bedeuten würde – ob der Wedding dann endlich kommt? Die Antwort lautet nein; zumindest noch nicht. Denn entgegen aller Hoffnungen stellt sich jetzt heraus: Die Baustelle ist gar nicht verschwunden, das war eine Illusion, eine falsche Hoffnung, von denen es in der Pandemie doch ohnehin genug gibt. Unsere Baustelle bleibt, nur nicht an gleicher Stelle! Sie ist einfach weiter ostwärts gezogen. Damit müssen wir uns noch bis zum 31.03.2022 arrangieren. Irgendwie vergleichbar mit dem Schimmelpilz im Badezimmer, den man seit Jahren loswerden will, aber nicht kann.
Vielleicht fällt es uns leichter, wenn wir uns einen Kosenamen für sie ausdenken? Immerhin begleitet sie uns bis 2022 vier ganze Jahre – Soldiner Baustellchen oder Weddinger Chaosbärchen wären meine ersten Vorschläge.
Aber was wäre, wenn die Baustelle aus unerfindlichen Gründen wirklich nie verschwände und stattdessen einfach jährlich um einige Meter weiterzöge? Einerseits hätte der Wedding dann – neben dem Knall vom Wedding – eine weitere Besonderheit. Andererseits jedoch möchten vermutlich die meisten Anwohner:innen den “Schimmelpilz” endlich loswerden. Wir werden sehen, was diese Baustelle mit dem Wedding und den Soldiner Kiezlern macht. Jetzt heißt es jedoch, noch einmal die Zähne zusammenzubeißen und diese blöde Baustelle zu akzeptieren.
Aus der gesamten Situation lässt sich aber trotzdem etwas Positives ziehen: Wenn ihr das Gefühl habt, Corona geht schon ewig und wird wahrscheinlich niemals enden, dann erinnert euch an das Weddinger Chaosbärchen, das begleitet uns nämlich bereits seit 2018.