Nach Plänen von Peter Josef Lenné wurde ab 1848 der Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal gegraben, der bis 1850 zum Plötzensee führte und seit 1859 bei Saatwinkel am Tegeler See in die Havel mündete. Dieser Kanal war anfangs kein Großschiffahrtsweg – erst ab 1914, als er für größere Schiffe zwischen Berlin und Stettin ausgebaut wurde. Heute bietet er idyllische Wanderwege am südwestlichen Rand des Wedding.
Kähne wurden gezogen
Die kleinen Lastschiffe, von denen viele mit Ziegeln für die aufstrebende Stadt Berlin beladen waren, legten am Nordhafen an. Sie wurden mit Menschen – oder Pferdekraft vom Ufer aus mit Seilen gezogen, das sogenannte Treideln. Der dafür notwendige Weg am Uferrand wurde im Wedding im Jahr 2006 zu einer Promenade ausgebaut.
Von hier aus kann man abtauchen in ein anderes Berlin, eines am stillen Kanalufer. Dennoch gibt es auch dort einiges zu entdecken und zu erleben.
Wandervorschlag am Kanalufer entlang
Die Wanderung beginnt an der Sellerstraßenbrücke (500 m westlich des U Reinickendorfer Str). Hier kann man direkt hinuter bis zur Mündung der Panke in den Kanal gehen. Dabei handelt es sich nicht um die natürliche Pankemündung (die befindet sich am anderen Arm der Panke, der Südpanke, die am Schiffbauerdamm gegenüber des Bahnhofs Friedrichstraße in die Spree mündet). Vielmehr wurde dieser künstlich angelegte Graben später in den Kanalbau integriert.
Unter der Straßenbrücke hindurch geht es in den relativ neu angelegten Park am Nordhafen, der ebenfalls sehr nah an der Uferkante liegt. Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass hier Dutzende Lastkähne mit Baustoffen anlegten und mit einem Kran entladen wurden. Die Uferwege des in den 1950er-Jahren entstandenen Parks wurden vor ein paar Jahren neu gestaltet. Dabei wurde am Fundament des früheren Krans eine kleine Plattform angelegt.
Der Uferweg steigt hinter dem Park an und es muss die breite Fennstraße überquert werden. Biegt man links auf den Gehweg der neuen Straße Nordufer ab, kommt man dem Kanal wieder nahe. Nach Unterquerung der letzten Eisenbahnbrücke geht nun links ein kleiner Weg zum Ufer hinab, der eigentliche Treidelweg. Die Grünanlage ist schon etwas verwildert, aber zwischen den Büschen hindurch gibt es immer wieder schöne Ausblicke auf den träge vor sich hindümpelnden Kanal. Auf der Höhe des Pekinger Platzes hat man eine Wiese freigehalten, auf der eine (demontierte) Schaukel steht. Vom verkehrsberuhigten Platz aus führt ein steiler Pflasterweg zum Treidelpfad hinab.
Wer sich das Ganze von oben anschauen möchte, hat auf einem Metallbalkon die Gelegenheit dazu. Gegenüber befindet sich das Landesamt für Einwanderung, die ehemalige Ausländerbehörde. Außerdem schlägt der schlanke Torfstraßensteg für Fußgänger und Radfahrer eine Brücke ins gegenüberliegende Moabit.
Weiter geht es am immer schmaler werdenden Treidelpfad. Gegenüber kommt nun ein grüner Förderkran in den Blick. An Werktagen kann man oft beobachten, wie Kohleschiffe entladen und die Steinkohle auf ein Förderband abgeladen wird. Direkt dahinter befindet sich das Heizkraftwerk Moabit, das zum Kanal hin noch ein hübsches historisches Gebäude aus dem Jahr 1901 besitzt. Noch bis 2026 soll hier Kohle verstromt werden.
Auf Höhe des Robert-Koch-Instituts überspannt ein Fernwärmerohr den Kanal, der Treidelpfad wurde hier unterbrochen. Jetzt heißt es zurück auf die Straße zu gehen (das Institutsgebäude aus dem Jahr 1900 verdient einen zweiten Blick) und die breite Föhrer Straße zu überqueren. Auf der anderen Straßenseite rechts beginnt das ausgedehnte Gelände des Charité-Campus Virchow Klinikum.
Auf der linken Seite des Nordufers wurde ein breiter Fuß- und Radweg angelegt, der interessante Blicke über den Kanal auf den gegenüberliegenden Westhafen bietet. Auch hier gibt es wieder die Möglichkeit, zum Treidelpfad hinabzugehen und auf Höhe des Kanals zu wandern. Vor der Seestraßenbrücke kann man wieder hoch gehen, zum grünen Eckernförder Platz, wo sich auch die Wendeschleife der Straßenbahnlinien M13 und 50 befindet. Oder man geht unter der Brücke durch auf die andere Seite. Dort geht eine Treppe hinauf zum Nordufer, an dem man noch ganz lange am Kanal entlanglaufen kann.
Der schöne Treidelpfad ist eine meiner Joggingstrecken. Das Ende stimmt aber nicht ganz. Man kann auch noch unter der Seestraßenbrücke hindurchgehen und gelangt dann über eine Treppe zum Nordufer.
Danke für die Info! Der Text wird entsprechend geändert.