Wie lange steht das leere Parkhaus Triftstraße noch ungenutzt am Rande des Sprengelkiezes? Zwar gab es zu dieser Frage jüngst ein verwaltungsübergreifendes Meeting, mit dem Ergebnis, dass das Gebäude im Besitz der Hochschule für Technik abgerissen und durch Flüchtlingsunterkünfte ersetzt werden soll. Aber die wirkliche Welt stellt sich mal wieder quer. Jetzt durchkreuzen die Flüchtlinge aus der Ukraine die Planungen.
Denn Putin lässt bekanntlich seine Raketen und Drohnen vor allem auf die Heizkraftwerke der Ukraine zielen und will damit im harten ukrainischen Winter ganz gezielt zusätzliche Flüchtlingsströme in die Europäische Union schaffen. Gleichzeitig fördert er nach Kräften rechtspopulistische Bewegungen, die fremdenfeindliche Ängste schüren. In Berlin-Mitte kommt er mit letzterem zwar nicht weit, doch die Flüchtlingswelle zeigt Wirkung – zum Beispiel auf die Planung der Berliner Hochschule für Technik. Die wollte eigentlich im schon im Sommer damit anfangen, das Terminal A des ehemaligen Flughafens nach ihren Plänen umzubauen. Dafür hatte es lange Abstimmungsrunden mit etlichen Verwaltungseinrichtungen und nicht zuletzt dem Denkmalschutz benötigt. Als ein Jahr nach dem Ende des Flugbetriebs auch die Betriebserlaubnis für TXL erlosch, hätte es eigentlich losgehen sollen. Im Januar war das Gebäude zudem offiziell in das Facheigentum der Hochschule übergeben worden.
Aber dann begann der Krieg in der Ukraine und mit ihm kamen die Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder. Die Senatsverwaltung für Sozialen bat deshalb darum, das Terminal für deren Unterbringung verwenden zu dürfen. Nur bis zum Jahresende, so hieß es. Bis dahin sollte ein Ersatzort gefunden sein. Anfang Dezember berichtete der Tagesspiegel, es sei noch kein alternativer Standort in Sicht. Ende November lebten mehr als 2000 aus der Ukraine Geflüchtete laut der Recherche der Zeitung auf dem Gelände (allerdings auch in den Terminals B und C sowie in Zelten), dazu kamen zusätzlich auch Asylbewerber und ‑innen aus anderen Ländern. Die könne man nicht im Hau-Ruck-Verfahren über Weihnachten an einen anderen Ort transferieren, der ja auch noch entsprechend hergerichtet werden müsse.
Die Hochschule, so der Schluss, könne den Baubeginn im Januar abschreiben. Bis dahin kann auf dem Gelände keine Baufreiheit hergestellt werden. Und weil derzeit die Kapazitäten der Bauindustrie ausgelastet sind, kann man die auch nicht nach Belieben zeitlich verschieben. Es muss wieder neu ausgeschrieben werden – die Verzögerung beträgt laut Tagesspiegel mindestens neun Monate. Die avisierte Fertigstellung des umgebauten Terminal A bis zum Jahr 2028 sei nicht zu halten.
Womit wir wieder beim Parkhaus in der Triftstraße wären. Eigentlich haben die Gespräche zwischen Bezirk, Senat und Hochschule ergeben, dass als potenzielle Erweiterungsfläche des Standortes Wedding die Grünfläche am Augustenburger Platz am südlichen Ende des Hochschulgeländes ausreicht. So berichtete es uns jedenfalls der zuständige Bezirksstadtrat Ephraim Gothe. Das ehemalige Parkhaus könne daher abgerissen werden, das Gelände stehe für neue Bebauungen zur Verfügung. Allerdings erst nach einigen Jahren, wenn das entsprechende Baurecht geschaffen ist. Und wenn der Umbau des Terminals auf dem ehemaligen Flughafengelände plangemäß stattfinden kann. Und daran bestehen gerade auf Seiten der Hochschule große Zweifel.
Die platzt aus allen Nähten, etwa 13.000 Studierende sind hier immatrikuliert. Und sie benötigt nicht nur einfache Seminarräume mit etwas Computertechnik, sondern vor allem Labore für Forschung und Lehre, die besonderen Sicherheitsanforderungen genügen müssen.
Entlang der Luxemburger Straße wird zwar gerade ein Neubau speziell für chemische Speziallabore errichtet, aber auch andere Fachbereiche haben zusätzliche und sehr spezielle räumliche Anforderungen.
Auf das Parkhaus-Gelände an der Triftstraße kann die Hochschule deshalb wohl so schnell nicht verzichten. Sie braucht es als Faustpfand im verwaltungsinternen Tauziehen um die Nutzung des Terminal A.
Autor: Christof Schaffelder
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift Ecke Müllerstraße, Ausg. Dez.22/Jan.23
Ist denn nicht mal Platz in Frohnau oder Zehlendorf für Flüchtlinge?
Klar, wie in allen Bezirken gibt es auch in Zehlendorf Unterkünfte für Geflüchtete. Hier ist die Liste für Zehlendorf:
https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/politik-und-verwaltung/beauftragte/integration/artikel.1068066.php
Und hier eine Übersicht über die Verteilung in Berlin:
https://www.berlin.de/laf/wohnen/allgemeine-informationen/ueberblick-fluechtlingsunterkuenfte/artikel.629241.php
Wenn ich mir die Verteilung in der runden Grafik anschaue, dann könnte man auf die Idee kommen, Mitte leistet jetzt nicht so den großen Beitrag.
Hallo
eigentlich ist gar kein Platz für Flüchtlinge da… geschweige den genügend Wohnungen für wen auch immer da .…
https://www.berliner-zeitung.de/news/mieterbund-ungeahntes-desaster-auf-dem-wohnungsmarkt-li.306325
Grüße
Die Hochschule sollte ihrer Verpflichtung längst nachgekommen sein und das statisch für technische Geräte und Anlagen geeignete Gebäude zu offenen Werkstätten und Makerspaces für die Studenten und Nachbarschaft umgestaltet haben! Andere Berliner Hochschulen betreiben eigene Mitmach-Museen oder ein „Haus der Transformation“, aber gerade im Wedding kommt eine öffentliche Einrichtung ihrem gesellschaftlich-gesetzlichem Auftrag nicht nach.
Ach ja, Aufstockung mit Sozial- und Studentenwohnungen ginge beim gegebenen Baukörper sicher auch, aber scheinbar ziert das große Flachdach nicht mal ein einziges Solarpanel – Schande für Kiez, Bezirk und Berliner Wissenschaft!