UTOPOS / PANTOPIA – so hieß der Literaturabend am 15. Mai im Ballhaus Prinzenallee mit der Autorin Theresa Hannig, die 2022 bei S. Fischer den Roman „Pantopia“ veröffentlichte und damit am Ende einer langen Reihe von Utopie-Literatur steht.
Wie die Utopieliteratur aussieht, präsentierte der Literaturkritiker Martin Zähringer an diesem Abend in zwei Teilen. In Teil 1 wurden Klassiker der Utopieliteratur vorgestellt. Das begann mit dem Humanisten Thomas Morus, der 1516 das Werk „Utopia“ veröffentlichte, auf das sich viele der nachfolgenden utopischen Romane beziehen. Zum Beispiel der Amerikaner Ernest Callenbach, der 1975 in „Ökotopia“ beschrieb, wie sich Kalifornien von den USA abtrennt, um eine radikale Öko-Republik zu gründen. Callenbach wiederum war ein Vorbild für Dirk C. Fleck, der 1994 mit dem Roman „Go! Die Ökodikatur“ den deutschen Öko-Staat als Dystopie also Schreckensort entwarf. Der „Spiegel“ schrieb, das Buch gehöre in die Gelbe Tonne, die deutsche Science Fiction-Gesellschaft gab dem Autor dafür den Sci-Fi-Preis des Jahres 1994.
Freya Kreutzkam und Jonas Broxtermann, die auch im Theaterstück „Migraaaanten“ die Hauptrollen spielen, lasen aus diesen Romanen vor. (Das sehenswerte Stück Migraaaanten wird übrigens vom 25. Mai bis 28. Mai wieder im Ballhaus Prinzenallee aufgeführt.) Theresa Hannig erklärte dem Publikum nach szenischen Lesungen aus ihrem Roman in Teil 2 ausführlich, was die von ihr erfundene Künstliche Intelligenz „Einbug“ bewirken könnte, wenn das Chaos der Menschheit und also auch der Klimawandel zu weit gehen. „Die KI kommt zu dem Entschluss, dass der Überverbrauch und damit die wachsende Umweltzerstörung aufhören, wenn die globale Wirtschaft auf gerechte Preise setzt. Und wenn jeder Weltbürger ein bedingungsloses Grundeinkommen von der Organisation „Pantopia“ bekommt, dann braucht man auch keine Staaten mehr, die letztlich nur dazu da sind, die Ungleichheit zu organisieren.“ Einbug berechnet die Utopie des perfekten Kapitalismus, aber in der lebhaften Diskussion nach der Lesung wurde deutlich, dass man dieser jüngsten Figur der utopischen Literatur nicht so ohne weiteres folgen könnte. Man hätte eher Angst vor einer KI, die die Macht über die Menschen übernimmt.
Martin Zähringer sagt: „Natürlich gibt es einen Widerspruch zwischen Einbugs berechneter Utopie und den meisten anderen Werken der utopischen Literatur, die den berechendnen Kapitalismus selbst als Ursache des Problems erkennen. Aber ich finde solche Widersprüche im Bereich des Literarischen produktiv.“ Der Regisseur Oliver Toktasch sagt: „Ich kann mir vorstellen, dass wir diese Lesungen ästhetisch weiter ausbauen. Das Theater kann ja mit relativ einfachen Mitteln große Wirkung erzeugen. Der ganze Raum kann eingesetzt werden, die Technik, das Publikum.“ Und solche Möglichkeiten des Theaters würde Martin Zähringer gerne für die Literatur in Anspruch nehmen. Er plant für das Jahr 2023 eine kleine Reihe für das Ballhaus Prinzenallee: LITERATUR AKTION WEDDING / Lektüren im Kontext. „Diese Kontexte sollen möglichst viel mit der Lebenswelt hier im Kiez zu tun haben, aber nicht nur.“
Das von ihm mitgegründete Weddinger CLIMATE CULTURES network e.V. (gemeinnützig) würde im Ballhaus Prinzenallee gerne auch eine Literaturwerkstatt für jüngere Menschen durchführen, die Lust haben, kurze literarische Texte zum Thema Klimawandel zu schreiben. Spenden können (steuerabzugsfähig) auf das Vereinskonto eingehen. Weitere Informationen auf der Website des Vereins:
https://www.climate-cultures-network.com/about.html
Fotos CC Network
KEIN PRIMA KLIMA
Mutter Erde in Not,
Die Menschheit bedroht.
Die Klimakonferenzen vergeigt,
Wärmer wird’s, der Meeresspiegel steigt.
Für den Energiehunger der Welt
Werden heut’ ganze Wälder gefällt.
Raubbau, Wegwerftrend und Plastikflut,
Dem Heimat-Planeten geht’s nicht gut.
Was ist unser Wohlstand, alles Geld,
Wenn am Ende kollabiert die Welt.
Der Schutz von Umwelt und Klima
Muss vorn steh’n auf der Agenda.
Gegen der Welt Not und Elend
Gilt es anzugeh’n konsequent.
WACHSTUMSWAHN
Man produziert und produziert,
Plündert Ressourcen ungeniert.
Gewinnmaximierung ist Pflicht,
Die intakte Natur zählt nicht.
Börsenkurse steh’n im Fokus,
Umweltschutz in den Lokus.
Plastikflut und Wegwerftrend,
Man konsumiert permanent.
Nur unser ständiges Kaufen
Hält das System am Laufen.
Unser westlicher Lebensstil
Taugt nicht als Menschheitsziel.
Die Jagd nach ewigem Wachstum
Bringt letztlich den Planeten um.
Das oberste Gebot der Zeit
Muss heißen Nachhaltigkeit.
Statt nur nach Profit zu streben,
Im Einklang mit der Natur leben.
FÜR EINE BESSERE WELT
Der Mensch, dieses kluge Wesen
Kann im Gesicht der Erde lesen.
Er sieht die drohende Gefahr,
Spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
Zu viele Buchen und Eichen
Mussten schon der Kohle weichen.
Homo sapiens muss aufwachen,
Seine Hausaufgaben machen.
Retten wir den herrlichen Wald,
Bewahren die Artenvielfalt.
Kämpfen wir für Mutter Erde,
Dass sie nicht zur Wüste werde.
Spielet lieber die Gitarre,
Als zu tragen eine Knarre.
Lasst die weißen Tauben fliegen,
Aggression und Hass besiegen.
Für die Zukunft des Planeten,
Weg mit den Atomraketen.
Ende der Waffenexporte,
Abrüstung an jedem Orte.
Gegen wildes Spekulieren
Muss man Banken regulieren.
Für die Pflege braucht es Gelder,
Nicht für Managergehälter.
Lasst Obdachlose nicht allein,
Mieten müssen bezahlbar sein.
Wir brauchen die Mindestrente
Und der Hungerlöhne Ende.
Die Leute legen ab den Neid,
Die Religionen ihren Streit.
Fromme und Heiden sind vereint,
Uns’re Sonne für alle scheint.
Keiner ist des Anderen Knecht,
Für alle gilt das Menschenrecht.
Jeder kann glauben, was er will,
Frieden und Freiheit unser Ziel.
POEM FOR MOTHER EARTH
The earth is our mother,
We will not have another.
There’s no better place to find
For animals, plants, mankind.
Green woods, beautiful lakes,
Nature has got, what it takes.
We have to keep clean the air,
As environment everywere.
Put an end to coal mining,
Nuclear power and fracking.
Climate concerns all nations,
Just as plastic in the oceans.
For good living day and night
Must change darkness and light.
Our planet, so wonderful blue,
We will always protect, we do!
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen