Gefühlt noch zum Wedding gehörig – was ja historisch nicht verkehrt ist, denn der Ortsteil war ja von 1920 – 2001 Teil des Bezirks Wedding – ist der Ortsteil Gesundbrunnen. Im Spannungsfeld zwischen Pankow, Prenzlauer Berg und Alt-Mitte liegt dieses bis vor kurzem noch mitleidig belächelte Viertel. Hier zeigt sich das ganze Auf und Ab eines Arbeiterviertels in vielleicht noch drastischerer Form als im heutigen Ortsteil Wedding, also das Gebiet westlich der Reinickendorfer Straße. Schaut man auf die Geschichte und den Ortsnamen Gesundbrunnen, kommt man um die Panke, ihre Mühle und das ehemalige Heilbad am Luisenbad nicht herum. Die Badstraße und die Brunnenstraße, die ganze Kieze prägen, verdanken dieser Mineralquelle ihren Namen. Leider ist der Born um 1890 herum endgültig versiegt und überbaut worden, so dass es heute wie ein Treppenwitz der Geschichte erscheint, dass sich reiche Adelige im 18. Jahrhundert zur Erholung in dieses Gebiet verirrt haben.
Anders als im Ortsteil Wedding hat sich nach der Wiedervereinigung viel im Gesundbrunnen getan, der auf drei Seiten von der Mauer umgeben war und 30 Jahre lang ein Schattendasein führte. Zunächst mit der Eröffnung des Gesundbrunnen-Einkaufscenters, ab 2006 dann mit der Eröffnung des Fern- und Regionalbahnhofs Gesundbrunnen ist dieses Viertel plötzlich wieder ins Bewusstsein der Berliner gerückt. Doch die besonders Mutigen unter den Bewohnern des Prenzlauer Bergs, sozial und ästhetisch eine andere Welt, wagen sich (freiwillig oder unfreiwillig) immer öfter zum Einkaufen, zum Bahnfahren oder einfach aus Neugier in die Kieze am Gesundbrunnen.
Schließlich sind die Mieten hier immer noch niedriger als im Hochpreisviertel Prenzlauer Berg. Auch findet man im östlichen Wedding die aufregendere Mischung, oft Menschen aus aller Herren Länder – für immer mehr Berliner ist das eine echte Alternative. Auf dem Standort des Druckoffsetmaschinenherstellers Rotaprint siedeln sich vermehrt Künstler an, und auf dem Gelände eines Busbetriebshofs ist mit den Uferhallen und den Uferstudios Ähnliches zu beobachten.
Der Soldiner Kiez war um 2000 herum auf dem absoluten Tiefpunkt in der öffentlichen Wahrnehmung – das hat sich geändert, seit viel öffentliches Geld in Image‑, Gewerbe- und Kunstförderung gesteckt wurde. Heute wissen nicht nur die Kiezbewohner zu schätzen, dass die historische Bausubstanz und der hohe Grünanteil rund um die Panke eine besonders hohe Wohnqualität bieten.
Ganz anders der Süden des Ortsteils. Rund um die Brunnenstraße im südlichen Teil, historisch Teil der Rosenthaler Vorstadt, liegt das Brunnenviertel. Dieser Name wurde vom dominierenden Wohnungsbauunternehmen degewo, dem hier die meisten Häuser gehören, geprägt, um für eine Aufwertungskampagne des Gebietes mit schlechtem Ruf und wenig attraktiven Wohnbedingungen eine eingängige Bezeichnung zu finden. Gerade im Vergleich zu seinen östlichen und südlichen Nachbarkiezen fällt auf, dass hier fast alle Altbauten abgerissen wurden und der soziale Wohnungsbau der 70er und 80er Jahre vorherrscht – mit allen ästethischen Vor- und Nachteilen von Neubauten.
Gesundbrunnen ist der etwas schwierige Halbbruder des Wedding, oft mit den gleichen Problemen, hingegen mit dem ungleich höheren Potenzial, in den Sog seiner östlichen Nachbarbezirke zu geraten. Wer aber glaubt, Gesundbrunnen sei heute nicht mehr Wedding, wohnt entweder auf einem anderen Planeten oder läuft blind durch den Stadtteil. Eine 2001 willkürlich festgelegte Verwaltungsgrenze ändert nichts daran: Gesundbrunnen wird immer Wedding bleiben.
Seit über 80 Jahren Gesundbrunnerin hat der Kiez auch immer wieder gewisse schöne Ecken zu bieten. Der Humboldthain mit viel Grün und dem Rosengarten sind immer einen Besuch wert und eine sehr angenehme Naherholungsquelle.
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