„Hier im Norden funktioniert Unverpackt gut‟, sagt Denise Fromm vom Lebensmittelhändler Edeka Fromm. Mit Norden meint sie die zwei Edeka-Filialen auf der Müllerstraße. Ene dritte führt die Familie Fromm in Neukölln. Fünf Regalmeter mit Füllstationen für Nüsse, Haferflocken, Reis und Nudeln haben die Lebensmittelhändler in ihrem Geschäft am Bahnhof Wedding aufgestellt.
Damit ist der relativ junge Trend Unverpackt bei den Großen der Branche angekommen. Zuvor hatten kleinere Geschäfte begonnen, Lebensmittel ohne Dosen und Büchsen zu verkaufen. Zu diesen Vorreitern gehörten zum Beispiel der Bioladen mit Café in der Tegeler Straße 30 oder der von seinen Mitgliedern geführte Super Coop in der Oudenarder Straße 16 oder ein Stand auf dem Ökomarkt auf dem Leopoldplatz.
Die letztgenannten sehen sich meist als Erneuerer, die mit Unverpackt einen Wandel der Konsumgewohnheiten anstoßen wollen. Edeka „sieht das als Service‟, so Denise Fromm. Der Kunde möchte immer noch die Wahl haben, ob er mit oder ohne Verpackung einkaufe, sagt die Betriebsleiterin. Die Abfüllstation in dem rund 1.000 Quadratmeter großen Supermarkt sei selbsterklärend, die Selbstbedienung klappe ohne Hilfestellung. Die derzeitigen Regale sind für ihr Geschäft „quasi der Anfang‟, sagt Jacqueline Fromm. „Wir haben alles hier zu stehen, was unser Lieferant anbietet‟. Über eine Ausweitung des Angebots denke sie aktuell nicht nach. Mit der Neueröffnung der Filiale gleich neben dem S‑Bahnhof im März 2021 habe sie die Unverpackt-Station vom ersten Tag an eingerichtet. Aufs Kilo gerechnet sei „preislich das Niveau ähnlich zu Bio als verpackte Ware‟, sagt Denise Fromm.
Der Begriff Unverpackt beschreibt den Verzicht auf Verpackungen. Die Kunden bringen zum Einkaufen eigene Dosen mit. Ziel ist es, auf diese Weise Müll zu reduzieren. Das Wort Unverpackt kommt auch häufig in Firmenbezeichnungen vor, etwa bei dem im Juni in Insolvenz gegangenen Original Unverpackt in Berlin oder dem ersten Laden der Szene, dem seit 2014 in Kiel aktiven Geschäft „Unverpackt – lose, nachhaltig, gut‟.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!