Hatten wir euch einem vorherigen Artikel der Serie unter der Überschrift Wohin im Wedding? 10 Tipps für Studenten noch lokale Brauereien und Tränken für den durstigen Gaumen empfohlen, verraten wir euch heute, wo im Wedding aus Bier eine Wissenschaft gemacht wird – und umgekehrt natürlich. Wir schauen dorthin, wo Menschen im Wedding Fragen stellen und nach Antworten suchen. Entdecken, forschen und entwickeln: Schnallt euch an, hier kommt die Wissenschaft!
Beuth Hochschule für Technik
Klar doch, dass die Nachbarin und Alma Mater so Vieler im Wedding den ehrenhaften ersten Platz in unserer Auflistung verdient. Anfang des 19. Jahrhunderts als Gartenbauschule gegründet, hat sich die Beuth aus zahlreichen verschiedenen Ingenieursschulen und anderen Hochschulen geformt. Das mit der Zeit gewachsene Profil mit Einflüssen aller Eingliederungen erlaubt nun Ausbildung und in Teilen auch Forschung in vielfältige Richtungen und mehreren Standorten im Kiez.
Offiziell hat man sich den Life Sciences, den biologisch-chemisch-technischen Schnittmengen, verschrieben. Dazu zählen unter anderem auch Dinge wie Lebensmittelwissenschaften, Pharmazie oder auch Pflanzenwachstum. Im Kompetenzzentrum „Stadt der Zukunft“ sollen urbane Technologien entwickelt werden, die die Probleme wachsender und sich nach-verdichtender Städte ansprechen sollen – im besten Fall also Arbeit, die einmal wieder direkt vor der Weddinger Haustür ankommen wird. In neue, erfolgversprechende Richtungen gehen auch die Forschungsgruppe Data Science des gleichnamigen Studiengangs, die sich der Auswertung großer Datenmengen verschrieben hat, sowie das durch den selbstentwickelten Roboter Myon bekannte Neurorobotik-Labor, das sich ab dem kommenden Semester auch über einen eigenen Studiengang freuen darf.
–> Luxemburger Straße 10, Web: www.beuth-hochschule.de
Technologie-Park Humboldthain
Denkt man an den Wedding, denkt und sieht man früher wie heute oftmals rot. Schließlich war und ist er immer geprägt worden durch Arbeiter und die arbeitende Bevölkerung, die in ihm wohnen. Auf dem ehemaligen Gelände des Elektro- und Maschinenherstellers AEG nahe dem Bahnhof Gesundbrunnen entstand zu Transportzwecken einst der erste U‑Bahn-Tunnel. Wenn man ihn heute besichtigt, hat sich die Palette an vertretenden Disziplinen auf dem Gelände aber noch weiter geöffnet.
Im Technologie-Park Humboldthain sind mittlerweile Institute der Technischen Universität Berlin und der Fraunhofer-Gesellschaft angesiedelt. Hunderte Professoren, wissenschaftliche Mitarbeitende und Studierende forschen auf dem Gebiet der Biotechnologie, der Baustatik und Gebäudetechnologie oder versuchen als Verkehrsplaner, Stau zur unschönen Erinnerung werden zu lassen.
Während sich im Umkreis zahlreiche kleine Firmen angesiedelt haben, nimmt das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM die zentrale Position am Platz ein. Gemeinsam mit dem mikroelektronischen Forschungsschwerpunkt der TU Berlin tut man hier alles, um die Mikrochips und Sensoren von morgen noch zuverlässiger und effizienter zu machen. Dazu hat man in der Vergangenheit schon mit Forschungsgrößen wie Stanford kooperiert. Schon jetzt ist es gut möglich, dass Weddinger Gehirnschmalz Dir beim Einparken Hilfe leistet – und sollte Dein Smartphone wider Erwarten doch etwas länger halten, schick‘ doch einen telepathischen Dank an die Damen und Herren vom Humboldthain!
–> Gustav-Meyer-Allee 25, Web: tph-berlin.net
IB Akademie
Erst vor zehn Jahren eröffnet, bildet die private Hochschule an ihrem Berliner Standort am Nettelbeckplatz, wo bis vor kurzem auch die bbw Hochschule angesiedelt war, Psychologen, Radiologen, Rettungsmanager, Sozialarbeiter und Physiotherapeuten aus. Die Forschungsprojekte der IB Akademie beschäftigen sich dabei unter anderem mit Regenerationsmedizin, der Verbesserung von Arbeits- und Lernumfeldern sowie dem interkulturellen Dialog. Dafür wird man auch Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Die Ausbildungen sind größtenteils kostenpflichtig.
–> Gerichtstraße 27, Web: ib-hochschule.de
Robert Koch Institut (RKI)
Vorsicht, wer hier nicht aufpasst, steckt sich an! Das Robert-Koch-Institut ist als Bundesoberbehörde deutschlandweit für die Erforschung, Risikoabschätzung und dem Schutz vor Infektionskrankheiten, nicht übertragbaren Krankheiten und Gentechnologien zuständig. Es hat in Berlin vier Standorte, zwei davon liegen im Wedding – einer in der Seestraße, der andere nahe Westhafen auf dem Virchow-Campus. Hier beschäftigt man sich mit dem HI-Virus (HIV) und Bioinformatik, in die zum Beispiel die computergestützte DNA-Sequenzierung und ‑Analyse fällt. In einem öffentlich zugänglichen Museum und Mausoleum kann Robert Koch gedacht werden, der Ende des 19. Jahrhunderts das Grundverständnis für die Enstehung von Krankheitserregern und deren Übertragung entwickelte. Und keine Angst, entgegen aller Warnungen eingangs, sind alle heutigen Keime fest verschlossen in den Hochsicherheitslaboren des Instituts.
–> Nordufer 20, Web: rki.de
Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (VLB)
Gerstenkaltschale, Hopfenlimo, Wegbier, Fußpils – Der Wedddinger Student findet viele Namen, um sich das mal mehr, mal weniger verdiente abendliche Bier-to-go vertrauter zu machen. Wandert er dann auch noch an der Seestraße entlang, vermag er der intellektuellen Seite des Kulturphänomens begegnen. In der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (VLB), dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie (IfGB) und der Forschungsbrauerei der TU Berlin werden „Geschmacksstabilität“ und Inhaltsstoffe hauseigener und fremder Brauerzeugnisse auf Herz und Nieren, pardon, Leber getestet. Und wem das anspruchsvolle Brauereistudium nicht liegt, sei einen die kurzweiligeren Braukurse für Nichtbrauer ans Herz gelegt. Die Plätze für die „Bier-Basics“ sind allerdings heiß umkämpft, lohnen aber, wenn man auch in Berlin die Zoigl-Traditionen aufleben lassen oder sich dem Craft-Beer-Hype anschließen möchte.
–> Seestraße 13, Web: www.vlb-berlin.org
Rudolf-Virchow-Krankenhaus
Hier waren wir zwar schon – so ganz am Ende sind wir dennoch nicht angelangt: Neben der Bakteriologie wird auf dem Charité-Campus Virchow neben dem Krankenhausbetrieb noch an zahlreichen weiteren Stellen medizinische Spitzenforschung betrieben. Am Campus forscht man an der Behandlung angeborener Herzfehler und Erbkrankheiten, versucht Zeiten von medizinischer Früherkennung und Heilung zu verkürzen und entwickelt telemedizinische Anwendungen für den digitalisierten Operationssaal der Zukunft.
–> Augustenburger Platz 1, Web: charite.de
Auch die Autoren des Beitrags forschen und lernen an Institutionen der Liste. Kathrin Giering und Paul Jerchel sind Mitglieder des Rats für Zukunftsweisende Entwicklung (RZE), der Studierendeninitiative für Zukunft und Nachhaltigkeit der Beuth Hochschule für Technik, die sich mit zukunftsträchtigen Entwicklungen in Hochschulalltag, Lehre, Forschung und dem Kiez beschäftigt. Mit dieser Serien wollen sie neuen Studierenden und Interessierten aus dem Kiez einen Einblick in den studentischen Alltag und die akademischen Teil des Weddings geben. Weitere Informationen gibt‘s via Mail an [email protected].