Die Fraktion der SPD hat im Sommer erreicht, dass der Nettelbeckplatz umbenannt wird. Begründung für den Plan zur Umbenennung: “Der Platz ist heute noch nach Joachim Nettelbeck (1738−1824) benannt, der aktiv im Versklavungshandel tätig war und Koloniallobbyismus betrieb.” Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat dem SPD-Antrag am 26. August zugestimmt. Nun muss sich das Amt mit dem Anliegen befassen.
In der Diskussion hatte die CDU in der BVV gefordert, “auch ausdrücklich mildere Mittel, wie eine Umwidmung, also eine Benennung nach Person, Ort gleichen Namens” zu prüfen. Ein Klick bei Wikipedia zeigt, welche Bedeutungen möglich sind. In Brandenburg gibt es das Dorf Nettelbeck, ein Ortsteil von Putlitz. Zweiter Suchtreffer ist die querschnittsgelähmte Petra Nettelbeck, die in den 1960er Jahren trotz Rollstuhl beim NDR eine erfolgreiche und beliebte Fernsehansagerin wurde. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, die sie als Fernsehstar würdigten. Der Vorschlag der CDU, deutsche Kolonialgeschichte durch Umdeutung aus dem öffentlichen Raum herauszunehmen, wurde abgelehnt. Die Mehrheit in der BVV wünscht eine Tilgung des Namens. Das theoretische Konzept dahinter heißt Dekolonisierung, oft mit dem Anglizismus Decolonize betitelt.
Der Grund, warum ein neuer Name gesucht werden soll, liegt für die Politiker in einer Recherche des Mitte-Museums. Diese Nachforschung stützt sich im Wesentlichen auf eine Stellungnahme der Universität Erfurt. Drei Erfurter Wissenschaftler, die sich zugleich in einer politischen Initiative engagieren, schreiben: “Joachim Nettelbeck war als Obersteuermann am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt und hat versucht, drei preußische Könige zum Erwerb von Kolonien zu bewegen.” Vollständiger Text hier.
Die Befürworter einer Umbenennung des Weddinger Nettelbeckplatzes sehen offenkundig Konflikte voraus. So gab es in Mitte Streit um die Bezeichnung Mohrenstraße und im Wedding um die Namen mehrerer Straßen im Afrikanischen Viertel. Deshalb sollen die Anwohner am S‑Bahnhof Wedding frühzeitig eingebunden werden. Das soll die bezirkliche Stadtteilarbeit leisten. “Die Informationsvermittlung über die Umbenennungsgründe sowie der Ideenaustausch zur Namensfindung für die Neubenennung des Platzes sollen im Zusammenwirken mit den Strukturen der bezirklichen Stadtteilarbeit vor Ort stattfinden”, heißt es im Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Mit bezirklicher Stadtteilarbeit sind Begegnungsstätten und Stadtteilzentren gemeint. Aus Sicht des Amtes wäre dem Nettelbeckplatz das Familienzentrum am Nauener Platz und das Sprengelhaus zugeordnet.
Mit einem Namensvorschlag zu Wort gemeldet hat sich der Weddinger Heimatverein. Er schlägt vor, den Ort in “Platz der unbesungenen Heldinnen” umzubenennen. Eine Informationstafel soll an Franziska Bereit, Marie Burde und Stephanie Hüllenhagen erinnern. “Als ein Zeichen für die Zivilcourage im Kleinen, ehren wir die Weddinger Frauen, die im Dritten Reich jüdischen Mitbürgern das Leben gerettet haben und bereits in Yad Vashem/Israel als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet werden.”
Eine kürzere Fassung des Textes stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Endlich wird wieder eines unserer drängendsten Probleme angegangen.
Vielleich sollten wir es einfach wie viele amerikanische Städte machen und die Straßen in Ost-West und in Nord-Süd-Richtung durchnummerieren, dann müssen wir nicht alles alle paar Jahrzehnte nach dem Zeitgeist umbenennen.
Hallo Heiko Schmitz
denn Gedanken hatte ich nachdem ich meinen Kommentar abgeschickt hatte
Wir könnten auch alle Strassen von Ost-West nach Jungs und von Nord-Süd nach Mädchen benennen , alle bezirksverbiendenden Strassen einfach Damm oder Allee benennen und weil der Nettelbeckplatz ganz früher mal einfach nur M benannt wurde werden alle Plätze von A‑Z bezeichnet … dann wird wohl endlich Ruhe im Karton sein :)))))
Grüße
Hallo
der Herr Beuth hat von 1781–1853 gelebt und irgendwann hat er sich mal hier mal dort antisemitisch geäußert… hat er oder hat er nicht , so ganz ist das wohl nicht geklärt und selbst wenn , ist das nach 200 Jahren wirklich so wichtig , zumal die Namensgebung der Hochschule wegen der Verdienste um die Gewerbeförderung und Industrialisierung Preußens erfolgte und diese sind unbestritten.
Wer hat sich in dieser Zeit noch so alles antisemitisch geäußert… war das Goethe, Schiller , Kant !!??
Nun ist der Nettelbeckplatz dran… Der Platz hieß im Hobrecht-Plan zunächst Platz M und wurde am 1. Mai 1884 nach Joachim Nettelbeck wegen seiner Rolle als „Retter“ bei der Belagerung Kolbergs 1807, benannt
1807 … auch schon eine Weile her und niemanden hat es gestört. Nun hat jemand heraus gefunden , das der Herr auf einem Sklavenschiff gearbeitet hat … als Obersteuermann. Nettelbeck kommandierte ein großes Beiboot, das dicht an der afrikanischen Küste entlang fuhr, um bei örtlichen Anbietern Sklaven gegen Waffen, Schießpulver, Tabak, Schnaps, Textilien und Krimskram zu erhandeln. Später als er seine Lebenserinnerungen niederschrieb kam er zu folgender Erkenntniss:
„Vor 50 Jahren war und galt dieser böse Menschenhandel als ein Gewerbe, wie andre, ohne daß man viel über seine Recht- oder Unrechtmäßigkeit grübelte. Wer sich dazu brauchen ließ, hatte die Aussicht auf einen harten und beschwerlichen Dienst, aber auch auf leidlichen Gewinn. Barbarische Grausamkeit gegen die eingekaufte Menschen-Ladung war nicht nothwendiger Weise damit verbunden und fand auch wohl nur in einzelnen Fällen statt; auch habe ich, nie dazu geraten oder geholfen.“
Haben wir nicht in der Gegenwart genug Probleme die angepackt werden sollten, die weit wichtiger sind als uns mit Namesänderungen zubefassen?
Auf dem Nettelbeckplatz gibt es allerhand Müll, Ratten und zerbrochene Bierflaschen. Eigentlich schlafen zu jedem beliebigen Zeitpunkt mindestens zwei Leute auf den Bänken und mindestens vier betrinken sich. Der Rest holt Essen oder Kaffee und eilt flotten Schrittes den Platz auf dem Weg zu einer einladenderen Lokalität. Vielleicht möchte man nicht auf dem Nettelbeckplatz verweilen und erst recht keinen Schluck aus dem Trinkbrunnen nehmen
Also … auf gehts fangen wir gleich damit am Nettelbeckplatz an
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Nettelbeck
https://wollen-berlin.de/blogs/news/wedding-kolumneder-nettelbeckplatz-tanz-den-aufschwung-mit-mir
https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/6428594–958092-nach-langer-debatte-neuer-name-fuer-hoch.html