Wenn die S‑Bahn künftig öfter als heute fahren soll, dann braucht das Unternehmen nicht nur mehr Waggons, sondern auch mehr Wartungen und Instandhaltungen. Deshalb will die Berliner S‑Bahn für die rot-gelben Züge auf dem verwilderten Teil des Parks auf dem Nordbahnhof eine Zugbildungsanlage bauen. Damit die Nachbarn nicht vom Lärm belästigt werden, soll diese von einer Halle eingehüllt werden. Für die neuen Gleise vorgesehen ist der Teil des Parks, der heute nicht zugänglich ist und von einem Zaun abgetrennt ist. Offiziell ist diese Fläche keine Parkanlage, sondern laut Bebauungsplan eine Eisenbahnfläche.
Aktuell befindet sich das Projekt in der ersten von neun Leistungsphasen. Diese erste Stufe nennt sich Grundlagenermittlung. Die Planungen für eine Baugenehmigung wären Stufe 4. Für Planungsleistungen hat Berlin bereits im letzten Jahr Geld bereitgestellt. Im April und Mai dieses Jahres hat die Deutsche Bahn (als Eigentümer der S‑Bahn) Planungsbüros per europaweiten Ausschreibungen gesucht. Bahnexperten berichten, dass zehn bis 16 volle Züge abgestellt werden können sollen. Außerdem soll für die Züge eine Innenreinigung möglich sein.
Bereits 2005 hat der Bezirk einen Bebauungsplan für den Park festgesetzt. Ein Bebauungsplan ist eine vom Bezirk erlassene grundsätzliche Richtschnur. Der Plan 52a zeigt, dass die für Eisenbahnverkehr reservierten Flächen entlang der Carolin-Michaelis weit nach Süden ausgreifen. Ebenfalls raumgreifend ist das Beach-Mitte, das sich teilweise auf Bahnareal befindet. Diese Beachvolleyball-Felder sind eine Zwischennutzung, „die dann zukünftig entfallen werden″, wie die Senatsverwaltung für Verkehr mitteilt. Der Bebauungsplan weist für den Park aber auch Flächen als Sportplatz aus, auch wenn dieser Sportplatz kleiner ist als die heutige Sandsport-Anlage.
Warten muss ein Investor, der vorhat, in die Liesenbrücken hinein ein Veranstaltungscenter zu bauen. Zwar kommt die Zugbildungsanlage voraussichtlich ohne die historischen Stahlkolosse aus. Doch soll die Option von Schienen über die Jahrhundertbrücken nicht verbaut werden. Zum Radschnellweg Panke-Trail teilt die Senatsverwaltung für Verkehr mit: „Es zeichnet sich ab, dass die Routenführung nicht über die Liesenbrücken geführt werden wird″.
Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!